Ibrahim Böhme
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Ibrahim Böhme (* 18. November 1944 in Leipzig; † 22. November 1999 in Neustrelitz) war ein deutscher Politiker (SED, später SDP bzw. SPD).
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[Bearbeiten] Ausbildung und Beruf
Böhme arbeitete zunächst als Maurer, erwarb in Abendkursen die Hochschulreife und wurde nach späterem Fernstudium der Literatur und Philosophie Lehrer. Nach einem Vortrag über Robert Havemann verhängte die SED 1965 über Böhme eine zweijährige Parteistrafe. Außerdem wurde er kurzzeitig verhaftet, da ihm vorgeworfen wurde, Schüler gegen das System aufzuhetzen.
Böhme protestierte auch gegen den Einmarsch des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei und wurde 1974 schließlich mit einem Berufsverbot belegt.
Er arbeitet von 1968-1976 als Kreissekretär des Kulturbundes in Greiz.
Nach einer 15-monatigen Untersuchungshaft wegen seines Parteiaustritts absolvierte er ein zweites Studium der Fächer Geschichte und Theaterwissenschaft. In Neustrelitz arbeitete er dann als Dramaturg, erhielt aber Anfang der 1980er Jahre, als er sich für die polnische Gewerkschaft Solidarność engagierte, erneut ein Berufsverbot.
Danach arbeitete er als Kellner, Privatlehrer für russische Literatur und als Deutschlehrer für vietnamesische Vertragsarbeiter.
[Bearbeiten] Familie und Leben
Vermutlich wurde er als Manfred Otto als Sohn jüdischer Eltern geboren, wuchs jedoch als Waisenkind in Heimen bei Leipzig auf und wurde 1947 durch Kurt Böhme adoptiert. Den Namen Ibrahim gab er sich später selbst.
Nach seinem erzwungenen Rückzug aus der Politik lebte Böhme die letzten Jahre zurückgezogen im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Nach mehreren Schaganfällen ging er am Stock und war ein verbitterter und gebrochener Mann. Psychiater und Psychologen attestierten ihm psychosomatische Krankheiten. Seine Stasi-Enttarnung hatte er nie verwunden, ebenso die Attacken der Gesamtdeutschen Öffentlichkeit gegen den einstigen Hoffnungsträger der DDR.
[Bearbeiten] Partei
Böhme war von 1967 bis zu seinem Austritt anlässlich der Ausweisung des Liedermachers Wolf Biermann Mitglied der SED.
Am 7. Oktober 1989 gehörte Böhme in Schwante zu den Mitbegründern der Sozialdemokratischen Partei der DDR (SDP), zu deren Geschäftsführer er sogleich gewählt wurde. Am 23. Februar 1990 wurde er dann zum Vorsitzenden der mittlerweile in SPD umbenannten Partei gewählt. Nach der Beschuldigung der inoffiziellen Stasi-Tätigkeit durch Reiner Kunzes Dokumentation "Deckname Lyrik" ließ Böhme ab dem 26. März 1990 alle Ämter ruhen und trat dann schließlich am 2. April 1990 zurück. 1992 wurde er aus der SPD ausgeschlossen.
[Bearbeiten] Stasi-Vorwürfe
Böhme wurde seit 1968 vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) mit dem Decknamen "Maximilian" geführt, auch unter anderen Decknamen lassen sich Zuordnungen herstellen. IM Maximilian soll spätestens ab Mitte der 70er Jahre in der DDR-Opposition aktiv geworden sein, möglicherweise infolge von Instruktionen seiner Führungsoffiziere aus dem Ministerium für Staatssicherheit. Im März 1990 tauchten Akten des Ministeriums für Staatssicherheit auf, die auf eine Zuordnung Böhmes zu IM Maximilian hinweisen. Der Autor Reiner Kunze, dessen Wohnung in Greiz jahrelang von der Staatssicherheit observiert wurde, bezeichnete Böhme aufgrund seiner eigenen Stasi-Akte als denjenigen, der seine Familie und ihn ausgeforscht und verraten habe.
Die Spitzeltätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit hat er bis zu seinem Tod bestritten.
[Bearbeiten] Weblinks
Stephan Hilsberg (Sprecher) | Ibrahim Böhme | Markus Meckel (komm.) | Wolfgang Thierse
Personendaten | |
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NAME | Böhme, Ibrahim |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker |
GEBURTSDATUM | 18. November 1944 |
GEBURTSORT | Leipzig |
STERBEDATUM | 22. November 1999 |
STERBEORT | Neustrelitz |