Henry Timrod
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Henry Timrod (* 8. Dezember 1828 in Charleston, South Carolina; † 7. Oktober 1867 in Columbia, South Carolina) war ein amerikanischer Journalist und Dichter. Er ist insbesondere für seine während des amerikanischen Bürgerkriegs geschriebenen Gedichte bekannt, in denen er Glanz und Gloria der abtrünnigen Südstaaten in Verse fasste. Nach einem Ausspruch Alfred Tennysons wird er auch häufig als „Poet laureate der Konföderation“ bezeichnet.
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[Bearbeiten] Leben und Werk
Henry Timrod wurde 1828 als drittes von vier Kindern des Buchbinders William Henry Timrod, eines Veteranen der Seminolenkriege, und seiner Frau Thyrza Prince geboren. Er besuchte die renommierte Cotes Classical School in Charleston und begann 1845 an der University of Georgia Jura zu studieren, entschied sich aber letztlich zu einer Karriere als Dichter und Journalist. Bis sich in den späten 1850er Jahren Erfolg einstellte, war er an verschiedenen kleinen Schulen in South Carolina als Lehrer tätig.
Seine ersten Gedichte erschienen ab 1849 unter dem Pseudonym Aglaus im The Southern Literary Messenger; sie bewegten sich in den Konventionen der gediegen-höflichen Dichtung. Unter dem Einfluss britischer Dichter, insbesondere William Wordsworth, Robert Browning und Tennyson, wandte er sich zunehmend einer romantischen Weltsicht und einem dementsprechenden Dichtungsbegriff zu. Viele seiner frühen Gedichte haben so die Einsamkeit des Dichter-Genies zum Thema, der sich in die Natur begibt, um dort den Kuss der Muse zu erwarten. Diese Entwicklung gipfelt in A Vision of Poesy, einem widersprüchlichen wie finsteren Gedicht, in der der Dichter, mitgenommen von den jahrelangen Zweifeln an seiner Berufung, im Sterbebett liegt, kurz vor dem Dahinscheiden aber tatsächlich von Poesy, der personifizierten Dichtkunst, erhört wird.
Timrod wurde ein führendes Mitglied des Literatenzirkels, der sich um den Buchladen Russell's Bookshop in Charleston scharte und William Gilmore Simms und Paul Hamilton Hayne zu seinen illustren Mitgliedern zählte. Mit der Gründung der Literaturzeitschrift Russell's Magazine 1857 wurde Timrod zu einem ihrer produktivsten Beiträger, daneben veröffentlichte er vor allem im The Southern Literary Messenger; 1860 ging sein erster und einziger Gedichtband in Druck.
Als 1861 der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, wurde Timrod mit zwei Gedichten berühmt, in denen er die Sezession der Südstaaten rechtfertigte und ihre moralische Überlegenheit unterstrich. In Ethnogenesis („Ethnogenese“) beschrieb er in apokalyptisch anmutender Bildsprache die „Geburt“ einer eigenen Nation der amerikanischen Südstaaten, die auch zweifelsohne den Konflikt für sich entscheiden würde, weil sie mit sich, ihrer Scholle und Gott im reinen ist, wohingegen der Norden mit dem Teufel im Bunde sei. The Cotton Boll („Die Baumwollkapsel“) erhebt die blütenweiße Baumwolle zum Sinnbild für die unbefleckte Kultur der Südstaaten. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Sklaverei in keinem der Gedichte aus Timrods Œuvre explizit angesprochen wird.
Diese und die folgenden Gedichte brachten Timrod zwar Ruhm, aber kaum Geld ein, zumal die Wirtschaft der Südstaaten mit der Dauer des Krieges dem Zusammenbruch entgegensteuerte. Timrod arbeitete in dieser Zeit als Journalist beim Charleston Mercury, zwischenzeitlich auch als Frontberichterstatter. Mit der zunehmenden Dauer und Härte des Krieges gesellte sich zum chauvinistischen Hurrapatrotismus auch ein besinnlicherer Ton in Timrods Gedichten; so ist etwa in Charleston (1863) die Friedenssehnsucht der ausgezehrten Stadt das zentrale Motiv.
Die letzten Kriegsjahre brachten Timrod erst persönliches Glück und beruflichen Erfolg, doch trafen ihn der Krieg und seine Folgen schließlich auch selbst. Im Januar 1864 wurde Timrod Herausgeber der neu gegründeten Zeitung The South Carolinian in Columbia, doch blieben die Gehaltszahlungen aus, und als die Truppen Shermans im Februar 1865 besetzten, musste Timrod fliehen; die Redaktionsräume wurden zerstört. Im Februar 1864 heiratete Timrod seine ehemalige Schülerin und langjährige Verlobte Katie Godwin. Am Weihnachtstag kam sein Sohn Willie zur Welt, doch schon im Oktober 1865, einige Monate nach der Kapitulation der Südstaaten, starb der Säugling; Timrod hielt seine Trauer im Gedicht Our Willie fest. Timrod selbst setzte zunehmend die Tuberkulose zu; am 7. Oktober 1867 starb er verarmt in Columbia.
[Bearbeiten] Nachwirkung
1873 erschien eine erste Werksausgabe, herausgegeben von Timrods Freund aus Charlestoner Tagen, Paul Hamilton Hayne. In der Folge wurde Timrod − wegen seiner Gedichte, aber wohl auch angesichts seiner persönlichen Tragödie − zum Dichter des Lost Cause schlechthin verklärt und in den Südstaaten weithin verehrt. 1901 errichtete man ihm zu Ehren ein Denkmal in Charleston. Vor allem in der Literaturgeschichte des Südens wird er neben Sidney Lanier als einer bedeutendsten Lyriker des 19. Jahrhunderts geführt. Allen Tate, eine der führenden Gestalten der Renaissance der Südstaatenliteratur der 1920er und 1930er Jahre, erwies Timrod die Ehre, indem er seine berühmte Ode an die Gefallenen der Konföderation (Ode To the Confederate Dead) an Timrods Ode to the Confederate Dead at Magnolia Cemetery anlehnte.
In jüngster Zeit borgte sich Bob Dylan einige Zeilen aus Gedichten Timrods für sein im Herbst 2006 erschienenes Album Modern Times.
[Bearbeiten] Literatur
- Brian Walter Cisco: Henry Timrod: A Biography. Fairleigh Dickinson University Press 2004. ISBN 0838640419
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Timrod, Henry |
KURZBESCHREIBUNG | amerikanischer Dichter |
GEBURTSDATUM | 8. Dezember 1828 |
GEBURTSORT | Charleston |
STERBEDATUM | 7. Oktober 1867 |
STERBEORT | Columbia (South Carolina) |