Hells Angels
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Hells Angels ist ein am 17. März 1948 in Fontana (Kalifornien), San Bernardino County, von Veteranen des Zweiten Weltkriegs gegründeter Motorradclub. Unter der Führung von Ralph Sonny Barger schlossen sich seit 1957 in Kalifornien weitere Clubs unter diesem Label zusammen, im Verlauf der 1960er Jahre dehnte sich die Gruppe zunächst über die USA, dann auch auf andere Kontinente aus.
Anfang des 21. Jahrhunderts sind die Angels der weltweit größte und bekannteste Motorcycle Club. Im norddeutschen Raum formierte sich Ende der 60er eine Rocker-Gruppe, die dann die erste Gebietsvertretung in Deutschland am 16. März 1973 in Hamburg gründete. Als Gründer der Schweizer "Hells Angels" gilt der vormalige Halbstarke "Tino" (Martin Schippert).
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[Bearbeiten] Name und Symbole
Der Name war ursprünglich der Titel eines Howard Hughes-Films, Hell's Angels, über Flugpioniere der Royal Flying Corps im Ersten Weltkrieg; danach benannte sich eine Bomberstaffel der US Air Force im Zweiten Weltkrieg. Der Clubname Hells Angels wird ohne Apostroph geschrieben.
Als Backpatch wurde ein Totenkopf mit Flügeln verwendet, der als Deathhead bezeichnet wurde. Der Schriftzug, und damit die Clubfarben, ist Rot auf Weiß. In Deutschland trat der Club im November 1999 durch den Übertritt (patchover) des bis dahin mächtigsten deutschen MC, den „Bones“, massiv in Erscheinung. Davor gab es Chapter (Untergruppierungen) in Hamburg, Stuttgart, Kiel und Berlin.
Das Backpatch und der Name Hells Angels sind markenrechtlich geschützt. Außerdem legen der Club und seine Mitglieder Wert darauf, dass diese Kennzeichen nur von Clubmitgliedern und nur innerhalb des Clubs benutzt werden. Deshalb gibt es eine Reihe von Umschreibungen für den Clubnamen. Gleichbedeutend sind zum Beispiel 81 (für HA) Big Red Machine und Red & White (nach den Clubfarben). Oft finden sich die Buchstaben AFFA, die Angels Forever, Forever Angels bedeuten.
[Bearbeiten] Nähe zur Kriminalität
Wegen immer wieder nachgewiesener Nähe einzelner Mitglieder wie ganzer Untergruppierungen (Charter, auch Chapter) zur organisierten Kriminalität sind die Angels eine der umstrittensten Bikervereinigungen. In Deutschland sind seit 1983 die Hamburger Gruppe und seit 2001 die Düsseldorfer Gruppe der Hells Angels als kriminelle Vereinigungen verboten.
Das Hamburger Chapter der Hells Angels terrorisierte lange Zeit St. Pauli und die Sternschanze durch Schutzgelderpressung und brutale Auftritte. So wurde im Sommer 1983 eine Frau in einer Kneipe gezwungen, einem Hells Angel die Stiefel zu lecken, ein anderer Angel erbrach sich auf dem Tresen und wieder andere verprügelten einen hohen Richter. Am 11. August 1983 beendete der damalige Innensenator Alfons Pawelczyk (SPD) die Schreckensherrschaft der Hells Angels, die sich mittlerweile auch als Bordellbetreiber in Hamburg etabliert hatten. 500 Polizeibeamte stürmten das Vereinshaus „Angels Place“ auf der Sternschanze. Unter anderen wurden mehrere Mitglieder der höheren Angels-Hierarchie angeklagt, an dem brutalen Totschlag 1980 an einem Discobetreiber auf Sylt beteiligt gewesen zu sein. Dieses Verfahren führte 1986 zu Haftstrafen zwischen 7 Jahren und sechs Monaten auf Bewährung gegen 13 betroffene Mitglieder der Bande und zum Verbot des Hamburger Chapters sowie seiner Symbole; das Verbot des Vereins wurde 1988 durch das Bundesverwaltungsgericht bestätigt.[1]
Anschließend wurde das Hannoveraner Chapter der Hells Angels auf dem Hamburger Kiez aktiv und übernahm die Macht in zahlreichen Bordellen, unter anderem im „Laufhaus“ und im „Pascha“ auf der Reeperbahn. Einige Prostituierte wurden von Hells Angels schwer misshandelt und mit brutaler Gewalt zur Prostitution gezwungen. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht im Sommer 2000 beliefen sich die monatlichen Bordellumsätze auf 150.000 Euro. Nachdem ein führendes Angels-Mitglied eine Frau verprügelte, zeigte sie ihn bei der Polizei an; am 1. November 2000 rückten 400 Polizisten zur Großrazzia an und verhafteten die neue Führungsriege der Vereinigung.[2]
In Skandinavien lieferten sich in den 1990er Jahren die „Höllenengel“ mit den Bandidos einen regelrechten „Rockerkrieg“ mit vielen Toten. Der mörderische Konkurrenzkampf um Drogen- und Waffenhandel und Zuhälterei wurde mit Handgranaten, Maschinenpistolen und Raketenwerfern ausgetragen; 1996 wurde der Vizepräsident der Bandidos in Helsinki ermordet.[3]
[Bearbeiten] Quellenangaben
- ↑ Hamburger Morgenpost, 15.12.2005 (Teil 1)
- ↑ Hamburger Morgenpost, 16.12.2005 (Teil 2)
- ↑ Hamburger Abendblatt, 28.02.2006
[Bearbeiten] Literatur
- Sonny Barger: Hell's Angel, Mein Leben, unter Mitarbeit von Keith und Kent Zimmerman, Reinbek (Rowohlt) 2003 (3. Aufl), ISBN 3499614537
- Jönke: Big Run. Mein Leben als Hell's Angel, Hamburg (Europa Verlag) 2003 (orig. 1985), ISBN 3203785773
- Hunter S. Thompson: Hell's Angels, München (Heyne) 2004 (orig. 1967) - ISBN 3453620054
- Willi Wottreng: Tino - König des Untergrunds, Die wilden Jahre der Halbstarken und Rocker, Orell Füssli, Zürich 2002, ISBN 3280028213
[Bearbeiten] Weblinks
- Hells Angels MC World (englisch)
- Hells Angels MC Germany (englisch)
- Hells Angels MC Austria
- Hells Angels MC Switzerland