Johannes Prioris
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Johannes Prioris (* um 1460, vielleicht in Brabant; † um 1514 (?) in Frankreich (?)) Frankoflämischer Komponist und Sänger.
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[Bearbeiten] Leben und Herkunft
Auf flämisch bedeutet der Name Prioris ‚De Veurste‘ oder ‚De Vorste‘. Man hat deshalb vermutet, dass Prioris aus der bei Brüssel gelegenen Stadt Vorst stammt, in der 1536 tatsächlich ein 'Prioris' gewohnt hat.
Wahrscheinlich ist Johannes Prioris nicht identisch mit jenem 'D. Priori organistae cum famulo suo', der 1491 am Petersdom in Rom zwei Dukaten für erbrachte Dienste erhalten hat. Denn es gibt nicht den geringsten Hinweis darauf, dass Prioris als Organist tätig war, und außerdem dienten Frankoflamen im Allgemeinen nicht am Petersdom, sondern in der ungleich bedeutenderen Sixtinischen Kapelle.
Der auffällige Umstand, dass ein Großteil seines Werkes in Manuskripten der Sixtina überliefert wird, könnte mit einem längeren Rom-Aufenthalt des Komponisten erklärt werden. Doch sind 5 der 7 Vatikanischen Manuskripte in einer Zeit entstanden, als Prioris nachweislich in Frankreich weilte.
Dokumentarisch fassbar wird Prioris nur an der Hofkapelle Ludwigs XII. von Frankreich. Wann er in diese eingetreten ist, ist wegen des Verlustes der Rechnungen von 1475 bis 1515 nicht bekannt. Da Crétin Prioris in der Deploration auf den Tod Johannes Ockeghems († 1497) erwähnt, dürfte 1497 der späteste Termin dafür sein.
Im Jahr 1503 war Prioris jedenfalls Kapellmeister. Am 8. Juni 1503 übergab er in Lyon dem Ferraneser Botschafter in Frankreich eine Messe für Ercole d’Este. Und im selben Jahr berichtet der königliche Hofschreiber Jean d’Auton, dass einige Beamte des französischen Hofes auf einer Reise nach Genuar mit Wegelagerern in Streit geraten seien, und "diese haben die Reisenden, unter ihnen einen mit Namen Prioris, ein Kapellmeister, so sehr geängstigt, dass er glaubte, sterben zu müssen".
Auch 1507 und 1511 ist Prioris als Kapellmeister der Kapelle nachgewiesen. 1510 wurde er zum Ersten Kaplan ernannt, aber nur amulatoire, also befristet. Mit diesem Amt war die Verantwortung für den Aufbau der Chorschule der Sainte Chapelle verbunden. In einem Epithaph für Jean Braconnier, dit Lourdault (1512) zäht Crétin Prioris noch zu den Lebenden. Gestorben ist Prioris aber wahrscheinlich noch vor Ludwig XII († 1515), da bei dessen Begräbnis ein gewisser 'Conrad' das Amt des Kapellmeisters bekleidete.
[Bearbeiten] Das Werk
[Bearbeiten] Messen
- Missa Allez regrets;
- Missa da anglia;
- Missa de venerabili sacramento;
- Missa Tant bel mi ssont pensade;
- Requiem (vielleicht auf den Tod der Anne von Bretagne († 9. Januar 1514) geschrieben);
- Missa Je ne demande (1906 verbrannt; vielleicht in MilD3, fol. 24v-27 teilweise erhalten).
[Bearbeiten] Motetten und liturgische Werke
- Alleluia O fili, O fliae;
- Ave Maria (dreistimmig);
- Ave Maria (achtstimmig);
- Benedicta es caelorum regina;
- Da pacem Domine;
- Die genitrix;
- Domine non secundum (I); Domine non secundum;
- Dulcis amica Dei;
- Factum est cum baptizaretur;
- In principio erat verbum;
- Magnificat primi toni;
- Magnificat terzi toni;
- Magnificat quarti toni;
- Magnificat quinti toni;
- Magnificat octavi toni;
- Quam pulchra es;
- Regina caeli;
- Stabat mater (nur Tenor erhalten);
[Bearbeiten] Chanson-Motetten
- Dueil et ennuy / Quoniam tribulatio;
- Royne du ciel /Regina caeli.
[Bearbeiten] Weltliches
- C’est pour aymer;
- Elle l’a pris;
- Entre je suis;
- Mon cueur et moi;
- Mon plus que riens;
- Par vous sermens;
- Plus que aultre;
- Riens ne me plaist;
- Vostre oeul s’est bien; Consomo la vita mya (Text: Serafino dall’Aquila, der wahrscheinlich auch den 3-st. Satz schrieben. Prioris schrieb wahrscheinlich nur die 4. Stimme).
Personendaten | |
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NAME | Prioris, Johannes |
KURZBESCHREIBUNG | Frankoflämischer Komponist und Sänger |
GEBURTSDATUM | um 1460 |
GEBURTSORT | Brabant (?) |
STERBEDATUM | um 1514 (?) |
STERBEORT | Frankreich (?) |