Johannes Frauenburg
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Johannes Frauenburg (* um 1430 in Frauenburg, Ostpreußen; † 5. Februar 1495 in Görlitz, Niederschlesien) war Schulmeister, Stadtschreiber, Ratsherr, Schöffe und Bürgermeister von Görlitz.
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[Bearbeiten] Leben und Wirken
Frauenburg studierte zunächst ab 1451 Rechtswissenschaft an der Universität Leipzig. Dort lernte er den Görlitzer Georg Emmerich (1422-1507) kennen, Sohn des Kaufmanns und damaligen Görlitzer Bürgermeisters Urban Emmerich. Nach Abschluss seines Studiums mit dem Magister Artium ging er deshalb nach Görlitz und war dort zunächst als Lehrer, ab 1462 als Rektor der städtischen Schule tätig.
Im Jahr 1463 heiratete er Barbara Canitz, die Tochter eines angesehenen Görlitzer Bürgers, was für seine weitere Laufbahn sehr hilfreich war. Er erbte ein Haus in der Brüdergasse. Auch seine akademische Ausbildung und seine Sprachkenntnisse befähigten ihn für das Amt des Stadtschreibers, das er ab 1465 übernahm; später wurde er zum Oberstadtschreiber bestimmt.
Als Stadtschreiber führte er die Stadtbücher (in erster Linie des städtischen Gerichts, die Protokolle des Rats, die Aufzeichnungen über die Besitzübertragungen in der Stadt), verfasste die städtische (politische) Korrespondenz, arbeitete als Dolmetscher, Berater und Gesandter des Stadtrats. Er nahm damit eine zentrale und aktive Rolle im öffentlichen Leben der Stadt ein.
Im Jahr 1469 wurde Frauenburg schon zum Ratsherrn gewählt und arbeitete ab 1473 als Schöffe. Zweimal, 1474 und 1478, war Frauenburg Bürgermeister von Görlitz. Als „Leiter der städtischen Verwaltung“, die allerdings in Görlitz mit seinen circa 9.000 Einwohnern nur aus zwei Beamten und weiterem Hilfspersonal bestand, bestimmte er die städtische Politik während des böhmischen Thronfolgestreits (siehe: Frieden von Olmütz). Im Zeitraum 1481-1482 war er wieder Ratsschöffe.
Frauenburg wird die Anbringung des 1433 von Kaiser Sigismund (1368-1437) verliehenen Stadtwappens an dem Frauentor zugeschrieben. Auch, dass Görlitz in dieser Zeit das Recht einer freien Reichsstadt erhalten blieb, ist Frauenburg zu verdanken.
Darüber hinaus war er für die Stadt publizistisch tätig als Verfasser eines „Spiegels“ (Verhaltenscodex) für das Amt des Bürgermeisters und als Sammler von Inschriften, die er an zahlreichen Gebäuden der Stadt anbringen ließ [1].
Nach seinem Tod (1495) wurde er in der Dreifaltigkeitskirche beigesetzt.
[Bearbeiten] Werke
- Bürgermeisterspiegel
Johannes Frauenburg verfasste im Jahr 1476 den „Bürgermeisterspiegel“ , die Anweisung für das Amt des Bürgermeisters mit Berufung auf Plato, Aristoteles und Cicero überreichte 1476 den Mitgliedern des Rates seiner Stadt die Schrift mit dem offiziellen Titel „Über die Pflichten des Bürgermeisters; Gott zu Lobe - der Stadt zu Ehren“.
Dieses Werk wurde 460 Jahre nach seinem Erscheinen mit einer Einführung von Johannes Weidemann neu herausgegeben:
- Johannes Weidemann (Hrsg.), Johannes Frauenburg: Der Bürgermeisterspiegel vom Jahre 1476. Wi sich ein burgermeister bi seinem regiment einnemen und an seiner person und thun halden sal. Verlag Eher, 1936.
- Görlitzer Chroniken
Über das Führen von Akten und Amtsbüchern hinaus legten Städte auch Wert auf das Verfassen von Chroniken mit dem Ziel, die Nachwelt über die Geschehnisse in der Stadt zu unterrichten. In Görlitz begründeten Stadtschreiber, also akademisch gebildete Männer mit Erfahrungen in der Verwaltung und diplomatischen Verhandlungen diese Tradition. Viele der Chronisten bemühten sich, die Zusammenhänge der Ereignisse erkennbar werden zu lassen sowie Ursachen und Abläufe aufzuzeigen. Bekannt sind die chronikalischen Werke des Johann Bereit von Jüterbog (gest. 1450), des Johannes Frauenburg (1430-1495) oder des Johannes Hass (1475-1544). Später traten Gelehrte wie der Humanist, Astronom, Kartograph und Bürgermeister Bartholomäus Scultetus (1540-1614), Gymnasiallehrer wie Martin Mylius (1542-1611) oder auch Christian Gabriel Funke (1658-1740) in Erscheinung [2].
[Bearbeiten] Literatur
- Honemann, Volker: Kanzlei, Stadt und Kultur im Leben und Werk des Johannes Frauenburg von Görlitz (gest. 1495), in: Stadt, Kanzlei und Kultur im Übergang zur Frühen Neuzeit, hg. von Rudolf Suntrup und Jan Veenstra (Frankfurt a. Main, 2004, S. 47-70).
[Bearbeiten] Weblinks
- 2 Zitate von Frauenburgs Hauptwerk aus dem Zitat-Archiv
- Von Roland Schaefer eingestellter Abdruck von Johann Frauenburgs Bürgermeisterspiegel
- Rezension von Wolf-Rüdiger Schleidgen zu 'Stadt, Kanzlei und Kultur' von sehepunkte.de
- kommunale Suchmaschine FindCity über die Görlitzer Chroniken
- Biografie
- Biografie
- Literatur von und über Johannes Frauenburg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
[Bearbeiten] Anmerkungen
Personendaten | |
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NAME | Frauenburg, Johannes |
ALTERNATIVNAMEN | Frauenburg, Johann |
KURZBESCHREIBUNG | Schulmeister, Stadtschreiber, Ratsherr und Schöffe, Bürgermeister von Görlitz |
GEBURTSDATUM | um 1430 |
GEBURTSORT | Frauenburg, Ostpreußen |
STERBEDATUM | 5. Februar 1495 |
STERBEORT | Görlitz, Niederschlesien |