Käthchenhaus (Heilbronn)
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Das Käthchenhaus ist ein privater Profanbau des 14. Jahrhunderts am Marktplatz in Heilbronn.
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[Bearbeiten] Geschichte
Früher hieß das Käthchenhaus einfach Steinhaus, weil es im Unterschied zu den meisten übrigen Gebäuden der Stadt von unten bis oben aus massiven Sandsteinen erbaut worden war. Seine Erbauungsgeschichte ist so gut wie unbekannt. Jedenfalls muss der Bau von einem „steinreichen“[1] Heilbronner Bürger des 14. Jahrhunderts gebaut worden sein.
Im 16. Jahrhundert soll hier der Reformator Johann Lachmann gewohnt haben, später wurde das Haus auch Weingand'sches Haus genannt, das im 16. Jhd. die Familie Hüngelin besessen haben soll. Weiter sollen im 16. Jhd. in dem Gebäude auch Reichsschultheiße und der Syndicus gewohnt haben.[2]
Weder das Käthchen von Heilbronn, eine fiktive Figur aus Heinrich von Kleists gleichnamigen Schauspiel von 1808, noch eines ihrer vermuteten historischen Vorbilder waren in dem Gebäude zuhause. Gleichwohl sollte das Käthchen Namensgeberin werden, als die Stadt im 19. Jhd. durch das populäre Schauspiel weitere Bekanntheit erlangte.
Nach der starken Beschädigung des Gebäudes beim Luftangriff auf Heilbronn am 4. Dezember 1944 wurde das Gebäude wiederaufgebaut, wobei insbesondere die Dach- und Giebelkonstruktion nur sehr vereinfacht rekonstruiert wurde. Auf den zum Marktplatz gewandten Barockgiebel wurde beim Wiederaufbau völlig verzichtet. Das Erdgeschoss wurde als schlichte Gewerbefläche ausgestaltet. Heute ist das Gebäude ein Bestandteil des angrenzenden Käthchenhof-Ensembles.
[Bearbeiten] Beschreibung
[Bearbeiten] Fassade
Ganz im Stil mittelalterlicher Wohntürme besteht dieses Gebäude aus drei Stockwerken, ganz aus Sandstein mit zugemauerten Fenstern aus der Zeit der Gotik und anderen aus der Renaissance.
[Bearbeiten] Erker
Auf dem Erker, der von Balthasar Wolff 1534 gestaltet worden ist, sind Brustbilder von vier Propheten zu sehen [3]:
- Jesaja: Als erster Prophet Israels verhieß er den Israeliten einen zukünftigen Messias als gerechten Richter und Retter der Armen. Entsprechend ist folgende Inschrift aus Jesaias 5/23 auszulegen:Vae, qui iustificatis impium pro muneribus (Wehe ! Die den Gottlosen gerechtsprechen um Geschenke willen)
- Jeremia: Jeremia ist neben Jesaja ein großer Schriftprophet des Tanach.Am Erker ist folgende Inschrift aus Jeremia zu lesen: Iudicium pauperum non uudicaverunt ( und helfen den Armen nicht zum Recht )
- Hosea: Sein Buch eröffnet die Reihe der Zwölf kleinen Propheten im Tanach. Wie später Jeremia (Jer 31,20) und Jesaja (Jes 63,15) betonte Hosea aber auch Gottes Leidenschaft für sein untreues Volk und sein Mitleiden an dessen Schicksal bis hin zum „Schmerz“ (Hos 11,8) mit der Inschrift am Erker: Non est veritas et non est misericordia et non est scientia Dei in terra(Denn es ist keine Treu, keine Liebe, keine Erkenntnis Gottes im Lande )
- Habakuk:Hosea erteilte Weherufe über Habsüchtige, Ausbeuter, Gewalttätige und Götzendiener (2,18-20) mit folgender Inschrift: Inpius arcet atque circundat pium ( Der Gottlose übervorteilt den Gerechten )
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ http://www.stadtarchiv-heilbronn.de dort: Geschichte im Archiv - Geschichte der Stadt Heilbronn - Stadtgeschichte Teil 1: 741 bis etwa 1200 (von Christhard Schrenk): Als "steinreicher" Heilbronner Bürger des frühen Mittelalters kämen die Heilbronner Bankiers in Frage, die sog. südfranzösischen „Kawerschen“ und Kaufleute aus dem italienischen Asti.
- ↑ Oberamtsbeschreibung Heilbronn 1904
- ↑ Der Erker am Käthchenhaus Schwaben und Franken: Heimatgeschichtliche Beilage der „Heilbronner Stimme“ Samstag , 7. Mai 1955