Hammaburg
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Der Hamburger Domplatz gilt als eine Keimzelle der späteren Stadt Hamburg. Die Forschung ist sich jedoch nicht einig, ob der Platz auch der Standort der namengebenden historischen Hammaburg war.[1]
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[Bearbeiten] Namensursprung
Der Name hat seinen Ursprung aus dem Wort hamme (= in die Marsch vorspringende bewaldete Erhöhung, Gehölz, Wald; vergl. Stadtteil Hamm).
[Bearbeiten] Lage und Aufbau
Sie erhob sich auf einem flach auslaufenden Geestrücken inmitten der weiten ebenen Marschen zwischen Alster und Bille, südlich der heutigen Petrikirche. Der Wall hatte die Form eines Vierecks mit abgerundeten Ecken und bestand aus Plankenwerk, das man mit Erdreich angefüllt hatte, und wurde vermutlich auf noch älteren Anlagen errichtet. Die Größe lag bei ca 130 m × 130 m, die Wälle waren 5–6 Meter hoch und 15 Meter breit, bestanden aus ca 10.000 Bäumen und 20.000 m³ Erdreich. Innerhalb der Wallumzäunung, die durch Palisaden noch erhöht war, standen auf einem Areal von etwa einem Hektar die schlichte hölzerne Taufkirche (Marienkirche) des Bistums Hammaburg mit den zugehörigen Klostergebäuden der in der Stadt ansässigen Benediktiner sowie eine Reihe von Häusern, deren stattlichstes, der Königshof, der Burgvogt (Graf) bewohnte. Im Vordergelände des Erdwalles lag die Vorstadt mit den Unterkünften der Kaufleute und Handwerker. Sie grenzte an einen Hafen, der an einem der Nebenarme der Alster lag, dem 1866 zugeschütteten Reichenstraßenfleet (ursprünglich wohl die Billemündung).
[Bearbeiten] Geschichte
Die Hammaburg wurde früh bekannt durch Bischof Ansgar, einem von der fränkischen Kirche beauftragten Missionar, der die Hammaburg als Station für seine Bekehrungsaktivitäten der germanischen Stämme des Umlandes nutzte. Im Jahr 845 erreichten Wikinger über die Elbmündung stromaufwärts das Hafenfleet der Hammaburg, die sie gründlich plünderten und brandschatzten. Bischof Ansgar konnte nur mit knapper Not entkommen. Die Belagerer zogen nach der Verwüstung wieder ab. Die Hammaburg konnte sich aber von dieser Katastrophe nicht erholen und führte lange Zeit nur noch ein Schattendasein.
Erst mit der Verlagerung des Handels von der Ost- zur Nordsee, im 12. Jahrhundert, blühte sie als Namensgeberin der Stadt Hamburg wieder auf.
Quellenlage: Ein Bericht über den Angriff der normannischen Wikinger auf die Hammaburg ist aus der Feder des Erzbischofs Rimbert von Bremen überliefert. In seinem Werk Vita Anskarii schildert er das Leben und Wirken seines Amtsvorgängers, des später heilig gesprochenen Missionars und Bischofs Ansgar. Die Vita Anskarii ist die einzige Quellenangabe über die alte Hammaburg, aus wissenschaftlicher Sicht aber nicht unglaubwürdig. Rimbert lebte kurz nach Ansgar. Zudem ist wahrscheinlich, dass sich der alte Holzdom am selben Platz wie der spätere Mariendom befand.
Nach heutigen Erkenntnissen erstreckte sich der Wall der hölzernen Burg rund um den Domplatz, unterhalb des Pressehauses, des Scientology-Gebäudes und der Domstraße. Durch die mehrfache Aufschüttung und Bebauung liegt der heutige Domplatz mindestens vier Meter oberhalb der Hammaburg. Unter anderem standen an derselben Stelle sowohl der Hamburger Mariendom als auch das Johanneum.
[Bearbeiten] Ausgrabungen
Um die legendäre Hammaburg zu finden, wurden mehrere langjährige Ausgrabungen unternommen, die erste von 1947 bis 1957. 1943 legte ein Bombenangriff das 1840 fertig gestellte Johanneum in Schutt und Asche, die Reste wurden bis auf die Grundmauern abgetragen. Seitdem war der Domplatz frei von Bebauung.
1948 fand ein Ausgrabungsteam unter Dr. Reinhold Schindler unterhalb der Domstraße einen Wall mit Erdverfärbungen, die auf Palisaden hindeuteten. Schindler glaubte, die Hammaburg gefunden zu haben. Spätere wissenschaftliche Erkenntnisse ergaben jedoch, dass die bei den Grabungen gefundene Keramik aus der Wehranlage nicht der früh-, sondern der mittelslawischen Zeit entstammte. Daraus lässt sich schließen, dass die Anlage frühestens am Ende des 9. Jahrhunderts gebaut wurde - mindestens 50 Jahre nach dem Untergang der Hammaburg.
Bei Grabungen von 1980 bis 1987 fand man unterhalb der ersten eine zweite Wallanlage. Diese stammt aber aus dem 8. Jahrhundert und ist damit zu alt, um die Hammaburg zu sein, die laut der Vita Anskarii um 817 errichtet wurde.
Gegenwärtig wird durch Archäologen des Helms-Museums unter der Leitung von Karsten Kablitz das Areal erneut untersucht. Die Arbeiten auf dem Hamburger Domplatz begannen am 4. Juli 2005 und sind auf 18 Monate angelegt. Es wird die letzte Möglichkeit sein, an dieser Stelle Erkenntnisse über die Hammaburg auf dem Weg der Ausgrabung zu sammeln, da die bisher als Parkplatz genutzte Fläche nach den Arbeiten bebaut werden soll. Bis Ende 2005 befindet sich die Grabungsstelle direkt auf dem Domplatz, ab 2006 soll auch die Domstraße wieder aufgerissen werden. Hierbei will Kablitz' Team auch beweisen, dass der Platz der Hammaburg bereits weit vorher besiedelt wurde. Einen ersten Hinweis liefert eine Steinklinge, die ein Schüler bei einem Ausflug zum Ausgrabungsgelände zufällig gefunden hat.
Bisher wurden an der Grabungsstelle nur Spuren vor und nach der Zeit der Hammaburg gefunden, unter anderem ein Bruchstück des Kenotaphs von Papst Benedikt V. Die Analysen der Erdschichten dauern noch an.