Großkampfschiff
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Großkampfschiff ist die Bezeichnung für die artilleristisch kampfstärksten Überwasserkriegschiffe etwa seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Großkampfschiffe hatten 20.000 bis 60.000 Tonnen Verdrängung und waren geprägt durch die mitgeführte Hauptartillerie mit zunächst zehn bis zwölf Geschützen mit einem Kaliber von 30 cm in fünf bis sechs Türmen. Diese Feuerkraft wurde später durch acht bis zwölf Geschütze mit einem Kaliber bis 46 cm in drei bis vier Türmen gesteigert. Die Panzerung, Reichweite und Geschwindigkeit steigerte sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, als die Wehrlosigkeit dieser Schiffe gegenüber angreifenden Flugzeugen oder Torpedos deutlich wurde. Der Wirkungsradius eines Großkampfschiffes war durch die Reichweite seiner Geschütze von bis zu 40 km und durch die vorhandenen Zielbeobachtungsmöglichkeiten (visuell, Radar) begrenzt.
Die HMS Dreadnought kann als erstes Großkampfschiff gelten. Gleichzeitig trat die Kiellinie als taktische Formation zurück, denn die Gelegenheit zu Schlachten, bei denen sich ganze Flotten begegneten, schwanden. Statt dessen waren besonders im Zweiten Weltkrieg großräumige Seegebiete mit starken Kampfverbänden zu kontrollieren, deren Hauptmacht durch eines oder mehrere Großkampfschiffe repräsentiert war, bis diese durch Flugzeugträger abgelöst wurden.
Als Großkampfschiffe können auch Schlachtkreuzer gelten, die sich vom herkömmlichen Schlachtschiff vor allem durch die überlegene Geschwindigkeit unterscheiden, wofür meistens eine schwächere Bewaffnung oder Panzerung in Kauf genommen wurde. So hatten die ersten Schlachtkreuzer wie die Invincible ein schwächeres Hauptkaliber als zeitgenössische Schlachtschiffe und trugen auch weniger Geschütze, zuerst acht, später bis zu zehn. Bei britischen Schlachtkreuzern war zudem die Panzerung deutlich schwächer ausgelegt.
Zwischen den Weltkriegen wurden Schlachtschiff und Schlachtkreuzer zum neuen Typ des Schnellen Schlachtschiffs zusammengeführt, das die Vorteile beider Typen vereinte. Die Schlachtschiffe hatten nun genug Antriebsleistung, um die Aufgaben von Schlachtkreuzern übernehmen zu können, und vereinten damit die Vorzüge hoher Geschwindigkeit, starker Panzerung und schwerer Bewaffnung.
Im Zweiten Weltkrieg wurden Großkampfschiffe zunehmend gefährdet durch Flugzeuge mit Bomben und Torpedos, so dass sie durch Geleitschiffe und immense Flakbewaffnung geschützt werden mussten. Nach dem Zweiten Weltkrieg schwand ihre militärische Bedeutung fast vollkommen, da sie einerseits zu empfindlich gegen moderne Lenkwaffen waren und andererseits in ihrer taktischen Bedeutung sehr eingeschränkt waren.
Die letzten militärischen Einsätze, die durch Großkampfschiffe durchgeführt wurden, waren Küstenbombardierungen im Vietnamkrieg in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre und Bombardierungen durch Marschflugkörper im ersten Golfkrieg 1991 durch amerikanische Schlachtschiffe, die noch im 2. Weltkrieg gebaut worden waren.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren sie als kampfkräftigste Kriegsmaschinen überhaupt eindrucksvolle Zeugnisse militärischer und wirtschaftlicher Macht von Staaten wie Deutschland, England, Frankreich, Italien, Japan und auch den USA.