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Große Nordwände der Alpen - Wikipedia

Große Nordwände der Alpen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die großen Nordwände der Alpen sind je nach Definition eine Gruppe von meist drei oder sechs Nordwänden alpiner Berge, die sich durch ihre besondere Größe, Schwierigkeit oder Gefährlichkeit für Bergsteiger auszeichnen.

„Wer mit Sicherheit eine solche Wand durchklettern kann, muss sich wohl erhaben fühlen über alle menschlichen Kleinigkeiten.“[1]
(Anderl Heckmair, Erstdurchsteiger der Eiger-Nordwand)
Die Eiger-Nordwand, die berühmteste der großen Nordwände der Alpen
Die Eiger-Nordwand, die berühmteste der großen Nordwände der Alpen

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Drei bzw. sechs große Nordwände

Die Grandes-Jorasses-Nordwand
Die Grandes-Jorasses-Nordwand

Meist ist von drei oder sechs großen Nordwänden der Alpen die Rede:

  • Die „drei großen Nordwände der Alpen“, auch bezeichnet als „die (drei) letzten Probleme der Alpen“, „die (drei) klassischen Nordwände“ oder schlicht „die Trilogie“:
  • Die „sechs großen Nordwände der Alpen“:

Manchmal begegnet man auch Ausdrücken wie „die vier großen Alpenwände“, in diesem Fall sind die „Großen Drei“ plus eine vierte, meist die Petit-Dru-Nordwand, gemeint.

Der Erste, der den Begriff der „drei großen Wandprobleme“ verwendete, war Fritz Kasparek 1938, einer der Erstdurchsteiger der Eiger-Nordwand. Sein damaliger Gefährte Anderl Heckmair griff diese Terminologie elf Jahre später wieder auf, indem er sein 1949 erschienenes Buch mit „Die drei letzten Probleme der Alpen“ betitelte.[2]

[Bearbeiten] Das kanonische Prinzip der großen Nordwände

Die Matterhorn-Nordwand (rechts)
Die Matterhorn-Nordwand (rechts)

Nicht die absolute Wandhöhe entscheidet darüber, ob eine Nordwand zu den „großen Nordwänden“ der Alpen zu zählen ist, sondern in erster Linie schwierigkeitstechnische und historische Faktoren. So ist beispielsweise die Nordwand des Triglav in den Julischen Alpen mit 1500 m Wandhöhe eine der höchsten Alpenwände überhaupt, sie wird jedoch aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Schwierigkeit nicht zum Kanon der „großen Nordwände“ gerechnet. Zusammenfassend lässt sich also sagen: „Große Nordwände“ im rein deskriptiven Sinne gibt es in den Alpen viele, „Große Nordwände“ im engeren, kanonischen Sinne je nach Definition nur drei oder sechs. Manche dieser Wände sind strenggenommen keine Nordwände, sondern eigentlich Nordwest- (zum Beispiel Eiger) oder Nordostwände (Piz Badile); aus Gründen der Sprachökonomie und der Kanonbildung werden aber auch diese Wände als Nordwände bezeichnet.

[Bearbeiten] Die Faszination Nordwand

Dass immer von großen Nordwänden, nicht jedoch von Ost-, Süd- oder Westwänden die Rede ist, ergibt sich daraus, dass die Nordwände hoher Berge auf der Nordhalbkugel durch ihre schattseitige Lage automatisch eine höhere Vereisung, einen allgemein ernsteren Charakter und damit größere Schwierigkeiten als viele andere Wände aufweisen. Während die Himmelsrichtung Süden eher mit Sonnenschein und Wärme assoziiert wird, gilt für den Norden, zumal für eine steile, schattige, schwierige nordseitige Bergwand, genau das Gegenteil. Das Konzept Nordwand steht im alpinistischen Sinne für Kälte und Gefahr, und es ist mehr als nur ein Wortspiel, dass man die berüchtigte Eiger-Nordwand aufgrund der zahlreichen tragisch endenden Besteigungsversuche salopp auch Mordwand nannte[3], wodurch der eindeutige Bezug zur Todesgefahr hergestellt wird. Die mythosartige Faszination, die für viele Bergsteiger vom Phänomen Nordwand ausgeht, stand sogar Pate für den Namen der bekannten Outdoorbekleidungsmarke The North Face[4].

[Bearbeiten] Historischer Überblick

[Bearbeiten] Vor 1920

Als 1865 das Matterhorn zum ersten Mal bestiegen wurde, ging eine Ära zu Ende. Ein für unbesteigbar gehaltener Berg war erklommen, und auch wenn mehrere der Erstbesteiger beim Abstieg ums Leben kamen, lautete die Erkenntnis: Das Unmögliche war möglich geworden, und es galt nur als eine Frage der Zeit, bis noch schwierigere und „unmöglichere“ Unternehmungen folgen würden. Um 1870 waren fast alle bekannten und nennenswerten Gipfel der Alpen bestiegen, lediglich bei einigen untergeordneten, unzugänglichen oder besonders schwierigen Felszacken dauerte es noch bis zur Jahrhundertwende, bis sie zum ersten Mal betreten wurden.[5] Die führenden Bergsteiger der damaligen Zeit suchten sich nun neue Herausforderungen: Nach den Gipfeln richtete sich das Augenmerk bald auf die großen Wandfluchten der Alpen, die bis dato alle noch unbestiegen waren. Als erste große Wände wurden 1872 die Monte-Rosa-Ostwand und 1881 die Watzmann-Ostwand durchstiegen – zwei der größten Alpenwände überhaupt, aber klettertechnisch verhältnismäßig moderat. Die meisten weiteren großen Wände der Alpen sollten in den nächsten Jahrzehnten folgen; die „großen Nordwände“ waren jedoch zunächst noch unmöglich, auch wenn Johann Grill, der Erstdurchsteiger der Watzmann-Ostwand, bereits am Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Gedanken spielte, in die Eiger-Nordwand einzusteigen.[6]

[Bearbeiten] 20er Jahre bis zur Erstdurchsteigung der Wände

Als in den 20er-Jahren im Fels- und zum Teil auch im Eisklettern mittlerweile beachtliche Schwierigkeitsgrade erreicht und gewaltige Wände wie die Laliderer-Nordwand und die Civetta-Nordwestwand durchstiegen waren, wandte sich die Aufmerksamkeit der Szene zunehmend den wenigen Wänden der Alpen zu, denen noch keine Durchsteigung abgerungen worden war. Nur eine Handvoll dieser undurchstiegenen Wandfluchten, an denen die Schwierigkeiten größer zu sein schienen als anderswo, meist Nordwände, war Anfang der 30er-Jahre noch übriggeblieben.

Vor allem die noch undurchstiegenen Nordwände von Eiger, Grandes Jorasses und Matterhorn standen aufgrund ihrer Dimension und Bekanntheit im Mittelpunkt des Interesses. Durch den Nimbus von Gefahr und Todesmut, der sich nun durch zahlreiche erfolglose Versuche um die Erstdurchsteigung entwickelte, wurden diese Wände zu einzigartigen Prestigeobjekten, die einem im Erfolgsfall zum internationalen Durchbruch verhelfen konnten. Allein die Besteigung einer dieser Wände, vor allem die Erstdurchsteigung, war ein fieberhaft verfolgtes Ziel, dem einige Bergsteiger aufgrund vielfältiger Ursachen wie mangelhafter Ausrüstung oder Wetterstürzen zum Opfer fielen. Als die Nordwände von Matterhorn (1931) und Grandes Jorasses (1935) schließlich durchstiegen waren, blieb nur noch die Eigerwand übrig, die dann auch folgerichtig als das „letzte Problem der Alpen“[7] bezeichnet wurde und erst 1938 von einer deutsch-österreichischen Viererseilschaft (Anderl Heckmair, Heinrich Harrer, Fritz Kasparek und Ludwig Vörg) durchstiegen werden konnte.

Die Besteigungsversuche der 30er Jahre wurden als „Schicksalsunternehmungen nationaler Tragweite“ von einem großen Publikum mitverfolgt und erlangten schließlich auch eine politische Dimension, indem das NS-Regime den bergsteigerischen Erfolg am Eiger propagandistisch vereinnahmte: Adolf Hitler feierte die Pioniertat seiner Landsleute „als Zeugnis des unbeugsamen Siegeswillens der deutschen Jugend“[8] und begrüßte die vier Bergsteiger persönlich mit den Worten „Kinder, was habt ihr geleistet!“[9]. Bis heute ist umstritten, inwieweit Heinrich Harrers geschriebene Aussage „Wir haben die Eiger-Nordwand durchklettert über den Gipfel hinaus bis zu unserem Führer!“[10], seine Mitgliedschaft bei NSDAP und SS und das bereitwillige Auftreten Anderl Heckmairs (der jedoch nie NSDAP-Mitglied war) zusammen mit Hitler[11] eine überzeugte Gesinnung oder nur politischen Opportunismus und Mitläufertum widerspiegeln.

[Bearbeiten] Nach der Erstdurchsteigung der Wände bis in die 60er Jahre

Gerade im zeitlichen Rahmen zwischen den 30er-Jahren und den 60er-Jahren ist die Ersteigungsgeschichte der großen Nordwände ein Spiegelbild der Geschichte des Alpinismus selbst: Auf dem Normalweg waren alle Gipfel bereits bestiegen, das Klettern war jedoch noch nicht so weit entwickelt, dass allein Wände und Schwierigkeitsgrade ohne Gipfel gesucht worden wären. Der Gipfel in Kombination mit einer großen, furchterregenden Wand war das bergsteigerische Ideal jener Zeit, und dementsprechend lesen sich die Begehungslisten der großen Nordwände bis in die 60er-Jahre wie ein Who's who des damaligen Spitzenbergsteigens. Nachdem mit der Eiger-Nordwand 1938 alle großen Nordwände durchstiegen waren, galt es, die ersten Winterdurchsteigungen durchzuführen oder alle großen Nordwände zu klettern. Als Anfang der 60er-Jahre auch diese Herausforderungen bewältigt waren, das Niveau des Spitzenalpinismus immer weiter stieg und bessere Ausrüstung sowie fortschrittlichere Trainingsmethoden die Erfolgschancen drastisch erhöhten, wurden nun immer schwierigere, oft möglichst direkte Linien („Direttissime“) durch die großen Wände gelegt. Auch diese wurden bald im Winter geklettert.

[Bearbeiten] Seit 1970

Schließlich waren es in den 70er und 80er-Jahren Solobegehungen auf Zeit, die – vor allem in der Eiger-Nordwand – Spitzenbergsteiger anlockten. Danach sank allmählich das Interesse an Einzeldurchsteigungen der großen Nordwände auf ihren Normalwegen; stattdessen wurde die Aneinanderreihung (enchaînement) von Nordwand-Durchsteigungen zum erklärten Ziel einzelner herausragender Alpinisten. Hatte Gaston Rébuffat bereits 1952 das Ziel erreicht, alle sechs großen Nordwände der Alpen zu durchsteigen, war nun die Durchsteigung (meist der „großen Drei“) innerhalb einer Saison oder sogar innerhalb von nur 24 Stunden das Traumziel extremer Bergsteiger. Den nicht mehr zu überbietenden Schlusspunkt dieser Entwicklung markiert wohl die schottische Bergsteigerin Alison Hargreaves, der alle sechs großen Nordwände der Alpen innerhalb einer Saison, solo und zusammengerechnet in weniger als 24 Stunden gelangen. Heute schmückt sich kein Spitzenbergsteiger mehr mit einer einfachen Durchsteigung einer großen Nordwand, selbst die Eiger-Nordwand hat ihren Nimbus von einst mittlerweile verloren. Wenn überhaupt, sind die großen Nordwände für Ausnahme-Alpinisten heute in erster Linie als Vorbereitungstouren für schwierigere Unternehmungen, etwa im Himalaya, oder zur Erstbegehung neuer, noch extremerer Sportkletter- oder Mixed-Routen interessant.

[Bearbeiten] Die großen Nordwände im Detail

[Bearbeiten] Die „großen Drei“

Nordwand Wandhöhe Gipfelhöhe Erstersteigung Erstersteiger 1. Winterbegehung 1. Solobegehung 1. Winter-Solo
Eiger 1650 m 3970 m 1938 Harrer, Heckmair, Kasparek, Vörg 1961 Hiebeler, Kinshofer, Almberger, Mannhard 1963 Darbellay ?
Grandes Jorasses 1200 m 4208 m 1935 Crozpfeiler
1938 Walkerpfeiler
Meier, Peters 1963 Bonatti, Zappelli ? ?
Matterhorn 1200 m 4478 m 1931 F. Schmid, T. Schmid 1962 v. Almen, Etter 1959 Marchart 1965 Bonatti

[Bearbeiten] Erweiterte Gruppe

Nordwand Wandhöhe Gipfelhöhe Erstersteigung Erstersteiger 1. Winterbegehung 1. Solobegehung 1. Winter-Solo
Petit Dru 700 m 3733 m 1935 Allain, Leininger 1964 Payot, Masino, Devouassoux ? 1955 Bonatti
Piz Badile 800 m 3308 m 1937 Cassin, Ratti, Esposito, Molteni † [12], Valsecchi † 1967 Darbellay, Bournissen, Armando, Calcagno, Troillet, Gogna 1952 Buhl 2006 Valsechini
Große Zinne 800 m 2999 m 1933 Comici, A. Dimai, G. Dimai 1938 Kasparek, Brunnhuber 1937 Comici ?



[Bearbeiten] Besondere alpinistische Leistungen

Abgesehen von den Erstbegehungen, die aus obigen Tabellen abzulesen sind, erregten vor allem Besteigungen auf Zeit oder Aneinanderreihungen von Begehungen der großen Nordwände Aufsehen:

[Bearbeiten] Einzelbesteigungen auf Zeit

Die „großen Nordwände“ wurden sowohl in Seilschaften als auch solo mit dem Ziel durchstiegen, so wenig Zeit wie möglich für die Durchsteigung zu benötigen. Während es in den ersten Jahren und Jahrzehnten nach der Erstdurchsteigung überwiegend Seilschaftsdurchsteigungen auf Zeit waren, die die besten Bergsteiger reizten, ging man im Zuge der Weiterentwicklung des Alpinismus und der gesteigerten Kletterfähigkeiten zunehmend zu Solobegehungen auf Zeit über. Die im Vergleich zu den Seilschaftsbegehungen deutlich kürzeren Begehungszeiten ergeben sich aus der Tatsache, dass Solokletterer auf Sicherung und Seilmanöver weitgehend oder vollständig verzichten können und daher – zum Preis des meist höheren Absturzrisikos – viel schneller vorwärts kommen.

  • 1959 durchstieg Dieter Mannhart solo in nur fünf Stunden die Matterhorn-Nordwand.
  • 1974 durchstiegen Reinhold Messner und Peter Habeler die Eiger-Nordwand in nur zehn Stunden, was bis heute als schnellste Seilschafts-Durchsteigung gilt.
  • 1982 durchstieg Thomas Bubendorfer die Grandes Jorasses-Nordwand und den Petit Dru-Nordpfeiler in jeweils 7 Stunden seilfrei und solo.
  • 1983 durchstiegen unabhängig voneinander Thomas Bubendorfer und Reinhard Patscheider die Eiger-Nordwand jeweils solo in unter fünf Stunden.
  • 1983 kletterten Thomas Bubendorfer und Peter Rohrmoser in 3:50 Stunden durch die Matterhorn-Nordwand.
  • 1997 durchstieg Christoph Hainz die „Superdirettissima“ der Große-Zinne-Nordwand solo, im Winter und in nur acht Stunden.
  • 2003 durchstieg Christoph Hainz die Eiger-Nordwand in nur 4½ Stunden.
  • 2007 durchstieg der Schweizer Ueli Steck am 21. Februar die Eiger-Nordwand in 3:54 Stunden.

[Bearbeiten] Mehrfachbesteigungen

  • Gaston Rébuffat war der erste Bergsteiger, dem alle sechs großen Nordwände gelangen (bis 1952).
Kurt Diemberger durchstieg als einer der Ersten die drei großen Nordwände (1956–58).
Kurt Diemberger durchstieg als einer der Ersten die drei großen Nordwände (1956–58).
  • Von 1961 bis 1962 gelangen Leo Schlömmer als Erstem die großen drei Nordwände innerhalb eines Jahres.
  • Von 1964 bis 1975 gelangen Yvette Vaucher als erster Frau alle sechs großen Nordwände.
  • Von 1977 bis 1978 gelangen Ivano Ghirardini als Erstem die großen drei Nordwände solo in einem Winter.
  • Bis 1979 durchstieg Norbert Joos die großen drei Nordwände im Alter von nur 19 Jahren.
  • Bis 1983 durchstieg Thomas Bubendorfer die großen drei Nordwände sowie die Nordwände von Droites und Civetta im Alter von nur 21 Jahren solo, teilweise seilfrei und in Rekordzeit.
  • 1991 durchstieg Robert Jasper die großen drei Nordwände solo innerhalb eines Jahres.
  • 1992 und 1993 stieg Catherine Destivelle als erste Frau solo und im Winter durch die großen drei Nordwände.
  • 1993 durchstieg Alison Hargreaves als erste Frau alle sechs großen Nordwände solo innerhalb eines Jahres und zusammengerechnet in weniger als 24 Stunden (sic!).

[Bearbeiten] „Enchaînements“

Der aus dem Französischen stammende Begriff „Enchaînement“ (wörtlich Verkettung, Aneinanderreihung) steht für Mehrfachbesteigungen bzw. Marathontouren, bei denen man zwischen den einzelnen Etappen nicht zu einem Basislager zurückkehrt; man führt also mehrere eigenständige Touren am Stück durch[13]. Dies trifft bei den nachfolgenden Unternehmungen im engeren Sinne zwar nur für C. Profit zu (der sie in dieser Form nur mittels Hubschrauberunterstützung durchführen konnte), doch ergibt sich im weiteren Sinne ein Enchaînement-Charakter auch bei den Touren von T. Cesen, E. Loretan und J.-C. Lafaille.

  • 1985 durchstieg Christophe Profit die großen drei Nordwände solo in nur 22½ Stunden.
  • 1986 durchstieg Tomo Cesen die großen drei Nordwände solo im Winter innerhalb einer Woche.
  • 1987 durchstieg Christophe Profit die großen drei Nordwände solo im Winter innerhalb von 42 Stunden.
  • 1989 durchstieg Erhard Loretan 13 Nordwände in den Berner Alpen (darunter die des Eiger) innerhalb von 13 Wintertagen.
  • 1995 durchstieg Jean-Christophe Lafaille innerhalb von 16 Tagen zehn alpine Nordwände solo, darunter die des Eiger und die des Matterhorns.

[Bearbeiten] Wissenswertes und Trivia

  • Die berühmteste und aufgrund Steinschlags und häufiger Wetterstürze gefährlichste der großen Nordwände ist die Eiger-Nordwand. Sie forderte bereits mehr als 54 Todesopfer[14]. Andere Alpenwände, wie zum Beispiel die Watzmann-Ostwand, haben zwar noch erheblich höhere Zahlen verunglückter Bergsteiger aufzuweisen (ca. 100[15]), doch resultiert dies weniger aus den großen Schwierigkeiten und Gefahren der Wand, sondern eher aus dem ungleich höheren Andrang der oft nicht genügend vorbereiteten Kletterer. Da die immensen Anforderungen der großen Nordwände bekannt sind, verirren sich relativ selten inkompetente Bergsteiger in sie; daher halten sich die Unglücksfälle im Vergleich mit frequentierteren Zielen meist in Grenzen.
  • Die klettertechnisch schwierigste und steilste ist die Große-Zinne-Nordwand, allerdings handelt es sich hierbei um reine Felskletterei. Sie ist auch die einzige, bei der der Gipfel unterhalb von 3000 m Höhe liegt und bei der – auch bedingt durch ihre Lage in Südtirol – die Gefahr von Wetter- und Temperaturstürzen sowie ein allgemein ernster, hochalpiner Charakter weniger vorhanden sind als bei den anderen großen Wänden.
  • Die klettertechnisch schwierigste kombinierte (Eis- und Fels-)Wand ist die Grandes-Jorasses-Nordwand. Sie wurde zuerst über den Crozpfeiler erstbestiegen (1935); bald etablierte sich jedoch die Route über den Walkerpfeiler, erstbegangen 1938, als die klassische Route durch die Grandes-Jorasses-Nordwand.
  • Den Gebrüdern Schmid wurde 1932 für ihre bravouröse Erstdurchsteigung der Matterhorn-Nordwand im Jahr zuvor, zu der sie von München aus mit dem Fahrrad angereist waren, die olympische Goldmedaille, der Prix olympique d'alpinisme, verliehen. Toni Schmid erlebte die Auszeichnung allerdings nicht mehr, da er kurz zuvor in der Nordwand des Wiesbachhorns tödlich verunglückt war.
  • Alison Hargreaves durchstieg (vermutlich 1988) die Eiger-Nordwand, als sie mit ihrem Sohn im sechsten Monat schwanger war[16].

[Bearbeiten] Andere große Nordwände der Alpen

Abgesehen von den sechs oben genannten Nordwänden gibt es noch eine Reihe weiterer Alpen-Nordwände, die auch von hohem Schwierigkeits- und/oder Bekanntheitsgrad sind. Sie werden oft als „große Wände“, „große Felswände“ oder „große Eiswände der Alpen“ bezeichnet, dies jedoch nicht immer mit dem Hinweis auf ihre nordseitige Lage; so gut wie nie werden sie in eine unmittelbare Reihe mit Eiger-, Matterhorn- und Grandes-Jorasses-Nordwand gestellt. Es handelt sich hier also eher um eine deskriptive bzw. faktische als um eine kanonische Klassifizierung.
Zu diesen Wänden zählen vor allem:

Auch Reinhold Messner war an den großen Nordwänden aktiv: Bevor er sich dem Höhenbergsteigen zuwandte, reifte er Ende der 60er Jahre mit extremen Touren in den Nordwänden von Ortler, Eiger, Grandes Jorasses, Droites, Civetta und Agnér zum Spitzenbergsteiger.
Auch Reinhold Messner war an den großen Nordwänden aktiv: Bevor er sich dem Höhenbergsteigen zuwandte, reifte er Ende der 60er Jahre mit extremen Touren in den Nordwänden von Ortler, Eiger, Grandes Jorasses, Droites, Civetta und Agnér zum Spitzenbergsteiger.

[Bearbeiten] Kombinierte Wände bzw. Eiswände

  • Droites-Nordwand (R. Messner: „[Gilt] als die wildeste unter den Alpenwänden.“[17] Wollte man den Kreis der „großen Nordwände“ von sechs auf sieben erweitern, so müsste man dabei am ehesten die Droites-Nordwand berücksichtigen.)
  • Grands-Charmoz-Nordwand („Einer der härtesten Aufstiege der Alpen“[18])
  • Courtes-Nordwand
  • Triolet-Nordwand
  • Dent-d'Hérens-Nordwand
  • Ortler-Nordwand
  • Königsspitze-Nordwand

[Bearbeiten] Felswände

Die großen reinen Fels-Nordwände der Alpen befinden sich alle in den Ostalpen:

[Bearbeiten] Galerie

[Bearbeiten] Anmerkungen und Quellenangaben

  1. zitiert aus: Messner, Reinhold: Die großen Wände.
  2. zitiert aus Volken, Marco: Badile. Kathedrale aus Granit.
  3. Einige Belege für dieses oft verwendete Wortspiel: [1], [2], [3], [4]
  4. siehe auch den englischen Wikipedia-Artikel [5]
  5. Anmerkung: Auch heute gibt es immer noch unbetretene Felsspitzen in den Alpen; hierbei handelt es sich jedoch um untergeordnete Erhebungen, deren Besteigung bisher noch nicht als lohnenswert oder sinnvoll erachtet wurde. Alle nennenswerten und halbwegs wichtigen Gipfel wurden bis spätestens zum Beginn des 20. Jahrhunderts bestiegen.
  6. zitiert aus dem Artikel Eiger; dort fehlt allerdings ein Quellenbeleg, weswegen diese Aussage mit Vorsicht zu genießen ist.
  7. Einige Beispiele für diesen häufig verwendeten Begriff: [6], [7], [8], [9].
  8. zitiert aus: [10]
  9. vgl. [11] und [12].
  10. zitiert aus Harrer, Heinrich: Um die Eiger-Nordwand, Zentralverlag der NSDAP 1938; siehe auch [13].
  11. vgl. [14], [15] und [16]
  12. †: beim Abstieg ums Leben gekommen.
  13. Siehe zum Beispiel den englischen Wikipedia-Artikel Enchainment
  14. vgl. [17]
  15. So die Angaben zahlreicher Internetseiten wie zum Beispiel [18] und [19], siehe auch Höfler, Horst: Watzmann. Mythos und wilder Berg, Zürich 2001.
  16. vgl. [20]
  17. zitiert aus Messner, Reinhold: Alleingang Nanga Parbat, München 1979, S. 21f.
  18. Ralf-Peter Märtin: Nanga Parbat. Wahrheit und Wahn des Alpinismus, Berlin 2002, S. 66

Weitere Daten sind diversen Internetseiten wie zum Beispiel den Homepages der jeweiligen Bergsteiger entnommen bzw. entstammen den unten genannten Buchpublikationen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Destivelle, Catherine: Solo durch große Wände, AS Verlag, Zürich 2003 ISBN 3-909111-13-0
  • Hargreaves, Alison: A Hard Day's Summer: Six Classic North Faces Solo, Hodder & Stoughton, London 1995 ISBN 0-340-60602-9
  • Messner, Reinhold: Die großen Wände. Von der Eiger-Nordwand bis zur Dhaulagiri-Südwand, BLG Buchverlag 2000. ISBN 3405159814
  • Rébuffat, Gaston: Sterne und Stürme. Die großen Nordwände der Alpen, GeraNova Bruckmann 1986. ISBN 3765420581
  • Volken, Marco: Badile. Kathedrale aus Granit, AS Verlag 2006. ISBN 3909111211. Zu allen sechs Nordwänden vor allem S. 101 und 134.
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