Jungfernhöhle
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Die Jungfernhöhle ist unter anderem ein neolithischer Opferplatz der Bandkeramiker und liegt im Hofbauernholz zwischen den Dörfern Tiefenellern, Herzogenreuth und Laibarös im Landkreis Bamberg unweit des westlichen Abbruchs der nördlichen Frankenalb und ist nach Westen geöffnet.
Die Höhle ist nur 9 m breit, 3 m hoch und 7 m lang. Ausgrabungen erbrachten die Belege der Nutzung der Höhle durch vier jungsteinzeitliche und beinahe alle nachfolgenden Kulturen. Der Name Jungfernhöhle rührt davon her, dass sich hier überwiegend die Überreste von weiblichen Personen fanden. In den Jahren von 1951 bis 1954 führte Otto Kunkel, bis 1945 Museumsleiter in Stettin, für das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in dem Waldgebiet umfangreiche Grabungen durch und fand dort:
- Bandkeramik-Gefäße und Knochenstäbchen aus der Jungsteinzeit
- Skelett- und Schädelreste von mind. 40 Menschen: 10-11 Erwachsene (darunter 9 zumeist jüngere Frauen), 4-5 Jugendliche sowie 23 Säuglinge und Kinder. Eine C14-Untersuchung ergab ein Alter von 6.150 +/- 65 Jahren.
Am meisten Rätsel gaben die mindestens 40 Skelettfunde der Bandkeramik auf. Die meist weiblichen Skelette (mind. 29 waren Kinder unter 14 Jahren) waren alle unvollständig. Es konnte sich also um keine Begräbnisstätte handeln, da die Skelette überdies auch noch verstreut lagen. Alle Schädel waren zertrümmert und einige Röhrenknochen zersplittert, vermutlich um das Knochenmark daraus zu entfernen. In den gefundenen Kiefern fehlten Zähne. Zudem wurde die Höhle im Mittel- und Jungneolithikum, in der Bronze-, Hallstatt- und Latènezeit sowie noch im Mittelalter als Opfergrube genutzt.
Als besonders bedeutend wird die Tatsache angesehen, dass noch vor der Entdeckung der menschlichen Überreste 1958, lokale Sagen über umherspukende kopflose Jungfrauen im Bereich der Höhle (HERRMANN 1980) - daher auch der Name Jungfernhöhle - nachgewiesen werden können. Daraus lässt sich ableiten, dass das Wissen um das Opferungsritual ca. 6150 Jahre mündlich tradiert wurde (REISER 1984).
Das heutige Gedenkkreuz stand als Feldkreuz, genannt schwarzes Kreuz, schon lange vor der Entdeckung der Jungfernhöhle. Die Umwidmung erfolgte erst in den 1980er Jahren.
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Literatur
- O. Kunkel: Tiefenellern (1955)
- J. Orschiedt: Die Jungfernhöhle bei Tiefenellern. Eine Neuinterpretation, 133. Bericht des Historischen Vereines Bamberg, 185-198.
- Ernst Probst: Deutschland in der Steinzeit. Jäger und Bauern zwischen Nordseeküste und Alpenraum, München 1991, S. 263 f.
- Reiser, R. (1984): Die Kelten in Bayern. - 192 S.; Rosenheim (Rosenheimer).
- Herrmann, F. (1980): Höhlen der Fränkischen und Hersbrucker Schweiz. - 167 S.; Regensburg (Pustet).