Tristan und Isolde
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Die Erzählung von Tristan und Isolde ist neben der vom Gral oder der von König Artus und seiner Tafelrunde eine der Quellen, die von der erzählenden Literatur des europäischen Mittelalters häufig verwendet wurden. Zahlreiche Dichter unterschiedlicher Volksliteraturen – besonders in Frankreich und Deutschland – haben ihr dichterisches Können an der Gestaltung dieses spannungsreichen Stoffes erprobt.
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[Bearbeiten] Handlung
Der Inhalt der Legende lässt sich - verkürzt - so zusammenfassen: Tristan, ein in jeder Hinsicht herausragender junger Mann, hat den Auftrag, die schöne Königstochter Isolde von Irland ihrem zukünftigen Ehemann Marke, dem König von Cornwall, zuzuführen. Während der Überfahrt nach Britannien trinken die beiden versehentlich von einem eigentlich für Isolde und Marke bestimmten Liebestrank. Tristan und Isolde verlieben sich sofort unsterblich ineinander. In der Folgezeit brechen die Liebenden alle gesellschaftlichen und religiösen Gesetze, ziehen Verderben auf sich selbst und die Menschen in ihrem Umfeld. Nach mehreren, immer unwahrscheinlicheren abenteuerlichen Verstrickungen erliegt das Liebespaar schließlich einer Täuschung, infolge derer zunächst Tristan und gleich darauf vor Kummer auch Isolde stirbt.
[Bearbeiten] Ursprung
Der Ursprung der Tristan-Legende lässt sich nicht zuverlässig rekonstruieren. Sicher ist, dass es bereits vor den schriftlichen Adaptionen eine weit zurückliegende keltische, mündliche Tradition gegeben hat, insbesondere in Cornwall. Dort hat man u. a. eine Stele aus dem 6. Jahrhundert mit der Inschrift „DRVSTANVS“ gefunden. Verschiedene mittelalterliche Tristan-Erzählungen nehmen außerdem direkt auf dieses Gebiet Bezug. Die ältesten erhaltenen Verschriftlichungen des Stoffes sind in altfranzösischer Sprache abgefasst. Sie sind allesamt nur fragmentarisch überliefert. Unter ihnen ragen die im 12. Jh. entstandenen Romane von Béroul und von Thomas von England (einem Anglonormannen) besonders heraus. Der Tristan-Roman Chrétiens de Troyes (ebenfalls 12. Jh.) ist nicht erhalten, zeugt aber von der immensen Popularität der Legende.
[Bearbeiten] Bearbeitungen
Von Eilhart von Oberg stammt die erste deutsche Bearbeitung des Tristan-Stoffes. Sein Tristrant dürfte wohl Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden sein. Aus dem 12. Jahrhundert sind nur drei Pergament-Bruchstücke seines Textes erhalten. Drei aus dem 15. Jahrhundert stammende Papier-Handschriften, die vermutlich auf eine Bearbeitung des Textes aus dem 13. Jahrhundert zurückgehen, überliefern den vollständigen Text.
Auf der Version des Thomas von England schließlich fußt der "Tristan" des mittelhochdeutschen Dichters Gottfried von Straßburg (13. Jh.), dessen ebenfalls fragmentarisches Epos als 'klassische' Stoffrepräsentation des Mittelalters gilt.
Über das Mittelalter hinaus schufen zahlreiche weitere Schriftsteller, bildende Künstler und Komponisten Tristan-und-Isolde-Bearbeitungen, etwa Hans Sachs (Tragödie, 1553), Richard Wagner (Tristan und Isolde, Oper, 1859) und Thomas Mann, dessen Novelle (Tristan, 1901) sich wiederum mit Wagners Oper beschäftigt.
Um 1400 ließen Franz und Nikolaus Vintler aus Bozen auf ihrem Schloss Runkelstein einen Teil des Sommerhauses mit Terraverde-Fresken zum Motiv von Tristan und Isolde ausmalen.
[Bearbeiten] Literatur
Zink, Michael (ed.) (1989): Tristan et Iseut. Les poèmes francais. La saga norroise. Textes originaux et intégraux présentés, traduits et commentés par Daniel Lacroix et Philippe Walter. Paris: Le livre de Poche [Lettres Gothiques] 4521. (mit einer sehr guten Einführung und der skandinavischen Adaption des Tristan-Romans von Thomas von England aus dem 13. Jh., die die Legende komplett wiedergibt)