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Geschütz

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Kartaune„Greif“ auf der Festung Ehrenbreitstein, gegossen 1524, zu ihrer Zeit die größte, 200 Zentner schwere Kanone Europas. Sie verschoss 188 Pfund schwere Geschosse mit 94 Pfund Schwarzpulver. Die Inschrift lautet: Der Greiff heiß ich. Simon goß mich. Meinem gnädigsten Herrn von Trier dien' ich. Wo er mich heißt gewalden, da will ich Dorn und Mauern zerspalten.
Kartaune„Greif“ auf der Festung Ehrenbreitstein, gegossen 1524, zu ihrer Zeit die größte, 200 Zentner schwere Kanone Europas. Sie verschoss 188 Pfund schwere Geschosse mit 94 Pfund Schwarzpulver.
Die Inschrift lautet:
Der Greiff heiß ich.
Simon goß mich.
Meinem gnädigsten Herrn von Trier dien' ich.
Wo er mich heißt gewalden,
da will ich Dorn und Mauern zerspalten.
Rekonstruktion einer Wandlafette mit Halbkartaune von 1669 in Magdeburg
Rekonstruktion einer Wandlafette mit Halbkartaune von 1669 in Magdeburg

Der Ausdruck Geschütz (urspr. die Waffe des Schützen, d. h. Bogen) bezeichnet im Militärwesen eine schwere, nicht zum Handgebrauch verwendbare Rohr-Waffe. Der Begriff Geschütz umfasst Mörser, Haubitzen und Kanonen, wobei Mörser ein kleines Verhältnis zwischen Kaliber und Rohrlänge haben (wenige Kaliberlängen), Haubitzen ein mittleres und Kanonen ein großes. Allerdings sind diese Begriffe nicht scharf abgegrenzt. Die Geschütze sind in der Truppengattung „Artillerie“ zusammengefasst. Die Entwicklung der Geschütze war sehr stark abhängig von der allgemeinen technischen Entwicklung, seien es die Erfindung des Schießpulvers, die Gusstechniken, die Motorisierung usw.; Reichweite, Feuerkraft und Treffgenauigkeit wurden immer weiter gesteigert.



Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

  • Im Mittelalter wurde die schwerste der mechanischen Wurfmaschinen erfunden, das Trebuchet, das auch nach der Einführung der Feuerwaffen weiter eingesetzt wurde.
  • Die erste Feuerwaffe war der „pot de fer“ („Eisentopf“), der zuerst 1324 in Metz eingesetzt wurden. Die erste Darstellung gibt es bei Walter de Milimete von 1326. Es waren bauchige Töpfe, die auf tischähnlichen Gestellen lagen und schwere Pfeile verschossen. Diese provisorischen Kleingeschütze waren zugleich die Ahnherren der Handrohre - der ersten Handfeuerwaffen der Geschichte.
  • Das erste Pulvergeschütz kam bei der Eroberung der Rudelsburg am 22. April 1348 zum Einsatz.[1]
  • Die nächste Fortentwicklung war die Bombarde oder auch Steinbüchse. Ein jetzt zylindrisches Rohr aus Schmiedeeisen verschoss zunächst ca. 200 Pfund schwere Stein- später dann auch Metallkugeln. Kleinere Steinbüchsen wurden auch schon aus Bronze gegossen. 1415 benutzte Heinrich V. zehn Geschütze, um die Mauern von Harfleur einzuschießen. 1453 wurde die bis dahin uneinnehmbare doppelte Mauer mit Wassergraben um Konstantinopel von den Türken sturmreif geschossen. Ebenso wurden die Lafetten entwickelt und in den Hussitenkriegen erstmals Geschütze auf Fahrzeugen montiert, außerdem bereits als Schiffsgeschütze auf Schiffen eingesetzt.
  • Im 16. Jahrhundert wurden die Belagerungsgeschütze zu Hauptbüchsen, Scharfmetzen, Kartaunen und Basilisken entwickelt. Ab 1550 wurde das auf Doppelkartaunen, Kartaunen und Halbkartaunen vereinfacht und auf das Kalibersystem umgestellt. Mitte des 16.Jhd. waren die Doppelkartaunen die schwersten Belagerungsgeschütze. Zu dieser Zeit wandelte sich auch der Sprachgebrauch, der das Geschoßgewicht zur Geschützbezeichnung werden ließ, z. B. wurden Kartaunen zu „40-Pfündern“ und Halbkartaunen zu „24-Pfündern“. Leichte Hinterlader wurden bevorzugt auf Schiffen in Drehbassen montiert. Bald kam man aber von den Hinterladern wegen mangelnder Gasdichte wieder ab. In den nächsten 200 Jahren sollte es zu keinen wesentlichen Veränderungen der Geschütze kommen. Es gab nur kleinere Verbesserungen wie etwa Höhenrichtschrauben, die das aufwendige Höhenrichten von Hand mit Keilen und Hebeln unnötig und den Zielvorgang präziser machten. Auch musste nicht nach jedem Schuss die Höhe neu ausgerichtet werden. Eine weitere Verbesserung Anfang des 18. Jahrhundert war die Einführung von Steinschlössern zur Zündung. Dadurch entfiel das ständige Bereithalten einer brennenden Lunte auch bei Kanonen. Man begann mit dem Bau kleinerer Geschütze für die Infanterie, den so genannten Amüsetten.
  • Mitte des 19. Jahrhunderts kam es infolge der industriellen Revolution zu weitreichenden Neuerungen: Geschütze mit gezogenem Lauf konnten explosive Langgeschosse verschießen, die durch die Züge in Rotation versetzt wurden, was die Treffgenauigkeit entscheidend verbesserte. Damit konnte erstmals die Reichweite über die Kernschussweite hinaus gesteigert werden. 1840 gelang es dem schwedischen Industriellen Baron von Wahrendorff in Serie ein Hinterladungssystem für (noch glatte) Kanonen zu konstruieren. Bald führte man in Preußen dieses System der Hinterladerkanone ein. 1846 ließ Wahrendorff ein System für gezogene Rohre folgen. Ebenso führte die Erfindung der Eisenbahn auch zu ersten Eisenbahngeschützen. Die Geschütze wurden auch vermehrt auf Pivotlafetten montiert, was gerade auf See zu einer besseren Richtbarkeit der Geschütze führte und den Rückstoß auffing.
  • Nach Entwicklung des Kraftfahrzeuges werden Geschütze zunächst durch Lastwagen gezogen und später sehr mobil und z. T. gepanzert auf Panzern oder Selbstfahrlafetten angebracht.

[Bearbeiten] Mystik

Seit der Erfindung des Schießpulvers hatten Geschütze auch immer etwas mystisches. Aus dieser Zeit sind einige Sinnsprüche überliefert, die in das Hinterstück der damaligen Geschütze eingegossen wurden. Ähnlich wie bei der Feldschlange oder Basilisken wurde dem einzelnen Geschütz eine mythische Bedeutung zugeordnet:

Scharpff Hierss
Geschützprüfung im 15. Jahrhundert
Geschützprüfung im 15. Jahrhundert
Ich bin genannt der scharpffe Hierß
Wo ich zu einem Schloß ein Pierß
Stoß ich nyder mit meym gehürn
Pollwerck mawer prustwer vnd thuern
Ercker vnd Zynnen fell ich nyder
Kum ich dreyen malen wyder
So wird das schloß von mir erschellt
Das es über den pergk ab fellt.
Scharpffe Metz
Ich bin ein scharpffe Metzs genant
Wo ich wirdt in ein S(t)att gesant
Do thu ich übern Graben tantzen
Durch rinckmawr zwinger vnd schantzen
Durch kirche häuser keller kuche
Gewelb stuben kammer thu ich suche
Vnd was mich irrt am wyderprallen
Das küssz ich so das es mueß fallen.

Die Tradition der Namensgebung für besondere Geschütze der Artillerie lässt sich bis ins 20. Jahrhundert verfolgen. Populär waren dabei immer wieder weibliche Vornamen. Im Ersten Weltkrieg belegte man den 42 cm-Mörser der Firma Krupp mit dem Namen Dicke Bertha. Das schwerste Geschütz aller Zeiten trug den Namen Dora. Ein weniger bekanntes Beispiel sind die beiden Kanonen Silvia und Lucrezia der Festung Crestawald in der Schweiz aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Aber auch männliche Namen wurden verwendet, wie etwa für den Mörser Karl.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Quellen

  1. Pro Leipzig eV (Hrsg.): Im Elsterland zwischen Zwenkau, Groitzsch und Pegau. In Zusammenarbeit mit den Städten Zwenkau, Groitzsch und Pegau hrsg. v. Pro Leipzig e.V., Leipzig 2002, S. 178
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