Horizontalbohrmaschine
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Mit einer Horizontalbohrmaschine können Rohrleitungen unterirdisch verlegt werden, ohne dazu über die gesamte Länge der Leitung einen Graben ausheben zu müssen. Es reicht vielmehr, am Anfang und Ende der gewünschten Strecke relativ kleine Schächte auszuheben. Die Horizontalbohrmaschine bohrt zwischen diesen beiden Schächten einen unterirdischen Kanal und zieht dabei ein oder mehrere Leerrohre ein, durch die später Leitungen für z.B. Gas, Wasser, Strom oder Telekommunikation verlaufen. Die Bohrungen können mehrere hundert Meter lang sein.
[Bearbeiten] Anwendung
Eine Horizontalbohrmaschine wird immer dann angewendet, wenn es zu aufwändig oder gar ganz unmöglich ist, einen offenen Graben auszuheben, um darin eine Rohrleitung zu verlegen. Beispiele: Leitungen unter fließenden Gewässern, Eisenbahnstrecken, Start- und Landebahnen von Flughäfen oder stark befahrenen Straßen. Auch beim Verlegen von Leitungen unter hoch sensiblen Naturschutzgebieten hat sich der Einsatz von Horizontalbohrmaschinen bewährt, da dadurch Erdarbeiten minimiert werden.
[Bearbeiten] Vorgehensweise
Üblicherweise wird sowohl am Anfang und am Ende der gewünschten Trasse ein Schacht ausgehoben. Die Horizontalbohrmaschine bohrt dann mit einem kleinen Bohrkopf eine Pilotbohrung in Richtung des Endschachtes. Der Bohrkopf ist dazu an der Spitze eines Bohrgestänges angebracht, welches von der Horizontalbohrmaschine in das Erdreich getrieben wird. Das Gestänge besteht aus einer Vielzahl von Stahlrohren. Sobald das erste Rohr fast vollständig im Erdreich verschwunden ist, wird ein weiteres Rohr angesetzt. Dieser Vorgang wird wiederholt, bis die Bohrung die gewünschte Länge erreicht hat. Das Gestänge ist flexibel, und der Bohrkopf lässt sich steuern, wodurch sich Richtung der Bohrung verändern lässt.
Die Bohrung ist Anfangs meist schräg nach unten in das Erdreich gerichtet. Ist die gewünschte Bohrtiefe erreicht, schwenkt der Bohrkopf um und die Bohrung verläuft horizontal unter der Erdoberfläche bis kurz vor das Ziel. Dort ändert der Bohrkopf nochmals die Richtung, um so schräg nach oben in den Endschacht vorzustoßen. Auf ähnliche Art und Weise lassen sich auch unterirdische Hindernisse umgehen. Hat der Bohrkopf den Endschacht erreicht, wird er gegen einen so genannten Räumer ausgetauscht. Der Räumer hat einen größeren Durchmesser als der Bohrkopf. Zudem können am Räumer ein oder mehrere Leerrohre befestigt werden. Die Horizontalbohrmaschine zieht nun das Bohrgestänge zurück. Dabei erweitert der Räumer die Pilotbohrung, und zieht dabei gleichzeitig die Leerrohre für die Versorgungsleitungen in den entstehenden Kanal ein. Als Schmiermittel während des Bohrens, zum Kühlen des Bohrkopfes sowie zum Ausräumen des Bohrkanals wird Wasser verwendet, welches mit Zusatzstoffen wie z.B. Bentonit versetzt wird.
[Bearbeiten] FlowTex Skandal
Horizontalbohrmaschinen spielten eine zentrale Rolle beim FlowTex-Skandal in den 1990er Jahren.