Gustav Wellenstein
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Gustav Wellenstein (* 27. Juli 1906 in Trier; † 14. August 1997 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Forstwissenschaftler. Der Forstzoologe ist vor allem mit entomologischen Arbeiten hervorgetreten. Berühmt ist die von ihm wesentlich mitverfasste Untersuchung Die Nonne in Ostpreußen (1942), eine der umfangreichsten Monografien über eine Insektenart überhaupt.
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[Bearbeiten] Leben und Wirken
Der Forstmeister Gustav Wellenstein konzentrierte sich früh auf entomologische Fragen. So untersuchte er 1931/32 eine Nonnengradation in Coburg und unternahm als Assistent des von Hermann Eidmann geleiteten Zoologischen Instituts in Hannoversch Münden Studien zur Ökologie der Kieferneule. Als sich im Sommer 1933 in Ostpreußen der Beginn einer großen Nonnengradation abzeichnete, die vor allem die dortigen ausgedehnten Kiefern- und Fichtenbestände bedrohte, entschloss sich die preußische Landesforstverwaltung zu einer mehrjährigen Beobachtung des Ablaufs der Massenvermehrung. Dabei sollten nicht nur nähere biologische Erkenntnisse über die Nonne gewonnen, sondern vor allem auch taugliche Diagnose- und Bekämpfungsmöglichkeiten entwickelt werden. Nach seiner Bereisung der betroffenen Gebiete stellte Wellenstein in einem Gutachten fest, dass sich die Nonne in 20 Forstämtern auf einer Gesamtfläche von mehr als 100 000 Hektar stark vermehrt hatte.
Vor allem für die Rominter Heide, mit ihren 25 000 Hektar zusammenhängender Holzbodenfläche seinerzeit eines der größten deutschen Waldgebiete, hatte er eine starke Bedrohung ausgemacht. Sie wurde daher als Beobachtungsgebiet ausgewählt, die wissenschaftliche Leitung der Untersuchungen oblag Professor Eidmann. Als dessen erster Assistent übernahm Wellenstein im April 1934 die Leitung einer eigens errichteten Waldstation für Schädlingsbekämpfung in Jagdhaus Rominten. Dabei handelte es sich um ein Barackenlager mit Wohn- und Arbeitsräumen, von der aus er und seine 37 Mitarbeiter bis 1937 umfangreiche Studien, Beobachtungen und Experimente in den umliegenden Beständen unternahmen. Damit wurden sie zu Pionieren der Freilandforschung, die damals noch in den Kinderschuhen steckte. Die von der Waldstation entwickelten Untersuchungsmethoden hatten richtungsweisenden Vorbildcharakter für alle späteren Freilandstudien an schädlichen Forstschmetterlingen. Die umfangreichen Ergebnisse wurden 1942 in dem 682 Seiten starken Buch Die Nonne in Ostpreußen veröffentlicht, der innerhalb der Forstentomologie weltweit ersten geschlossenen Darstellung einer Insektengradation und ihrer Bekämpfung.
Wellenstein nutzte die von ihm verfassten Abschnitte, um damit 1943 an der Forstlichen Hochschule in Eberswalde zum Doktor der Forstwissenschaft und gleichzeitig auch an der Universität Königsberg zum Doktor der Naturwissenschaften zu promovieren. Bereits ein Jahr später folgte - ebenfalls in Königsberg - seine Habilitation.
Danach untersuchte er für die Forstdirektion Südwürttemberg-Hohenzollern die große Borkenkäferkalamität der Jahre 1944 bis 1951 in Südwestdeutschland, deren erfolgreiche Bekämpfung in erster Linie sein Verdienst war. Die Ergebnisse mündeten 1954 erneut in eine umfangreiche Darstellung in Buchform. Daneben drehte Wellenstein einen „Borkenkäferfilm“, der auch außerhalb Deutschlands starke Beachtung fand und als Lehrfilm eingesetzt wurde. Aufgrund der Erfahrungen mit forstschädlichen Insekten gründete die Forstdirektion Südwürttemberg-Hohenzollern 1948 die Forstschutzstelle Südwest, deren Leitung man Wellenstein übertrug. Nach der Gründung des Landes Baden-Württemberg wurde die Forstschutzstelle nach Wittental verlegt und wesentlich erweitert.
1957 wurde Wellenstein zunächst außerplanmäßiger, 1960 dann ordentlicher Professor an der Naturwissenschaftlich-Mathematischen Fakultät (ab 1970 Forstliche Fakultät) der Universität Freiburg im Breisgau, wo er bis zu seiner Emeritierung 1973 Direktor des Forstzoologischen Instituts war. Seine Forschungsergebnisse veröffentlichte er in den verschiedensten forstlichen und entomologischen Fachzeitschriften.
Bereits seit Mitte der 1960er Jahre setzte sich Wellenstein stark für den Umweltschutz ein. Während er in seinen jüngeren Jahren ein Verfechter des chemischen Pflanzenschutzes war, sah er dies in seinen späteren Lebensjahren sehr kritisch und fasste seine Bedenken 1975 in einem Vortrag zusammen, der 1976 unter dem Titel Ist unsere Gesundheit in Gefahr? Ein kritischer Rück- und Ausblick auf den chemischen Pflanzenschutz in Buchform veröffentlicht wurde. Der Forstzoologe setzte nun vor allem auf die biologische Schädlingsbekämpfung. In diesem Zusammenhang ist sein Name vor allem mit der Erforschung und Förderung der Waldameisen verbunden.
Gustav Wellenstein, der auch ein versierter Imker war, starb am 14. August 1997 in Freiburg im Breisgau.
[Bearbeiten] Schriften (Auswahl)
- (als Herausgeber und wesentlicher Mitverfasser): Die Nonne in Ostpreußen (1933-1937). Freilandstudien der Waldstation für Schädlingsbekämpfung in Jagdhaus Rominten. Monographien zur angewandten Entomologie, Nummer 15, Parey, Berlin 1942
- (als Herausgeber und wesentlicher Mitverfasser): Die große Borkenkäferkalamität in Südwestdeutschland 1944-1951. Berichte und Studien zur Lebensweise, Epidemiologie und Bekämpfung der rindenbrütenden Käfer an Fichte und Tanne, Forstschutzstelle Südwest, Ringingen 1954
- Ist unsere Gesundheit in Gefahr? Ein kritischer Rück- und Ausblick auf den chemischen Pflanzenschutz, Schwab, Schopfheim 1976, ISBN 3-7964-0021-3
[Bearbeiten] Literatur
- Rudolf Lühl et al.: Festschrift Gustav Wellenstein. Freiburger Waldschutz-Abhandlungen, Band 6. Institut für Forstzoologie, Freiburg im Breisgau 1986, ISBN 3-921954-06-1
- H. Ruppertshofen: Professor Wellenstein 80 Jahre alt in: Der Forst- und Holzwirt. 41. Jahrgang, Heft 16 1986, S. 453
- J. Schönherr: Professor Dr.Dr. Gustav Wellenstein 90 Jahre in: Allgemeine Forst- und Jagdzeitung. 167. Jahrgang, Heft 9/10 1996, ISSN 0002-5852, S. 204
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Wellenstein, Gustav |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Forstwissenschaftler, Zoologe und Entomologe |
GEBURTSDATUM | 27. Juli 1906 |
GEBURTSORT | Trier |
STERBEDATUM | 14. August 1997 |
STERBEORT | Freiburg im Breisgau |