Diskussion:Heinrich Brüning
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Wann genau wurde er Reichskanzler? Am 29. oder 30. März 1929? En: nennt den 29.3., Google-Suche liefert verschiedene Ergebnisse. Wer kann das nachprüfen? --muns 15:41, 29. Mär 2004 (CEST)
- laut "Schlaglichter der deutschen Geschichte" der Bundeszentrale für politische Bildung ist es der 29. März 1930. --muns 13:54, 30. Mär 2004 (CEST)
Ähm sollte man das Wort "Würdigung" nicht lieber durch "Beurteilung" ersetzen? Das klingt weit neutraler
- Eine "Würdigung" bekommt man auch beim Arzt oder beim Rechtsanwalt. Ist in dem Zusammenhang nur ein etwas fürnehmerer Ausdruck für "Beurteilung" oder "Einschätzung" und hier schon ganz angemessen.--62.245.163.89 20:38, 5. Jun 2005 (CEST)
[Bearbeiten] Genehmigung von meinebibliothek.de?
Nanu, brauchen wir für den Brüning-Artikel eine Genehmigung? Ich bin dafür, den Hinweis zu entfernen. Jemand anderer Meinung? --Phi 17:48, 6. Jun 2005 (CEST)
Ich hab, weil auch niemand widersprochen hat, die frdl. Genehmigung rausgenommen, zumal ich den Artikel gerade deutlich überarbeite. --Phi 09:49, 14. Jun 2005 (CEST)
[Bearbeiten] Literatur
Ich hab Helbichs schmales Bändchen von 1962 aus dem Literaturverzeichnis entfernt, weil es, soweit ich sehe, nun wirklich überholt ist und für den aktuellen Forschungsstand nicht mehr relevant ist; vgl. auch http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Literatur. --Phi 21:13, 13. Jun 2005 (CEST)
[Bearbeiten] Anmerkung zu Monarchieplänen und Schleicherintrige
Winston S. Churchill schreibt in seinen Memoiren (erstmals erschienen 1948/1954/1957, also deutlich vor Brünings Memoiren 1970) zu Brüning:
...Die Wiederaufrichtung des Zweiten Reiches lag nicht in Brünings Plan. Er strebte eine konstitutionelle Monarchie nach englischem Vorbild an. Er hoffte, daß einer der Söhne des Kronprinzen ein geeigneter Kandidat sein könnte. Im November 1931 vertraute er seine Pläne Hindenburg an, von dem alles abhing. Die Reaktion des alten Marschalls war heftig und eigentümlich zugleich. Er war erstaunt und feindselig. Er sagte, er betrachte sich nur als Treuhänder des Kaisers. Jede andere Lösung wäre eine Beleidigung seiner Soldatenehre. Der monarchische Gedanke, dem er ergeben sei, lasse sich nicht mir einem Auswählen unter kaiserlichen Prinzen vereinigen.... (uswusf). (Winston S. Churchill: Der Zweite Weltkrieg. Frankfurt 2003, ISBN 3-596-16113-4, Kapitel: der Weg in die Katastrophe, vorletze Seite)
Brünings Sturz begründet Churchill mit einer direkten Intrige Schleichers während der Abrüstungskonferenz in Genf:
Brüning entwarf einen weitreichenden, reiflich überlegten Plan zur Vertragsrevision; im April 1932 fuhr er nach Genf und fand eine unerwartet günstige Aufnahme. ... Wenn die Siegermächte diesen lebenswichtigen Punkt zugestanden hätten, wäre Brüning wohl aus seinen Schwierigkeiten gezogen worden ... . Norman Davis, der amerikanische Sonderbotschafter, bat den französischen Ministerpräsidenten Tardieu telephonisch, sich sofort von Paris nach Genf zu begeben. Aber zum Unglück Brünings hatte Tardieu andere Nachrichten erhalten. Schleicher war in Berlin tätig gewesen und hatte soeben den französischen Botschafter vor Verhandlungen mit Brüning gewarnt, da sein Sturz unmittelbar bevorstehe... (ebenda, etwas weiter im Text. Das Gespräch in Genf lag mindestens vor dem 1. Mai. Am 30. Mai bekam Brüning dann Hindenburgs Abfuhr).
Inwieweit diese Schilderung authentisch ist bleibt anhand von alternativen Quellen zu prüfen. Churchill erhielt für seine Memoiren den Literaturnobelpreis, nicht den eines hervorragenden Quellenhistorikers. Andererseits ist davon auszugehen daß Churchill sehr wahrscheinlich zeitigen Zugang zu diplomatischen und nichtoffiziellen Akten hatte und auch als Zeitzeuge direkte Gespräche mit den Beteiligten führen konnte.
Ob der obige Text in den wikipedia-Artikel aufgenommen werden soll/kann, weiß ich nicht zu entscheiden. Gibt es bestätigende alternative Quellen? Die Kritik an Brünings Memoiren scheint in weiten Teilen stark polemisch geführt, wenn auch in einigen Punkten gerechtfertigt.
Gerade Papens schnelle außenpolitische Erfolge könnten u.U. die Ernte von Brünings Vorarbeit sein. Dieses Szenario würde einen wesentlichen Punkt der Kritiker an Brünings Memoiren entkräften: diese zweifeln in den meisten Fällen an, daß Brünings Einschätzungen "100 Meter vor dem Ziel zu stehen" realistisch sei. Wäre Papen wirklich ein derart guter Verhändler gewesen, hätte er sicher auch innenpolitisch mehr Erfolge vorweisen können.
- Ich hab diesen Punkt nach unten geschoben, das ist in der Wikipedia so üblich.
- Brüning hat gewiss nicht erst in seinen Memoiren behauptet, er hätte die Monarchie angestrebt. Churchill hat es also von ihm persönlich. In der neueren Forschung glaubt, soweit ich das sehe, keiner mehr den Memoiren. Eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit dem Quellenwert der Memoiren findet man u.a. in dem im Literaturverzeichnis angegebenen Heyde, Ende der Reparationen.
- Und ganz sicher war Brünings Vorarbeit die Voraussetzung zu Papens Erfolg, der noch viel rascher hätte erfolgen können, wenn er sich in Lausanne nicht bemerkenswert ungeschickt angestellt hätte. Entscheidend ist aber, dass Brüning im Mai 1932 definitiv nicht glaubte "100 m vor dem Ziel" zu stehen. er hatte aich in der Öffentlichkeit mehrfach darauf festgelegt, dass für ihn nur eine ersatzlose Streichung der Reparationen in Frage käme, und die hat es dann in Lausanne ja auch nicht gegeben. Es ist immer heikel kontrafaktisch ("was wäre, wenn") zu spekulieren, aber nach es ist nicht ausgeschlossen, dass wenn Brüning mit dem Ergebnis von Lausanne nach Hause gekommen wäre, sein Minderheitenkabinett deswegen gestürzt worden wäre.
- Was Schleichers Intrigen betrifft, so handelt es sich um eine Fragfe des Geschichtsbilds. Die historische Forschung geht heute davon aus, dass einschneidende Ereignisse (wie z.B. wie der Sturz des letzten noch halbwegs demokratischen Kanzlers der Weimarer Republik) komplex verursacht sind, also durch viele verschiedene Ursachen, die sich gegenseitig auch noch bedingen. Anzunehmen, dass die Intrige eines einzelnen derartige Folge haben könnte, hieße dieses Ursachengestrüpp monokausal und personalisierend zu vereinfachen. Gewiss war Schleicher ein Faktor in dem multifaktoriellen Bedingungsgeflecht, das zu Brünings Sturz führte, aber eben nur einer unter vielen.
- Soviel für heute. Ich freue mich auf Gegenargumente! Beste Grüße, --Phi 08:35, 24. Jun 2005 (CEST)
[Bearbeiten] Harry Graf Kessler
Ein toller Artikel! Vielen Dank! In den Tagebüchen Harry Graf Kesslers fand ich Schilderungen der Begnungen mit Brüning in Paris und London in der Emigration, die interessante Details enthalten. Einfügen sinnvoll? Ludolf Kolligs
- Nur zu, würde ich sagen - ich bin gespannt. Gruß, --Phi 10:46, 30. Okt 2005 (CET)
- Danke für die Ermunterung, Phi! Ludolf Kolligs
Harry Graf Kessler: Tagebücher 1918 - 1937, Frankfurt am Main 1961, S 737 ff
Paris, 20. Juli 1935 Harry Graf Kessler berichtet, dass sein mit höchstem Kunstsinn und entsprechenden Kosten erichtetes und eingerichtetes, geliebtes Haus in Weimar an diesem Tage versteigert wird; weiter von einer unerwarteten Begegnung am Vormittag mit Annette Kolb und Brüning. Es folgt der Bericht des Abendgespräches bei Annette Kolb mit Brüning und von dessen Sorge, in den unbedacht äußerungsfreudingen Emigrantenklüngel zu geraten, weshalb er inkognito reise.
- Zitat Anfang:
Überraschend und mir neu war, daß Brüning, wie er ganz offen erzählte, 1932 gleich nach der Präsidentenwahl eine monarchistische Restauration einzufädeln suchte. >An die Spitze des Deutschen Reiches gehört eine Uniform.< Daher sei er immer überzeugter Monarchist gewesen. Wer Monarch sei, sei ziemlich gleichgültig. 1932 habe er an den Prinzen Louis Ferdinand gedacht, der einen offeneren Kopf habe als die meisten Fürsten. Er, Brüning, habe in dieser Sache eine Unterredung mit dem Kronprinzen gesucht, die mit dem General Willisen stattfinden sollte. Aber Schleicher habe von der Sache Wind bekommen, den Kronprinzen daran gehindert, der Eiladung zu Willisen Folge zu leisten, und stattdessen ein Frühstück bei sich angesetzt, wo Brüning und der Kronprinz sich trafen. Die Begegnung habe geheim bleiben sollen, aber Schleicher habe sie schon gleich am nächsten Tage in der Pressekonferenz bekanntgegeben. Die ganze Aktion sei dann verpufft. Auch der alte Hindenburg habe Schwierigkeiten gemacht. Vor der Präsidentenwahl habe er, Brüning, unbedingt die Sozialdemokraten gewinnen und halten müssen. Aber gleich nach der Wahl habe er diese Schritte zu einer Restauration unternommen.
Über Hindenburg urteilt er sehr absprechend. Typisch sei für ihn immer, schon im Kriege, gewesen, daß er im letzten Augenblick vor der Verantwortung versagte und sich durch allerlei Nebenrücksichten, Einflüsterungen von Freunden (Oldenburg-Januschau), sentimentalen Jugenderinnerungen, Ressentiments (Miderwertigkeitsgefühle) bestimmen ließ. So 1915 (oder 14), als Ludendorf die Russen nach Schlesien bis ins Riesengebirge locken wollte, um sie abzuschneiden und zu vernichten; im letzten Augenblick habe Hindenburg nein gesagt, in Erinnerung an Wahlstatt (Kadettenanstalt), an bekante Gutsbesitzer usw.
Brünings Redewendung: <Nur noch die letzten hundert Meter durchhalten< sei direkt auf den Präsidenten gemünzt gewesen. Er und namentlich Oskar Hindenburg seien sehr stark von Miderwertigkeitsgefühlen bestimmt worden. So beim Erwerb von Neudeck. Oskar sei außerdem sowohl militärich wie sonst ganz unfähig. Er habe sich bei allerlei dunklen Börsenmanövern >mitnehmen< lassen und sei dadurch in eine Lage geraten, wo er dauernd >Enthüllungen< zu fürchten hatte. Ebenso Meißner. Dadurch hätte Papen und hätten die Nazis diese ganz in die Hand bekommen.Im übrigen habe Oskar seinen Vater terrorosiert; ihn, wenn der Alte nicht mitmachen wollte, angebrüllt, so daß man es bis in die Wilhelmstraße hörte. Schließlich sei der Alte unter dem Druck des Sohnes in eine solche Panikstimmung geraten, in der er Hitler zur Macht berief.
Schleicher sei bei Hindenburg diskreditiert worden, indem die Nazis durch einen Einbruch in eine Gerichtskanzlei die Akten über die Ehescheidung der Frau v. Schleicher sich verschaffen und Hindenburg zu Augen kommen ließen.
- Zitat Ende (vorläufig!). Ludolf Kolligs
- Nichts für ungut, lieber Ludolf, aber ich bewahre mir da eine gehörige Portion Skepsis. Das klingt doch alles wie die nachträgliche Rechtfertigung eines frisch gescheiterten Politikers, der der Wirrnis seiner - zumeist ja gar nicht ungeschickten - Improvisationen und ad-hoc-Lösungen ex post ein Konzept als verbindenden Sinn unterschieben möchte. Da heißt es z.B. "Schleicher habe sie schon gleich am nächsten Tage in der Pressekonferenz bekanntgegeben" - hat jemand jemals von dieser schleicher´schen Pressekonferenz gehört? Und wenn: Wieso hat dann die Presse nirgends auf die in der tat ja sehr bedenkliche Mitteilung reagiert, dass sich da der amtierende Reichskanzler mit dem rechtsradikalen Thronprätendenten getroffen habe? Ich hab einmal intensiv mehrere Zeitungen der frühen dreißiger Jahre durchgearbeitet - eine Meldung, wie es sie nach Kesslers Notizen ja eigentlich gegeben haben müsste, habe ich nicht gefunden. Aber vielleicht weiß ja jemand mehr? Gruß, --Phi 08:05, 3. Nov 2005 (CET)
Ich denke mir, lieber Phi, Berichte von Zeitgenossen, wie dieser von Harry Graf Kessler, können zutreffen - oder auch nicht. Und mir kommt es zunächst darauf an, zu deren Erinnerung beizutragen. Ich bin, das will ich gern einräumen, was Brüning angeht, beeinflusst von dessen Würdigung durch Golo Mann und Sebastian Haffner. Skepsis erscheint mir aber dazu noch Grundvoraussetzung für Darstellung von Geschichte. Ludolf Kolligs
- Ludolf Kolligs: Ich zitiere mal weiter Harry Graf Kessler:
- Harry Graf Kessler: Tagebücher 1918 - 1937, Frankfurt am Main 1961, S 739 ff
Papen habe man in der Zentrumspartei politisch nie ernst genommen. Aber Kaas, der eine Vorliebe für den Adel hatte, habe ihn protegiert. Auf meine Anspielung auf die Talon-Affäre Papens in Amerika meinte Brüning, die sei noch lange nicht das Schlimmste, was sich Papen geleistet habe. Trotz dieses lächerlichen Fiaskos in Amerika habe man ihm nch seiner Rückkehr die Austellung einer geheimen Spionage-Organisation in Belgien anvertraut. Und nacher habe sich herausgestellt, daß alle seine >Agenten< englische Secret-Service-Leute gewesen seien. Infolgedessen wurden fortlaufend die Pläne des deutschen Gereralstabs an die Engländer durchgegeben und jede beabsichtigte Offensive ihnen lange vorher gemeldet. Folge: Hunderttausende von unnötigen Opfern auf deutscher Seite. Ein früherer deutscher Agent von Papen in Amerika, v. Rintelen, der sein Opfer geworden war, habe das in einem Buch geschildert. Darin hätten ursprünglich so haarsträubende Dinge gestanden, daß er, Brüning, zum amerikanischen Botschafter in Berlin ging und durchgesetzt habe, daß das Schlimmste gestrichen wurde. Es hätten da Ding gestanden, die für das Ansehen des Deutschen Reiches untragbar gewesen wären.
Die Ermordung von Papens Sekretär Jung schildert Papen so: er, Brüning, habe Jung gewarnt, daß er auf der Schwarzen Liste der >Umzulegenden< stehe, und Jung habe daraufhin auch sich verborgen gehalten. Aber dann sei er doch in seine Wohnung zurückgekehrt, um sich einen Brief zu holen, den er dort vergessen hatte. Da habe aber schon die Gestapo vor der Tür gestanden und ihn mitgenommen und gleich, schon am 29. Juni erschossen. Der Hauptgrund für die Ermordung Jungs sei gewesen, daß er zu den wenigen gehörte, die über einen Landesverrat Hitlers im Jahre 1923 ganz genau Bescheid wußten, wenn ich richtig verstanden habe, >Augenzeugen< (?) dieses Landesverrates gewesen seien. Er sei ermordet worden, um einen unbequemen Zeugen aus der Welt zu schaffen. Jetzt wüßten nur noch er, Brüning, und ein anderer um diesen Landesverrat.
Hitler sei feige und das Gegenteil eines >Führers<, unentschlossen, schwankend, leicht beeinflußbar, so daß er, je nachdem, wen er zuletzt gesprochen habe, immerfort unfiele; aber bauernschlau, gerissen, und, wie nur schwache Menschen, grausam. Mörder seien immer schwache Menschen. Hitler mache darin keine Ausnahme. In der Reichskanzlei habe er natürlich in Bismarcks Schlafzimmer schlafen wollen. Aber vor diesem Schlafzimmer seien ihm noch elf weitere Zimmer reserviert. Im ersten schlafe sein Adjutant Brückner, die zehn anderen seien von seiner persönlichen Leibwache besetzt, große, stramme Jungens, die keinen durchließen. Trotzdem wage Hitler sich nachts nicht weiter als bis ins dritte Zimmer. Er habe nachts auch schreckliche Angstzustände. Dann schreie er nach Brückner. Dieser gehe aber gelegentlich hinüber in den >Kaiserhof< ein Glas Pilsener trinken. Dann brülle Hitler nach ihm, schnauze die Leibgarde-Leutean, wo Brückner sei? Warum sie ihn fortgelassen hätten?
Einmal sei deshalb ein Mann von der Leibwache zu Brückner in den >Kaiserhof< hinübergegangen und habe ihn holen wollen. Brückner habe sich aber nicht stören lassen, sondern dem Mann nur gesagt: >>Mensch, hast du denn 'noch' nicht gemerkt, daß der Führer verrückt ist?<< Die Ermordung mit ihm befreundeter Personen lasse er sich immer >abringen<. Er wühle dann in seinem Haar wie ein Wagnerscher Bühnenheld, stelle sich verzweifelt, >das kann ich doch nicht zulassen<, und >erlaube< dann, was er vor acht Tagen sich vorgenommen hatte. Ich sagte: >>Richard III.<< Aber Brüning meinte: >>Viel schlimmer<<, weil das Theatralische, sentimental Romantische, >Richard Wagnerische< dazukomme.
Göring sei ein Massenmörder, brutal, blutrünstig, aber nur, wenn er eine Morphiumspritze genommen habe. Sonst sei er eher weich und ziemlich vernünftig.
Goebbels schätzt Brüning geistig sehr hoch. Es sei von einer dabolischen Klugkeit. Seine Rednergabe sei ganz außerordentlich; turmhoch der von Hitler überlegen. In der Tragödie vom 30. Juni habe er eine dämonische Rolle gespielt. Er habe die telegraphischen Gespräche Görings mit Hitler abgehört, in denen Göring Hitler zur >Exekution< Röhms und seiner Freunde aufreizte. Als er gemerkt habe, daß die Sache ernst werde und er selbst gefährdet sei, habe er sich schnell entschlossen in ein Flugzeug gesetzt, Hitler aufgesucht, Göring in seinen Schilderungen des >Komplotts< übertrumpft und dann mit Hitler zusammen das Blutbad in München geleitet. Erst nachträglich, nachdem Röhm und Heines schom erschossen waren, sei ein ermordeter nackter Junge in ihre Zimmer geschafft worden. (Wahrscheinlich Goebbelscher Propagandetrick.) Er, Brüning, sei aber nicht von Goebbels, dem er einmal das Leben gerettet habe, sondern von Göring und Hitler auf die Liste der >Umzulegenden< gesetzt worden.
Was die Stimmung in Deutschland und die Dauer des Naziregimes betrifft, sagte Brüning folgendes (er hat zweifellos aus tausend Quellen die genauesten Informationen): mindestens sechzig Prozent der Studenten seien jetzt anti-Hitler, ebenso die meisten jüngeren Reichswehr-Offiziere (nicht die älteren). Die jüngeren Reichswehr-Offiziere nennten Blomberg spöttisch >Hitlerjunge Quex<. Die Katastrophe, in die das Regime hineintreibe, lasse sich noch vielleicht ein bis anderthalb Jahre hinausschieben. Ein Jahr könnten sie noch Granaten drehen und Kanonen gießen.Wenn aber alle Lager voll und das Geld alle sei, würden sie die Rüstungsindustrie abbauen und Hunderttausende von Arbeitern wieder auf die Straße werfen. Dann könnten sie sich vielleicht noch ein halbes Jahr (Winter 1936/37) halten, indem sie überall im Lande täglich soundso viel Menschen >umlegten<. Aber dann müsse die Explosion so oder so (durch Krieg oder Revolution) erfolgen. (Also etwa im Spätwinter oder Frühjahr 1937.)
Der Sturz des Regimes Gleich zu Anfang sei durch Daladier verkündet worden. Pilsudski habe ihm sagen lassen, er sei zum Einmarsch in Deutschland bereit. Aber Daladier habe gezögert und schließlich nein gesagt (wohl weil die Volksstimmung in Frankreich für einen Krieg nicht zu haben war). Seitdem habe sich Polen von Frankreich abgewandt, weil es eingesehen habe, daß es auf Frankreich nicht rechnen könne.
Vatikan und Konkordat. Das Konkordat sei so kautschukartig abgefaßt, daß es dem Vatikan in der jetzigen Situation nicht viel nütze, Papen habe Pacelli heineingelegt. Ja, im letzten Augenblick, nachem schon alles festgelegt war und er einen hohen päpstlichen Orden bekommen hatte, sogar betrügerischerweise einen Pragraphen hineingeschmuggelt, von dem nie die Rede gewesen war. Bei der Unterzeichnung der Dokumente habe aber die vatikanische Bürokratie den Betrug entdeckt, und der eingeschmuggelte Paragraph sei natürlich gestrichen worden. Aber seitdem sei Papen im Vatikan unmöglich; gelte dort als ein ganz gewöhnlicher kleiner Hochstapler und Schwindler. Hinter der Verständigung mit Hitler stehe nicht der Papst, sondern der vatikanische Bürokratie und ihr Augure Pacelli. Ihnen schwebe ein autoritärer Staat und eine autoritäre, von der vatikanischen Bürokratie geleitete Kirche vor, die miteinander eine ewigen Bund schlössen. Daher seien Pacelli und seinen Leuten katholische parlamentarische Parteien in den einzelnen Ländern, wie das Zentrum in Deutschland, unbequem und würden von ihnen ohne Bedauern fallengelassen. Der Papst teile nicht diese Ideen, Im Gegenteil, er habe schon eine Enzyklika fertig daliegen, in die sie vatikanische Bürokratie und das Kirchenregiment völlig umgestalte.
Auf mein Frage, warum er sie nicht herausgebe, gab Brüning keine klare Antwort. Er selbst sei jetzt im Vatikan nicht persona grata. Der Papst würde ihnn nocht empfangen. Und mit Pacelli habe er als Reichskanzler die heftigsten Zusammenstöße gehabt, weil er sich Pacellis Rat in innerdeutschen Angelegnheiten verbat. >In innerseutschen Angelegenheiten bin ich als Reichskanzler allein verantwortlich; ich verbitte mir daher Ihre guten Ratschläge.< Worauf Pacelli angefangen habe zu weinen. Das Feminine, Damenhafte, Elegante in Pacellis Äußerm gab er ohne weiters zu. Anette meinte, Pacelli, das sei die Duse.
Das ganze Gespräch hinterließ bei mir daß Gefühl, daß Brüning wünscht und hofft, wieder zur Macht zur kommen. Als ich ihm sagte, mit einer rein negativen Kritik wie die der Emigranten könne man die Nazis nicht stürzen; um eine solche Bewegung zu erledigen, dazu gehöre eine der ihrigen überlegene Ideologie, antwortete er, vielleicht nicht ein Ideoligie, aber zugkräftige Schlagworte. Später deutete er an, daß er ein positives Gegenprogram habe. Er gab mir eine Adresse in London und bat mich ihn in London, wenn ich nächstens dort bin, aufzusuchen. Ich nehme an, daß sein Programm die Wiederherstellung der Monarchie in irgendeiner Form und mit gleichgültig welchem Monarchen ist. Aber man kann keine Eierspeise machen, wenn man kein Ei hat.
- Harry Graf Kessler: "Tagebücher 1918 - 1937", Frankfurt am Main 1961 s. 743 ff
- London, 22 August 1935, Donnerstag
Heute Kabinettsrat, dessen Beschlüsse in bezug auf den italienisch-abessinischen Konflikt mit großer Spannung erwartete werden.
Brüning besucht bei einer Mrs. Mona Anderson, die in einem palastartigen Apartment-House in Pottman Square eine hübsche, etwas präraffaelitisch hergerichtete Etage bewohnt. Brüning bezeichnete diese als seine ständige Adresse. Morgen fährt er auf zwei Monate nach Amerika. Ich brachte die Rede darauf, daß das schwerste Problem nach dem Sturz der Nazis der moralische Wiederaufbau der deutschen Jugend sein werde. Denn mit den Nazis verschwände ihr einziger Gaube, verlören sie geistig den Boden unter den Füßen.
Brüning sagte, er teile ganz diese Ansicht, aber der Reichswehr sei sie ganz fremd. Sie glaube, mit der Ausschiffung gewisser unmöglicher Persönlichkeiten, Göring, Goebbels, Streicher usw., sei es getan. Hitler stelle sie sich als >Reichsverweser<, als als eine Art von Ehrenvorsitzenden vor, der in dieser Eigenschaft bleiben könne. Weiter reichten ihre Pläne nicht. Eine solche Lösung sei aber unmöglich. Er, Brüning, werde sich nie mit einem Mörder wie Hitler in ein Kabinett setzen. Die Duldung der vielen Morde und insbesondere des 30. Juni durch die Reichswehr sei ein einzigartiger Vorgang in der preußischen Armee, die bis dahin immer auf ihre Ehre gehalten hätte. Dieser Widerspruch in ihrer inneren Haltung müsse die Reichswehr zermürben. Die jungen Reichswehr-Offiziere lachten über Hitler und verachteten ihn, seien aber Skeptiker und Opportunisten.
Das gleiche gelte von großen Teilen der Jugend und der Opposition, zum Beispiel unter den Studenten. Sie glaubten an nichts mehr, nachdem sie alles durchgeprobt hätten und nichts sich als haltbar und der Mühe wert erwiesen habe. Ihre Opposition gegen die Nazis komme großenteils daher, daß diese durch den vielen Dienst das Brotstudium erschwerten und verlängerten. Ihm, Brüning, sei es sehr fraglich, ob die katholische Kirche die Kraft aufbringen werde, die katholische Jugend moralisch aufzubauen. Ein allgemeiner Skeptizismus gegen alles und jeden sei eingerissen, sehr ähnlich wie gegen Ende des Römischen Reiches, vor Diokletian. Die Ähnlichkeit zwischen den Zuständen damals und heute sei überraschend. Die Entsittlichung der Jugend in den Arbeitslagern habe erschreckende Dimensionen angenommen. Die Mädchen zwischen fünfzehn und sechzehn Jahren, die dort geschwängert würden, zählten nach Hunderten und Tausenden. Die jungen Leute würden geradezu systematisch pervertiert. Wie solle man eine solche Jugend moralisch wieder aufbauen? Alles in ihr zerbröckele. Nirgends sei ein Halt.Theorien und Predigten hülfen da nichts; nur große Menschen könnten da einen Wandel schaffen, einen neuen Idealismus erwecken, Menschen, die die Überzeugung erweckten, daß sie ihr Leben für ihrer Ideen einsetzten. Die beiden Kirchen seien zu sehr bürokratisiert, der Pfarrer sei ein Beamter mit auskömmlichem Gehalt, Pension usw. geworden; solche Leute hätten keine Überzeugungskraft. Vielleicht werde ihre Verfolgung, indem sie viele Pfarrer zu äußerster Armut und Not reduziere, ein Wiedererwachen bringen. Aber die neuheidnischen Ideen machten nicht nur in Deutschland, sondern auch in England und Holland Fortschritte. Die Tochter von Lord Redesdale sei aus Deutschland begeistert von diesen Ideen zurückgekehrt. Sie habe die Sonnenwendfeier bei Hermann Göring mitgemacht und die ganze Nacht mitgefeiert.
- Zitat Ende! Ludolf Kolligs
[Bearbeiten] Gegenargumente
Hallo !
- "Gegenargumente" - ja, 2 Stück davon:
- "..dass Brüning im Mai 1932 definitiv nicht glaubte "100 m vor dem Ziel" zu stehen" stößt bei mir eigentlich als Skepsis an. Was ein anderer Mensch glaubte oder nicht, lässt sich nur mit gewissen Wahrscheinlichkeiten einschätzen. Wenn, dann muss es also heißen " ... konnte Brüning im Mai 1932 definitiv nicht glauben". Diese Behauptung braucht dann natürlich einen Beweis, denn sie geht sehr weit.
- "Brüning hatte sich in der Öffentlichkeit auf eine ersatzlose Streichung der Reparationen festgelegt." Das war seine Ausgangsposition für Verhandlungen, und es ist keine Nachkriegsneuerung, evtl. existenten Verhandlungsspielraum vor den Verhandlungen nicht publik zu machen.
Selbst unter dem ungeschickten Papen wurde eine ersatzlose Streichung der Reparationen erreicht: Nach zuletzt 2,5 Mrd. Goldmark jährlich waren mit einer vorgesehenen Abschlusszahlung von 3 Mrd. GM die Reparationen zu Ende - ohne andere Verpflichtungen/Kautionen/Souveränitätseinschränkungen/Gebietsabtretungen o.a. =>also ersatzlos.
- Die 3 Mrd. GM lassen die Reparationszahlungen effektiv also nicht zum Tag des Verhandlungsabschlusses, sondern erst knapp 14 Monate später enden. Zum einen ist das sicherlich ein Deal, der der Forderung nach "ersatzloser Streichung" nicht wesentlich entgegensteht, zum anderen ist dieser Makel nicht auf Brünings Mist gewachsen, sondern von seinem Nachfolger eingekauft worden. Bei Brünings offensichtlichem Verhandlungs- und Überzeugungsvermögen erscheint es mindestens möglich, dass den Siegermächte hätte klar gemacht werden können, welchen Makel und welche potentielle Angriffsfläche die Abschlusszahlung für die nationanalistische Propaganda darstellte (& die sollten wir doch heute nicht mehr übernehmen), sprich um wieviel größer der Nutzen für die internationale Gemeinschaft das sofortige Endes hätte gegenüber einem letzten Zahlungseingang zugunsten der Siegermächte.
Die amerikanische Seite hatte über Botschafter Gibson die französische Seite in diesem Sinne am 30. Mai überzeugt, wobei Außenminister Stimson festgelegt hatte, dass man "einem Kabinett, das von einer Militärkamarilla diktiert würde, den gleichen Erfolg nicht zuwenden würde". Dies richtete sich gegen eine Ablösung Brünings durch seine nationalistischen Gegner, die ihn an genau diesem Tag "sich zurückziehen ließen".
- --Ro- 11:44, 30. Dez 2005 (CET)
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- Hallo Jan,
- zunächst einmal zu meinem von dir monierten Ton: Ich halte mich an die Regel Wikipedia:Sei grausam – wenn jemand in einem Artikel herumredigiert, ohne von der Sache wirklich Ahnung zu haben, darf man das meines Erachtens ruhig auch mal zum Ausdruck bringen.
- Dann zu deinen „Gegenargumenten“, die du seltsamerweise an einen Diskussionsthread zu Brünings angeblichen Monarchieplänen angehängt hast. Besser wäre es, einen neuen Faden aufzumachen ( das kleine „+“ anklicken neben dem „Seite bearbeiten“) und deine Einwände unten anzuhängen. Ich hab das für unsere Diskussion jetzt schon mal erledigt.
- Du bezweifelst, dass Brüning an seine „hundert Meter“ gar nicht glaubte. Dann lies doch einfach mal den nächsten Satz im Artikel, da steht drin, dass er seine Metapher selber relativierte. Und dass ist auch schon der „Beweis“, nach dem du verlangst.
- Zweitens: Wenn sich eine Minderheitsregierung, die nur durch ihre angeblichen außenpolitischen Erfolge an der Macht hält, in der Öffentlichkeit auf eine bestimmte Position festlegt, dann formuliert sie damit keine „Ausgangsposition für Verhandlungen“, sondern legt sich definitiv fest. Wenn Brüning auf der Konferenz von Lausanne, die ja ursprünglich für den Januar 1932 terminiert war, eine Restzahlung zugestanden hätte, wäre er nach einhelliger Einschätzung der Quellen und der historischen Forschung gestürzt worden. Weil sich sein französischer Kollege Tardieu in ähnlicher Weise innenpolitisch festgelegt hatte, musste die Konferenz denn auch um ein halbes Jahr verschoben werden. 3 Milliarden Restzahlung waren eben nicht die ersatzlose Streichung, auf die sich Brüning so vollmundig festgelegt hatte.
- Die Gibson-Geschichte, die du allem Anschein nach aus Brünings Memoiren hast, glaub ich nicht. Weder in den veröffentlichten Akten der amerikanischen Außenpolitik (FRUS) noch im Archiv des französischen Außenministeriums, wo ich mir vor ein paar Jahren die Akten angesehen habe, kommt sie vor. Ich halte sie für eine nachträglich erfundene Selbstrechtfertigung Brünings, ganz ähnlich wie die Monarchie-Pläne.
- Gruß nach Japan, --Phi 13:09, 30. Dez 2005 (CET)
Ich bin im Begriff, mein Abitur abzulegen und muss daher unter anderem in Geschichte über die Machtergreifung der Nationalsozialisten bescheid wissen. Im Zuge meiner Vorbereitung habe ich gerade einige Biographien von damals agierenden Politikern der Weimarer Republik gelesen. Bei den Wikipedia-Einträgen (speziell auf den dazugehörigen Diskussionsseiten, z.B. Franz von Papen) taucht der Benutzername "Phi" öfter auf. Bemerkenswert finde ich, dass bei allen "Wortmeldungen" ein und derselbe Tenor durchschimmert: Alles sei anti- oder zumindest halbdemokratisch gewesen, die Kanzler der Präsidialkabinette alles Rechtskonservative und die Nürnberger Prozesse, die nicht völlig frei sind vom Beigeschmack der "Siegerjustiz", seien die nationale Erlösung gewesen. Ganz ehrlich, Phi, schreib doch gleich, dass die SPD alles gerichtet hätte, hätte man sie nur gelassen. So funktioniert Geschichte nunmal nicht, man muss sich in erster Linie mal mit Fakten beschäftigen. So zum Beispiel auch damit, dass Brünig in einem Gespräch mit von Schleicher, der wohl auch bei der faschisto-paranoiden Betrachtungsweise, die hier manche haben, als Monarchist bezeichnet werden kann, bereits 1932 über Möglichkeiten der Umsetzung (sic) einer Monarchie gesprochen hat (Weimarer Republik, Bd. III, LZfpB Bayern). Desweiteren ist die Wirtschaftspolitik Brünings, sofern sie als prozyklisch zu bezeichnen ist, oftmals als richtig bezeichnet worden (Die Begriffe pro- und antizyklisch gehen meines Wissens nach auf John Maynard Keynes zurück, der erst nach der NS-Zeit publizierte; bezeichnet man Hitlers Politik demnach als antizykl., dann ist diese ja schließlich auch gescheitert und ihr zeitweiliges Funktionieren nur durch das Schaffen von Arbeitsplätzen in der Rüstungsindustrie zu erklären. Wenn ein solches, antimoralisch und militaristisch motiviertes, ökonomisches Strohfeuer dein Favorit ist, Phi, dann bitte..). Heinrich Brüning war ein integrer und pragmatisch orientierter Politiker, der in einer Zeit von Instabilität und antidemokratischen Strömungen vergeblich versucht hat, seinem Land zu helfen, während die kargen Früchte seiner Arbeit, die noch das Maximum des damals Erreichbaren darstellen, ausnahmslos von anderen, z.B. Papen und Hitler, die das genaue Gegenteil Brünings waren, geerntet wurden. So gesehen ist es traurig, dass nun auch noch Postkommunisten und Historienpolemiker sein Andenken verschandeln und sich über das Wort "Würdigung" im Zusammenhang mit seinem Lebenswerk aufregen.
- Liebe anonyme Abiturientin,
- da hast du mich aber einigermaßen gründlich missverstanden. Dass Brüning "ein integrer und pragmatisch orientierte Politiker" war, meine ich auch. Dass es zu seiner prozyklischen Wirtschaftspolitik (die man ruhig so nennen darf, auch wenn es den Begriff noch nicht gab: oder weißt du ein besseres Wort?) keine Alternative gab, ist ebenfalls meine Überzeugung (nur habe ich mich stets gehütet, das so in einen Artikel hineinzuschreiben, um nicht gegen den NPOV zu verstoßen; ich meine aber schon, dass es sich nachweisen lässt, dass Brüning, ohne es zu wollen, die Krise durch seine Außenpolitik die Krise verschärft hat, insofern als der Plan einer Zollunion mit Österreich, vor allem aber der sog. „Tributaufruf“ vom Juni 1931 das Vertrauen der internationalen Gläubiger, von denen Deutschland damals abhängig war, dermaßen erschüttert hat, dass es zur Bankenkrise kam, die die Weltwirtschaftskrise erst zu der Katastrophe gemacht hat, die sie für Deutschland war. Auch meine ich, dass er ichsagmal nicht gerade der kämpferischste Verteidiger der Demokratie war, obwohl das in den Jahren seiner Amtszeit wohl Not getan hätte. Insofern ist mein Urteil über ihn etwas zwiespältig, aber nicht so negativ, wie du es darstellst. Du hast vielleicht die von mir stammende Würdigung gelesen - da sieht man, dass ich keineswegs der erbitterte Brüningverächter bin, als den du mich zu sehen scheinst.
- Was Brünings angeblichen Monarchismus vor Juni 1932 angeht, so habe ich in all den Archiven, in denen ich war, und all die Bücher, die ich über Brüning und seine Zeit für meine Doktorarbeit gelesen habe, keinen verlässlichen Hinweis gefunden. Deshalb glaub ich nicht dran. Und wenn du mich eines besseren belehren könntest, wäre ich verblüfft, aber dankbar, doch reicht mir ein Hinweis auf Veröffentlichungen der bayrischen Landeszentrale für politische Bildung nicht aus - dafür hast du sicher Verständnis. Was gibt denn die Landeszentrale als Quelle an für das Brüning-Schleicher-Gespräch? (Ich vermute mal, es ist ein Buch, das 1970 in Stuttgart erschien ...)
- Über die Nürnberger Prozesse habe ich mich meines Wissens in der Wikipedia noch nie geäußert, insofern wundert es mich, dass du sie im Zusammenhang mit mir erwähnst.
- Ich hoffe, meinen Standpunkt hinlänglich klar gemacht zu haben. Weitere Diskussionen gerne entweder hier oder auf meiner Diskussionsseite. Alles Gute für die mündliche Prüfung wünscht --Phi 16:53, 23. Mai 2006 (CEST)
- PS:Es ist hier üblich, entweder mit drei Tilden oder mit einem selbstgewählten Namen zu unterschreiben.
[Bearbeiten] Wikigemäß formulieren
Z.B. "Doch woher sollte man das Land für das Millionenheer der Neusiedler nehmen? Hier kam die Osthilfe ins Spiel. Auch in den schwersten Krisenzeiten hatte die Regierung Brüning nämlich an der ganz erheblichen Subventionierung der unrentablen und überschuldeten landwirtschaftlichen Großgüter im Osten Deutschlands bis hin nach Ostpreußen festgehalten, zumal Hindenburg, der ja mit Gut Neudeck selber ein Gut in der Nähe von Danzig besaß, sich stets persönlich für derlei Fragen interessierte."
Nee, bitte nicht so... --Gabbahead. 23:04, 14. Dez. 2006 (CET)
- Jepp, ist Feuilleton. Kenne mich aber nicht gut genug mit der Epoche aus, um das neutral zu formulieren. Asdrubal 23:26, 14. Dez. 2006 (CET)
[Bearbeiten] unbefriedigender Artikel
Der Artikel gibt soweit einen guten Überblick über Karriere und Politik Brünings, was er allerdings nicht macht ist die Folgen der Politik Brünings ausreichend zu erkären. Ohne die Auswirkungen dieser Politik auf die Bevölkerung und die daraus folgende sinkende Akzeptanz der Weimarer Republik ist der kommende traurige Abschnitt der deutschen Geschichte kaum erklärbar. Meines Erachtens sollte man schon genauer erläutern worin genau diese "brutale Spar- und Deflationspolitik" bestand und was sie bewirkte. Da findet man ja bspw. bei Tucholsky ein paar interessante Beobachtungen. 84.181.106.159 09:45, 13. Jan. 2007 (CET)