Ismail Haniyeh
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ismail Haniyeh (arabisch: إسماعيل هنية Ismāʿīl Haniyya oder arabisch: إسماعيل عبد السلام أحمد هنية Ismail Abdassalam Ahmad Hanija; * 1962 im Flüchtlingscamp asch-Schati im Gazastreifen) ist Ministerpräsident der Palästinensischen Autonomiegebiete. Er zählt zu den politischen Führern der militanten palästinensischen Hamas.
Seine Eltern mussten während des Arabisch-Israelischen Kriegs 1948 in das Flüchtlingscamp asch-Schati bei Gaza-Stadt fliehen, wo er aufwuchs und noch heute mit seiner Familie lebt. Haniyeh besuchte eine Schule der Vereinten Nationen in Gaza und studierte bis 1987 an der Islamischen Universität Gaza-Stadt arabische Literatur und kam dort in Kontakt mit radikalen Unabhängigkeitsbewegungen. 1987 und 1988 wurde er jeweils wegen der Teilnahme an der ersten Intifada zu kürzeren Haftstrafen verurteilt. 1989 wurde Haniyeh schließlich zu drei Jahren Haft verurteilt und anschließend zusammen mit anderen führenden Hamas-Mitgliedern wie Abd al-Aziz ar-Rantisi und Mahmud az-Zahar in den Südlibanon deportiert.
Nach seiner Rückkehr 1993 wurde er zum Dekan der Philosophischen Fakultät der Islamischen Universität ernannt und 1997 Bürochef Scheich Ahmad Yasins, des geistigen Führers der Hamas, und Verbindungsmann der Hamas zur palästinensischen Autonomiebehörde. Den Mordanschlag der israelischen Armee auf Yasin im März 2004 überlebt sein Begleiter Haniyeh. Nachdem auch Yasins Nachfolger ar-Rantisi einem israelischen Attentat zum Opfer gefallen war, beschloss die Hamas, den Namen ihres neuen Führers in Gaza geheim zu halten. Palästinensische Quellen sprechen aber davon, dass Haniyeh zusammen mit az-Zahar und Sayyid as-Sayyam eine Dreierspitze bildet. Bei den Wahlen in den palästinensischen Autonomiegebieten 2006 war er Spitzenkandidat der Hamasliste.
Haniyeh gilt als relativ pragmatische Figur innerhalb der Hamas. So war er schon früh bestrebt, die Hamas in die palästinensische Befreiungsorganisation PLO einzubinden. Er bemüht sich nachhaltig um eine Koalitionsregierung mit der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Abbas. Am Abend des 21. Februar 2006 wurde Haniyeh von Präsident Abbas auf Vorschlag der Hamas zum neuen Ministerpräsidenten der Palästinensergebiete ernannt. Nach ungesicherten Berichten soll Haniyeh von Abbas ein Schreiben erhalten haben, in dem die neue Hamas-geführte Regierung aufgefordert wird, sämtliche mit Israel getroffenen Friedensverträge und Absprachen einzuhalten.
Daraufhin erklärte Haniyeh seine grundsätzliche Bereitschaft zur Anerkennung Israels für den Fall, dass Israel sich in die Grenzen von 1967 zurückzieht. Außerdem solle das Rückkehrrecht für palästinensische Flüchtlinge festgeschrieben werden. Nach heftigen Protesten innerhalb der Hamas relativierte Haniyeh seine Äußerungen und sprach anstatt einer Friedenslösung nur noch von einem dauerhaften Waffenstillstand. Am 29. März 2006 wurde er zum Ministerpräsidenten ernannt und stellte seine Regierung vor.
Als Anfang Juni die Hamas die Waffenruhe aufkündigte und Raketen auf israelischem Territorium einschlugen, wurde von Tzachi Hanegbi, dem Vorsitzenden des Außen- und Verteidigungsausschusses der Knesset, seine Eliminierung erwogen.
Um den internationalen Boykott der Hamas-Regierung und das damit verbundene Finanzembargo des Westens zu beenden, verhandelten Hamas und Fatah seit dem Herbst 2006 über die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit. Haniyeh erklärte darauf hin seine Bereitschaft zum Rücktritt, wenn die Sanktionen dadurch aufgehoben werden könnten. Als sein Nachfolger als Ministerpräsident ist Mohammed Shabir im Gespräch.
Haniyeh ist verheiratet und hat dreizehn Kinder. Der Berufung seines Sohns Abed zum Generaldirektor des Ministeriums für Jugend und Sport soll Haniyeh widersprochen haben, um dem Eindruck von Vetternwirtschaft zu vermeiden.
[Bearbeiten] Weblinks
Mahmud Abbas | Ahmad Qurai | Ismail Haniyeh
Personendaten | |
---|---|
NAME | Haniyeh, Ismail |
KURZBESCHREIBUNG | hochrangiger politischer Führer der palästinensischen Befreiungsbewegung Hamas |
GEBURTSDATUM | 1962 |
GEBURTSORT | Flüchtlingscamp asch-Schati im Gazastreifen |