Hawaiische Sprache
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Hawaiisch |
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Gesprochen in | Hawaiʻi | |
Sprecher | 1000 | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Bundesstaat Hawaiʻi der USA |
Die hawaiische Sprache ist die Sprache der polynesischen Ureinwohner der hawaiischen Inseln. Hawaiisch und Englisch sind die offiziellen Sprachen des US-Bundesstaats Hawaiʻi. Hawaiisch weist mit 13 Phonemen sehr wenige Laute auf; nur wenige Sprachen haben noch weniger.
Die hawaiische Sprache gehört zur austronesischen Sprachfamilie und ist mit Samoanisch, Maori, Fidschianisch und anderen polynesischen Sprachen verwandt. Eine entfernte Verwandtschaft besteht zu einigen südostasiatischen Sprachen und zu einigen Sprachen des Indischen Ozeans.
Die hawaiische Sprache ist vom Aussterben bedroht. Auf den meisten der hawaiischen Inseln wurde sie vom Englischen verdrängt und wird nicht mehr als Alltags- und Kommunikationssprache verwendet. Eine Ausnahme stellt die Insel Niʻihau dar, da sie sich in Privatbesitz befindet und deren Besuch streng reglementiert wird.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Verdrängung und Wiederbelebung
1900 sprachen noch 37.000 Menschen Hawaiisch als Muttersprache. Diese Zahl ist inzwischen auf 1.000 Muttersprachler abgesunken; die Hälfte von ihnen ist heute über 70 Jahre alt.
Die allmähliche Verdrängung der hawaiischen Sprache begann bereits mit dem sinkenden Anteil der Hawaiier an der Gesamtbevölkerung im 19. Jahrhundert. 1896 erklärte ein Gesetz Englisch zur Hauptsprache an allen öffentlichen und privaten Schulen (1896 Laws of the Republic of Hawaii, Act 57, sec. 30, 08.06.1896).[1] In den folgenden Jahrzehnten hielt diese Entwicklung an. Das 1957 erstmals erschienene Hawaiian-English dictionary (Pukui/Elbert)[2] kann heute als ein Umkehrpunkt betrachtet werden. In den folgenden Jahren wuchs das Interesse an der hawaiischen Sprache auf verschiedenen Gebieten, [3] bis sie schließlich 1978 mit einer Ergänzung der Verfassung[4] in den Rang einer offiziellen Sprache erhoben wurde. Mittlerweile gibt es hawaiischsprachige Schulen für Kinder, deren Eltern die Sprache für die nächste Generation erhalten (oder wiedereinführen) wollen. Im Rundfunk gibt es ein „Hawaiisches Wort des Tages“.
Eine wichtige Rolle bei der Wiederbelebung des Hawaiischen spielt genaue Wiedergabe der Laute in der Schriftsprache. Da die unterschiedliche Aussprache hawaiischer Wörter zu verschiedenen Bedeutungen führt, ist die Schreibung mit ʻOkina und Kahakō eine wesentliche Voraussetzung zur Verwendung hawaiischer Namen und Begriffe.[5][6]
Auswirkungen hat diese Wiederbelebung auch über den Bundesstaat hinaus. So wurden im Hawaiian National Park Language Correction Act of 2000 durch den Senat der Vereinigten Staaten Nationalparks in Hawaiʻi umbenannt, wobei die Schreibung mit den diakritischen Zeichen ʻOkina und Kahakō zum Gegenstand eines Bundesgesetzes wurde.[7]
[Bearbeiten] Hawaiian Creole English
- Hauptartikel: Hawaii Creole English
„Hawaiian Creole English“ (HCE; auch „Pidgin Hawaiian“ genannt, obwohl die Bezeichnung Pidgin von Linguisten nur für die erste Generation einer neuen Mischsprache gebraucht wird) ist eine örtlich gesprochene Mischung auf Basis des Englischen mit Lehnwörtern aus dem Hawaiischen und aus asiatischen Sprachen (vor allem Japanisch, Chinesisch und Tagalog), die entstand, als Einwanderer zur Arbeit auf den Zuckerrohr- und Ananasplantagen ins Land kamen und sich mit den einheimischen Plantagenarbeitern verständigen mussten. 1986 gab es noch 600.000 Sprecher des HCE, dessen stärkster Dialekt von Sprechern der englischen Standardsprache so gut wie nicht verstanden werden kann.
[Bearbeiten] Das hawaiische Lautsystem
Das hawaiische Lautsystem zeichnet sich durch charakteristische Lautverschiebungen gegenüber anderen polynesischen Sprachen aus. Die wichtigsten sind *K zu hawaiisch ' (Glottalverschlusslaut), *T zu hawaiisch K, *R zu hawaiisch L und *NG zu hawaiisch N. *W ist als solches erhalten und nicht zu V geworden. Die Vokale haben keine Veränderung gegenüber dem „Gemeinpolynesischen“ erfahren.
[Bearbeiten] Das hawaiische Alphabet
Das hawaiische Alphabet, pīʻāpā genannt, basiert auf dem lateinischen Alphabet und wurde im 19. Jahrhundert von US-amerikanischen Missionaren eingeführt. Der Sprachunterricht dazu erfolgte von Deutschen, daher werden alle Buchstaben und Worte deutsch ausgesprochen, was bis heute z. B. bei Amerikanern zu Problemen bei der Aussprache führt.
Für den stimmlosen glottalen Plosiv in der gesprochenen hawaiischen Sprache wurde zunächst kein Buchstabe geschrieben. Daher erscheint zum Beispiel die Buchstabenfolge aa im Ortsnamen Kapaa, obwohl vor dem letzten Vokal a der Konsonant ʻOkina gesprochen wird. Seit dem Erscheinen des Hawaiian-English dictionary[2] setzt sich zunehmend die korrekte Schreibweise mit ʻOkina durch (Kapaʻa).
Vor der Einführung des Alphabets gab es Hawaiisch nur in gesprochener Form. Es besteht aus 12 Buchstaben der lateinischen Schrift und dem Symbol für das ʻOkina, und ist damit eines der kürzesten Alphabete der Welt (das Rotokas-Alphabet hat einen Buchstaben weniger, die Pirahã-Sprache hat zwei Buchstaben weniger). Das Alphabet bildet die 13 Phoneme der Sprache klar ab. Die Buchstaben sind a, e, i, o, u, p, k, m, n, w, l, h und das Symbol ist das ʻOkina. Der Buchstabe w wird manchmal auch als v geschrieben. Ein Makron (im Hawaiischen kahakō genannt) über einem Vokal, wie bei ā, ē, ī, ō, ū, bedeutet, dass der Vokal lang gesprochen und die Silbe betont wird. Die Vokalfarbe ändert sich dabei nicht. Das Symbol ʻ (das im Hawaiischen ʻokina genannt wird) steht für den stimmlosen glottalen Plosiv und kann daher auch als Buchstabe angesehen werden.[8]
Zum Beispiel wird das Wort „Hawaii“ korrekt „Hawaiʻi“ geschrieben. Hier soll nach Überlieferung der Alten der Buchstabe „k“ fehlen, der Ursprungsname ist als Hawaiki überliefert. Die beiden i werden also auch getrennt gesprochen. Ein anderes Beispiel ist das Wort „Oʻahu“ (bevölkerungsreichste Insel Hawaiʻis). Die Betonung liegt hier auf dem „a“, nicht auf dem „u“. Die hawaiische Sprache besitzt mit nur 162 möglichen Silben den kleinsten Silbenvorrat aller Sprachen. Die Bedeutung mancher Wörter ändert sich mit der Betonung: Kane = Hautkrankheit, aber mit Betonung der ersten Silbe Kāne = Mann; Mana = Macht oder Kraft dagegen Māna = gekaute Masse.[9]
[Bearbeiten] Aloha
siehe Aloha
[Bearbeiten] Gebräuchliche Begriffe, Redewendungen und Ausdrücke
Hawaiisch | Deutsch |
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ʻae | Ja |
ʻāina | Land |
ala | Straße, Weg |
ānuenue | Regenbogen |
ʻaʻole | Nein |
aʻu | Schwertfisch, Marlin |
haku | zusammenfügen, weben, anordnen, Herstellung eines Lei, Kopfkranz |
hale | Haus, Gebäude, Saal |
Hana- | Bucht, Tal (NUR in Verbindung mit Ortsnamen) |
haole | wörtlich: „ohne Gottes Atem“, Fremder, Weißer (auch: caucasian) |
haupia | Puddingsorte (früher aus der Pfeilwurz und Kokosnusscreme gemacht, heute verwendet man eher Maisstärke) |
heiau | Tempelanlage, religiöse Stätte |
hele mai | Aufforderung: Komm her! |
holoholo | gehen |
hukilau | Fischernetz, mit einem Netz fischen |
hula | Sammelbegriff aller hawaiischen Tänze, von Gesang begleitet |
imu | Erdofen, in dem Spanferkel und andere Gerichte für Festlichkeiten zubereitet werden |
ipo | Liebling |
kahiko | alt, traditionell |
kai | Meer, Meerwasser, Salzwasser |
kalo | Taro |
kamaʻāina | auf Hawaiʻi geborener oder seit langer Zeit hier lebender Mensch |
kanaka | Mensch, Angehöriger der einfachen Klasse |
kane | Hautkrankheit |
kāne | männlich, Mann (auch der Gott Kāne) |
kapa | Bekleidungsstück, das aus der Rinde des Wauke-Baumes hergestellt wird |
kapu | Tabu, Verbot |
keiki | Kind, Nachkomme |
koholā | Buckelwal |
kōkua | Hilfe |
kona | der Windrichtung abgewandte Küstenseite |
koʻolau | der Windrichtung zugewandte Küstenseite |
kumu | Lehrer |
laulau | gedünstete und gefüllte Ti-, oder Bananen-Blätterpäckchen gefüllt mit Schweinefleisch, Rind, gesalzener Fisch oder Spitzen der Wasserbrotwurzel. Gebacken im Erdofen, gebraten oder gedünstet. |
lānai | Veranda, Balkon |
Lānaʻi | Insel vor Maui |
lei | Kranz aus Blumen, Blättern, Federn, Muscheln, Knochen, Zähnen ... |
lilikoʻi | Passionsfrucht |
limu | Algen |
lomilomi salmon | gehackter Lachs mit Zwiebeln und Tomaten |
lua | Bad, Toilette |
lūʻau | hawaiisches Festessen |
mahimahi | Delphin, Goldmakrele |
makai | seewärts, zum Meer hin, als Wegbezeichnung gebraucht |
makakai | Gischt des Meeres, mit Meereswasser bespritzt |
makani | Wind, Brise |
malihini | Neuankömmling, Besucher |
manō | Hai |
manu | Vogel |
mauna | Berg, gebirgig |
mele | Lied, Gedicht |
moana | Ozean |
nēnē | hawaiische Gans |
nui | viel, lang, bedeutend |
ʻono | köstlich, geschmackvoll, schmackhaft |
ʻōpakapaka | Blaubarsch, Blaufisch, Blue Snapper |
pāhoehoe | glatte, dickflüssige Lava |
pahu | Trommel, Schachtel, Behälter |
pali | Klippe |
paniolo | Cowboy |
pōhaku | Fels, Stein |
poi | 1. zerstampfte Tarowurzel |
pua | Blume |
pūʻili | Bambusrassel |
pūpū | Vorspeise |
ua | Regen |
uku | Kaiserfisch |
ukulele | Minigitarre der Portugiesen, wörtlich: hüpfender Floh |
ulua | Gaffelmakrele |
wahine | Frau, weiblich |
wikiwiki | schnell, eifrig |
Redewendungen und Ausdrücke | |
Pehea ʻoe? | Wie geht's? |
Maikaʻi | Mir geht's gut. |
Mahalo | Danke |
Mahalo nui loa | Sehr vielen Dank |
hauʻoli lā hānau! | Alles Gute zum Geburtstag |
Hauʻoli male ʻana eia hoʻi ola loa! | Glückliche Hochzeit und ein langes Leben |
Mele kalikimaka! | Frohe Weihnachten |
Hauʻoli makahiki hou; hapenūia | Frohes neues Jahr |
E pili mau nā pōmaikaʻi me ʻoe! | Alles Gute! |
Ka Huakaʻi Maikaʻi! | Gute Reise! |
E ola! | Gute Besserung! |
Pōmaika`i! | Viel Glück! |
Hauʻoli Lā i ala hou ai ka Haku! | Frohe Ostern! (evangelisch) |
Hauʻoli Pakoa! | Frohe Ostern! (katholisch) |
Hauʻoli Lā Makuahine!; ...Lā Makuakāne! | Alles Liebe zum Muttertag!; ... Vatertag! |
Haʻo iā ʻoe. | Vermisse Dich! |
E komo mai! | Willkommen! |
No koʻu aloha iā ʻoe wale nō! | Nur weil ich Dich liebe! |
Ma ka hiki ʻana mai o kau keiki kāne! | Alles Liebe zur Geburt eures Sohnes! |
Ma ka hiki ʻana mai o kau kaikamahine. | Alles Liebe zur Geburt eurer Tochter! |
Ua mau ke ea o ka ʻaina i ka pono | Das Leben des Landes bleibt in Rechtschaffenheit erhalten. (Das Motto von Hawaiʻi) |
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Adelbert von Chamisso: Über die Hawaiische Sprache. Facsimile edition with a critical introduction and an annotated bibliography of literature relating to the Hawaiian language, by Samuel H. Elbert. Philo Press, Amsterdam 1969. (First published in 1837)
- Albert J. Schütz: Hawaiianisch – Kenntnis und Verständnis. Abera Verlag, Hamburg 1998 (Abera Language Kit, 1), ISBN 3-931567-17-6 (Neuauflage 2001: 84 Seiten, Sprachkurs in deutsch, mit Wörterbuchteil und den wichtigsten Sätzen für Touristen)
[Bearbeiten] Weblinks
Wikipedia auf Hawaiisch |
- Literatur über Hawaiische Sprache in Bibliothekskatalogen: DNB, GBV
- Gordon, Raymond G., Jr. (ed.), 2005. Ethnologue: Languages of the World, Fifteenth edition. Dallas, Tex.: SIL International. Online version
- Hawaiian (englisch)
- Linguistic Lineage for Hawaiian (englisch)
- Online Wörterbuch Hawaiisch-Englisch, Englisch-Hawaiisch
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Book Review: Noenoe Silva, Aloha Betrayed: Native Hawaiian Resistance to American Colonialism, note 2, siehe auch Was Hawaiian Language Illegal? (englisch)
- ↑ a b Mary Kawena Pukui, Samuel H. Elbert: Hawaiian-English dictionary. University of Hawaii Press, Honolulu 1957.
- ↑ A Timeline of Revitalization (englisch)
- ↑ The Constitution Of The State Of Hawaii, Article XV (Add Const Con 1978 and election Nov 7, 1978)
- ↑ Suzanne Romaine: Signs of Identity, Signs of Discord. Glottal Goofs and the Green Grocer's Glottal in Debates on Hawaiian Orthography. In: Journal of Linguistic Anthropology, December 2002, Vol. 12, No. 2, pp. 189-224.
- ↑ "The presence or absence of glottal stops and macrons changes both pronunciation and meaning, ..." (S. 226); "I call particular attention to the symbols for two important elements in the spoken language: the glottal stop (reversed apostrophe) and lengthened, stressed vowels (macron). Without these symbols in the written language, pronunciation of a great many Hawaiian words cannot be determined - nor, it follows, can their meanings be accurately deciphered."(S. VI): Mary Kawena Pūkui, Samuel H. Elbert: New pocket Hawaiian dictionary. With a concise grammar and given names in Hawaiian. University of Hawaii Press: Honolulu 1996. ISBN 0-8248-1392-8.
- ↑ Hawaiian National Park Language Correction Act of 2000 (S.939) (englisch)
- ↑ "It's the official language of Hawai'i and we're misspelling the Hawaiian language everywhere. The ʻokina is a letter in the Hawaiian alphabet," said Sen. Kalani English, D-6th (E. Maui, Molokaʻi, Lanaʻi). Jan TenBruggencate: Hawaiian spellings catch on, but slowly
- ↑ Quelle: Lehrbuch Hawaiisch – Deutsch, siehe Literaturhinweis