Inês de Castro
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Inês de Castro (* 1320 in Galicien; † 7. Januar 1355 in Coimbra); war eine kastilische Adlige und Ehefrau des späteren portugiesischen Königs Peter I. Auf Befehl ihres Schwiegervaters, König Alfons IV. wurde sie als Hochverräterin verurteilt und hingerichtet. Ihr tragisches Leben gab die Vorlage für eine Reihe literarischer Adaptationen ab.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Inês de Castro wurde als Tochter des galicischen Adeligen Peter Fernandes de Castro, Herr von Lemos und der Aldonça Lourenço de Valadares geboren. Sie kam 1340 im Gefolge der kastilischen Prinzessin Constanze Maria nach Portugal. Constanze, eine Enkeltochter König Ferdinand III. von Kastilien, hatte aus politischen Gründen den portugiesischen Thronfolger Peter heiraten müssen, Inês diente ihr als Hofdame. Peter verliebte sich jedoch nicht in seine erheblich ältere Frau, sondern in Inês. Alfons IV. missbilligte diesen Umstand und zwang Inês, das Land zu verlassen. 1349 verstarb Constanze Maria im Kindbett. Gegen den ausdrücklichen Befehl seines Vaters ließ Peter Inês zurückkommen und verbrachte mit ihr vier glückliche Jahre in Coimbra, in denen ihm Inês drei Kinder schenkte.
Peter hatte nun sowohl mit seiner verstorbenen Ehefrau als auch mit Inês de Castro potentielle Erben in die Welt gesetzt. In Portugal wurde befürchtet, dass Inês de Castro versuchen könnte, den legitimen Thronerben zugunsten ihrer Kinder aus der Thronfolge zu verdrängen. Die Familie de Castro war in Kastilien mächtig und einflussreich, und somit hätte der kastilische Adel durch eine Thronfolge der Abkömmlinge Inês' in Portugal erheblich an Macht gewinnen und unter Umständen Portugals Unabhängigkeit beeinträchtigen können. Hinzu kam, dass Alfons XI. von Kastilien sich selbst erheblichen Problemen mit unehelichen Abkömmlingen seines Vaters gegenübersah, was Peter veranlasste, sich in die kastilische Politik einzumischen, zumal Inês' Brüder Hoffnungen auf den kastilischen Thron in ihm weckten.
Diesem Konfrontationskurs mit dem Königreich Kastilien sahen sowohl Alfons IV. als auch der portugiesische Adel besorgt entgegen, umso mehr, als Peter 1354 angeblich - was historisch nicht restlos gesichert ist - Inês heimlich heiratete.
Alfons IV. rief schließlich einen Kronrat ein, auf welchem er Inês des Hochverrats anklagte und selbst das Urteil gegen sie sprach. Als Kronprinz Peter gerade auf der Jagd war, drangen auf Befehl des Königs drei gedungene Mörder in das Landhaus bei Coimbra ein, in dem Inês lebte, und enthaupteten sie. Peter soll nach seiner Rückkehr von der Jagd den abgetrennten Kopf seiner Geliebten gefunden haben.
Peter entfesselte einen Rachefeldzug gegen seinen Vater. Das Land wurde durch einen Bürgerkrieg zerrissen, wobei Peter jedoch bald einsehen musste, dass er seinen Vater aus eigener Kraft nicht gewaltsam stürzen konnte. Aus diesem Grunde schlossen beide durch Vermittlung der Königin eine Vereinbarung, wonach sich Peter seinem Vater unterwarf und beide feierlich gelobten, das Geschehene zu vergessen und auf sich beruhen zu lassen. Die Höflinge, welche Alfons zum Tod der Inês geraten hatte, flohen gleichwohl nach Kastilien.
[Bearbeiten] Legenden
1357 verstarb Alfons IV. und Peter bestieg selbst den Thron. Zunächst kam es nicht zu dem befürchteten Rachefeldzug, der Thronfolger schien sich an seinen Eid zu halten. Peter I. knüpfte enge Beziehungen zu Kastilien und erreichte die Auslieferung von zwei der drei Mörder (der dritte hatte sich rechtzeitig nach England abgesetzt). Beide Delinquenten ließ er unter ausgesuchten Martern töten, weshalb er in der portugiesischen Geschichte den Beinamen "der Grausame" (o cruel) führt.
Der Legende nach soll er den Auftrag erteilt haben, den Körper der Inês aus dem Kloster Santa Clara, in dem sie bereits fünf Jahre ruhte, in die Kathedrale von Coimbra zu überführen, um sie feierlich krönen zu lassen. Hier wurden zwei Thronsessel aufgestellt, auf den einen setzte man die Tote, auf dem anderen nahm Peter Platz. Die Tote war mit den Krönungsgewändern bekleidet, mit Juwelen übersät, auf dem Kopf trug sie die Königskrone. Der gesamte Hof musste ihr huldigen und ihre Hand küssen. Danach wurde der Leichnam im Kloster von Alcobaça beigesetzt.
Historisch beweisen lässt sich diese gespenstische Szene nicht. Nachgewiesen ist jedoch, dass Peter I. nach seiner Thronbesteigung behauptete, er habe während der Regierungszeit seines Vaters Inês de Castro heimlich geheiratet und dass er die Kinder aus dieser Beziehung als ehelich anerkannte. Auf Peters Befehl wurden für ihn und Inês zwei Prunksärge errichtet und in der Klosterkirche von Alcobaça aufgestellt.
[Bearbeiten] Familie
Inês hatte mit Peter I. von Portugal drei Kinder, die später vom König als rechtmäßige Thronfolger anerkannt wurden und deshalb alle den Titel eines Infanten bzw. einer Infantin von Portugal trugen:
[Bearbeiten] Literarische Bearbeitungen und Vertonungen
- Camões gab dem Stoff der Legende im dritten Gesang der Lusiaden eine lyrische Fassung.
- Ezra Pound verarbeitete die Legende um Inês de Castro unter anderem im XXX. Gesang seiner „Cantos“.
- 29 Opern wurden über das Leben Inês de Castro geschrieben, auf 21 verschiedene Textbücher. Am bekanntesten wurde Giuseppe Persianis Oper „Ines de Castro“ nach einem Textbuch von Salvatore Cammarano, uraufgeführt 1835 in Neapel. In heutiger Zeit komponierte der junge Schweizer Komponist Andrea Lorenzo Scartazzini eine Oper über dieses Thema, die unter dem Titel „Wut“ am Theater Erfurt (9. September 2006) uraufgeführt wurde.
[Bearbeiten] Siehe auch
Personendaten | |
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NAME | Castro, Inês de |
KURZBESCHREIBUNG | kastilische Adlige |
GEBURTSDATUM | 1320 |
STERBEDATUM | 7. Januar 1355 |
STERBEORT | Coimbra |