Gregor MacGregor
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Gregor MacGregor (* 24. Dezember1786, † 1845) war Heerführer in den südamerikanischen Befreiungskriegen. Später wurde er als Betrüger und Hochstapler bekannt, der als „Fürst von Poyais“ ein südamerikanisches Land frei erfunden und vermarktet hat.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Der Freiheitskämpfer
Über Gregor MacGregors Jugend weiß man wenig. Er selbst bezeichnete sich als Sohn einer alten schottischen Offiziersfamilie, die seit Generationen Offiziere für das „Black Watch"-Regiment gestellt hatte. Auch er diente zunächst als Offizier in der englischen Armee.
Anfang des 19. Jahrhunderts verfolgte ganz Europa den Befreiungskampf Südamerikas gegen die spanischen Kolonialherren. Als der venezolanische Revolutionsführer Simon Bolivar 1811 nach London kam, um Offiziere für seine Armee anzuwerben, trat auch MacGregor in seine Dienste. In Caracas wurde MacGregor General Francisco de Miranda unterstellt, der bereits in amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft hatte. Miranda verfolgte den Traum eines neuen Inkareichs, vielleicht die erste Wurzel für MacGregors spätere Staatsgründungsträume. Trotz des wechselhaften Kriegsglücks blieb MacGregor bei den Revolutionären und wurde aufgrund seiner strategischen Begabung zum General ernannt.
Mit dem sicheren Sieg vor Augen, begannen sich die südamerikanischen Revolutionäre von ihren Söldnern zu trennen. MacGregor nahm seinen Abschied, ging in die USA und leitete dort im Juni 1817 ein Söldnerunternehmen zur Eroberung von Spanisch-Florida, das von amerikanischen Geschäftsleuten finanziert wurde. Das Unternehmen scheiterte und er ging nach Südamerika zurück.
Hier hatte sich das Kriegsglück wieder gewendet und MacGregor trat erneut in Bolivars Dienste, erhielt hohe Auszeichnungen und heiratete Bolivars Nichte Josefa. Nach dem Sieg der Revolutionstruppen wandte sich MacGregor auf eigene Faust nach Mittelamerika. Mit einem Söldnertrupp von 250 Mann griff er 1820 das spanische Portobello in der Landenge von Panama an. Aufgrund der starken spanischen Gegenwehr misslang das Unternehmen. Aber MacGregor gab nicht auf und landete wenige Monate später mit dem Rest seiner Truppe an der sogenannten Moskitoküste in Nicaragua. Der Küstenstreifen war offiziell seit 1655 britisches Protektorat, aber Ende des 18. Jahrhunderts hatten die meisten Siedler die ungesunde und wirtschaftlich uninteressante Gegend verlassen. MacGregor besetzte quasi Niemandsland. Er schloss mit dem Häuptling der dort lebenden Poyais-Indianer einen Konzessionsvertrag und erklärte, das Gebiet kolonisieren zu wollen.
[Bearbeiten] Der Hochstapler
Noch im selben Jahr, 1820, erschien MacGregor als selbst ernannter „Fürst von Poyais“ in London. Der Freiheitskämpfers hatte sich in einen Betrüger verwandelt.
Er behauptete, das Land „Poyais“, wie er die Moskitoküste jetzt nannte, habe sich unter seiner Herrschaft als „Gregor I.“, Souveräner Fürst von Poyais und „Kazike" des Poyaisvolkes, zu einem blühenden Staatswesen entwickelt. Es hätte eine große Hauptstadt mit Schloss, Parlamentsgebäude, Opernhaus, Kathedrale und modernen Hafenanlagen. Im Land gäbe es reiche Goldvorkommen und fruchtbaren Boden für Neusiedler. Erstaunlicherweise wurden seine Behauptungen nicht angezweifelt. Einerseits war in England das Wissen über nichtenglische Besitzungen in der Neuen Welt gering, andererseits suchte die aufstrebende englische Nation neue Märkte und Kolonisationsgebiete. Es gilt allerdings als gesichert, dass MacGregor zur Absicherung seines Projekts auch einigen einflussreiche Personen Schmiergeld zahlte, um seinem Vorhabens die nötige politische Unterstützung zu sichern. MacGregors „Charge d'affaires“ John Richardson, ein alter Freund aus den Befreiungskriegen, wurde vom englischen König Georg IV. empfangen, MacGregor selbst zur Förderung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern als „Sir Gregor“ in den Adelsstand erhoben.
Währenddessen begann MacGregor mit seinen Gehilfen den Staat „Poyais“ zu Geld zu machen: Ein Stich der „Hauptstadt von Poyais" wurde angefertigt, Flugschriften gedruckt, ein Handbuch für Siedler herausgegeben und im ganzen Land Versammlungen abgehalten. Einwanderungsbüros verkauften an potentielle Auswanderer Grundbesitz in Poyais für vier Shilling pro Morgen und „Gregor I.“ ernannte zahlungskräftige Engländer zu Regierungsbeamten seines Landes. Ihr britisches Geld hatte er vorher in frisch gedruckte poyaische Valuta gewechselt. Ab September 1822 segelten die ersten Schiffe mit Auswanderern nach Mittelamerika. Im Oktober 1822 legte MacGregor schließlich mit Hilfe einer angesehenen Londoner Bankfirma eine Anleihe von £ 200 000 zur „Konsolidierung des Staates Poyais" auf, deren Anteile innerhalb weniger Wochen gezeichnet wurden.
Ende 1822 kam es an der Moskitoküste zur Katastrophe. Die ersten beiden Auswandererschiffe waren am „Schwarzen Fluss“, an dem die Hauptstadt des Landes liegen sollte, gestrandet. Viele der Neusiedler starben, die Überlebenden wurden im April 1823 von einer Rettungsexpedition aus der Kolonie Britisch Honduras evakuiert. Weitere Aussiedlerschiffe fing die britische Marine ab. Ab Herbst 1823 kehrten die ersten enttäuschten Siedler nach England zurück. Doch MacGregors Einfluss war noch groß genug, um einen öffentlichen Skandal zu vermeiden. Im Gegenteil, weitere Anleihe wurden 1825 und 1826 ausgeschrieben.
„Gregor I.“ zog aber lieber nach Paris um, wo er sofort mehrere Gesellschaften „zur Förderung der Entwicklung von Poyais" gründete. Im Herbst 1825 verlies die erste Gruppe französischer Auswanderer Frankreich Richtung Poyais. Seiner Sache zu sicher, kehrte MacGregor 1827 nach London zurück und wurde sofort verhaftet. Aber durch seine Verbindungen konnte er einen Prozess verhindern, ebenso in Frankreich, wo man ihn auch angeklagt hatte.
MacGregor zog sich in die französische Provinz zurück und lebte einige Jahre von seinem Vermögen. Aber noch immer wurden poyaische Anleihen – von ihm oder seinen ehemaligen Mitarbeitern – angeboten. 1834 taucht er in Schottland auf, wo er erneut versuchte Landbesitzurkunden zu verkaufen. 1836 veröffentlichte er eine „Verfassung der Indischen Küste in Mittelamerika, genannt Moskitoküste", die sich stark an die amerikanische Unabhängigkeitserklärung anlehnte, aber ohne öffentliche Resonanz blieb.
1839, sein Vermögen war verbraucht, beantragte er die venezolanische Staatsbürgerschaft, die Wiedereinsetzung in seinen Generalsrang und die sofortige Pensionierung. Seine Anträge wurden genehmigt und er siedelte nach Caracas um. 1845 ist er dort gestorben, ohne für seine betrügerischen Machenschaften bestraft worden zu sein.
[Bearbeiten] Literatur
- Egon Larsen: Gregor MacGregor, Fürst von Poyais. In: Ders.: Hochstabler. Hamburg: Ernst Kabel 1984, S. 88 – 102, ISBN 3-921909-42-2
- Richard T. Gregg: Gregor MacGregor, Cazique of Poyais: 1786-1845. London: International Bond & Share Society (Scripophily Library) 1999, ISBN 0951125028
- David Sinclair: The Land That Never Was: Sir Gregor MacGregor and the Most Audacious Fraud in History. London: Headline Review 2003, ISBN 0755310799
[Bearbeiten] Weblinks
- Website des MacGregor-Clans
- MacGregors Floridainvasion
- Schottisches Poyaisian Stock Certificate von 1831
Personendaten | |
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NAME | MacGregor, Gregor |
KURZBESCHREIBUNG | Freiheitskämpfer und Hochstabler |
GEBURTSDATUM | 1786 |
STERBEDATUM | 1845 |
STERBEORT | Caracas |
Kategorien: Revolutionär | Betrüger | Schotte | Geboren 1786 | Gestorben 1845 | Mann