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Kölner Karneval

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Kölner Dreigestirn 2005 (v.l. Jungfrau, Prinz, Bauer)
Das Kölner Dreigestirn 2005 (v.l. Jungfrau, Prinz, Bauer)
Kölner Rosenmontagszug (2004)
Kölner Rosenmontagszug (2004)
Das Kölner Kinderdreigestirn (2006)
Das Kölner Kinderdreigestirn (2006)

Der Kölner Karneval findet jährlich in Köln statt.

Nirgendwo wird die "fünfte Jahreszeit" so ausgiebig und mit so viel Tradition gefeiert wie in Köln. Die Session beginnt am Elften im Elften um Elf Uhr Elf. Bis Rosenmontag steigert es sich schrittweise: nach der ruhigen Weihnachtszeit beginnt ab Neujahr die Phase des Sitzungskarnevals (Herren-, Damen-, Kostüm- und Prunksitzungen). Weiberfastnacht um Elf und Elf wird der Straßenkarneval eröffnet. Ab diesem Zeitpunkt befindet sich die Stadt im Ausnahmezustand; in den Kneipen und auf der Straße wird nach Kräften gefeiert. Der offizielle Höhepunkt des Kölner Karnevals ("Kölsche Fasteleer") ist der am Rosenmontag stattfindende Rosenmontagszug. Daneben veranstalten viele Vereine Karnevalssitzungen und -bälle mit Auftritten von Büttenrednern, Tanz- und Musikgruppen. Im Gegensatz zum Sitzungskarneval findet der Straßenkarneval weitgehend unorganisiert in den Kneipen und Straßen Kölns während der letzten Festwoche zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch statt. Kennzeichen des rheinischen und besonders des Kölner Karnevals ist das Miteinander zwischen 'Akteuren' auf Bühne und Wagen und 'Zuschauern', indem die Grenze zwischen Darbietung und Rezeption weitgehend zugunsten einer durchgehenden Interaktion aufgehoben ist – alle sind Akteure, niemand ist Zuschauer. Der typische Narrenruf ist „Kölle Alaaf!“. Er bedeutet soviel wie 'Es lebe Köln!', war ursprünglich ein Trinkspruch und ist seit dem 19. Jh. der Kölner Narrenruf.

Treibende Kraft hinter dem Fasteleer sind Fastelovendsjecken, die sich über die tollen Tage ins Getümmel stürzen. Koordinierende Kraft hinter dem offiziellen Kölner Karnevalsprogramm ist das Festkomitee Kölner Karneval als organisatorischer Zusammenschluss der Kölner Karnevalsgesellschaften. Diese traditionsreichen Vereine stellen das Kölner Dreigestirn und einen guten Teil der Teilnehmer bei den offiziellen Karnvalszügen. Die Aufnahmebedingungen sind sehr streng, unter anderem braucht man zwei Mitgliedsgesellschaften als Bürgen.

Am Karnevalssonntag finden die Kölner Schull- un Veedelszöch statt. Die besten Fuß- und Wagengruppen der Veedel werden dabei prämiert und dürfen am Rosenmontagszug teilnehmen. Daneben veranstalten viele Veedel zwischen Karnevalssamstag und Karnevalsdienstag eigene Umzüge. Diese genießen zwar eher lokale Beachtung, sind aber in der Vorbereitung nicht weniger aufwändig. An der Spitze stehen hier der Ehrenfelder und der Nippeser Zoch, beide mit jeweils bis zu 300.000 Zuschauern. Etwa fünfzigmal heißt es während der tollen Tage irgendwo im Kölner Stadtgebiet: "D'r Zoch kütt."

Neben dem offiziellen hat sich auch ein alternativer Karneval etabliert. Seit 1984 gibt es die Stunksitzung, die als studentische Alternative zum offiziellen Karneval entstand und heute eine Mischung aus kölschem Karneval und politischem Kabarett mit Comedyelementen darstellt und wegen der rasant gestiegenen Kartennachfrage fast vergleichbar einer kleinen Musicalproduktion arbeitet.

Ebenfalls außerhalb der offiziellen Regularien hat sich der nächtliche Geisterzug gebildet. Dieser alternative Umzug war ins Leben gerufen worden, nachdem 1991 der offizielle Rosenmontagszug als Reaktion auf den zweiten Golfkrieg abgesagt worden war und findet seitdem jeweils am Karnevalssamstag statt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Besonderheiten des Kölner Karnevals

[Bearbeiten] Die Kostüme

Jedes Jahr beeindruckt die bunte Kostümvielfalt des Kölner Karnevals. Die Kölner legen Wert darauf, keine Kostüme von der Stange zu kaufen, sondern ihre Verkleidung selbst anzufertigen. Dies bedeutet allerdings mitnichten eine geringere Perfektion in der Verarbeitung, eher im Gegenteil. Es lohnt sich, auch liebevoll gestaltete Details zu entdecken. Den höchsten Anteil können nach wie vor Clowns aller Arten für sich verbuchen. Tradition hat vor allem der Lappenclown, dessen Gewand mit einzelnen Stoffetzen benäht ist. Da dies auch im Zeitalter der Nähmaschinen sehr viel Zeit und Arbeit erfordert, ist ein Lappenkostüm etwas, das man fürs ganze Leben anfertigt. Neben anderen Dauerbrennern wie Piraten oder Cowboys werden gerne auch aktuelle Ereignisse oder Begebenheiten mit den Kostümen aufs Korn genommen, so gab es beispielsweise in einem Jahr massenhaft Moorhühner in allen Varianten auf den Straßen zu sehen.

[Bearbeiten] Das "Bützchen"

Häufig hört man den Ausdruck bützen oder gebützt werden. Diese kleinen, mit geschürzten Lippen großzügig verteilten Küsschen kann jeder abbekommen, der sich ins Getümmel gestürzt hat. Sie sollten nicht als sexuelle Provokation missverstanden werden, sondern sind Teil der kölschen Karnevalstradition.

[Bearbeiten] Die kölsche Karnevalsmusik

Explizite Karnevalsmusik gibt es in Köln eigentlich nicht. Das musikalische Repertoire, das neben Gassenhauern auch eine ganze Menge leise Töne umfasst, wird das ganze Jahr hindurch gespielt und gesungen; die Musik ist Teil der Stadtkultur. Zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch wird in den Kneipen meist der "partytaugliche" Teil der über 20.000 Lieder gespielt, wobei als Faustregel gilt: je näher eine Kneipe an der Altstadt liegt (je höher also der Imi-Anteil des Publikums ist), desto mehr wird das traditionelle Liedgut mit deutschen Schlagern, Skihütten- und Ballermann-Liedgut gemischt. In den Wirtschaften der Veedel hört man dagegen auch häufiger etwas leisere Töne und mehr Schunkel-taugliches. Im Zoch überwiegt Marschmusik. Neben den auch andernorts für Stimmungslieder typischen Themen wie die Liebe und der Alkohol sind es "menschelnde" Themen, die den Charakter der rheinischen Karnevalslieder ausmachen: der Zusammenhalt im Veedel, Ausländerintegration, und immer wieder die Liebe zur rheinischen Heimat und ihrer Geschichte. Leid und Tod werden nicht ausgespart, kleine menschliche Schwächen werden liebevoll und charmant besungen ("Dicke Mädchen", Höhner). Neben "aktuellen" Karnevalsschlagern und entsprechenden "Dauerbrennern" aus den letzten Jahren spielen auch nach wie vor recht alte und lang überlieferte Lieder eine große Rolle, was sich insbesondere beim traditionsreichen offiziellen Sitzungskarneval und bei den - von Blaskapellen - geprägten Umzügen bemerkbar macht. Zu den unverwüstlichen Liedern aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehören vor allem die Krätzchen von Willi Ostermann, August Batzem, Karl Berbuer oder Gerhard Jussenhoven, um nur einige zu nennen.

[Bearbeiten] Bekannte Kölner Bands

Die meisten der unten genannten Bands machen nicht nur Karnevalsmusik, sondern sind das ganze Jahr außerhalb der Karnevalssession unterwegs.

  • Die Bläck Fööss (Nackte Füße) sind die älteste, wohl bekannteste und wahrscheinlich vielseitigste Kölner Band. Sie decken vom frühen Rock'n'Roll bis zur aktuellen Musik jede Stilrichtung ab und haben den anderen Bands sozusagen den Weg in die offiziellen Sitzungssäle geöffnet.
  • Brings (Klingt wie Bring' es!, ist aber ein Familienname) ist eine beliebte Kölschrocktruppe aus dem Kölner Umland
  • Die Höhner (Hühner) sind die vermutlich nach den Bläck Fööss bekannteste Kölner "Karnevals"band mit teilweise überregionalen Hits
  • Die Räuber spielen überwiegend schwungvolle Karnevalslieder
  • Die Paveier (Pflasterer) machen kölschen Beat, Rock und neue Krätzjen

[Bearbeiten] Alte Kölner Liederautoren, -komponisten und -interpreten

Siehe auch: Liste der Künstler im Kölner Karneval

[Bearbeiten] Die verschiedenen Tage der Karnevalswoche

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Donnerstag - Weiberfastnacht
beginnt um 11 Uhr 11 der offizielle Straßenkarneval. Viele Firmen haben an diesem Tag eine Karnevalsfeier. Die Menschen sind schon tagsüber auf der Straße, die Innenstadt und die Severinstraße sind meist besonders voll. Männer müssen sich in acht nehmen, denn an diesem Tag haben die Frauen das Recht ihnen die Krawatten abzuschneiden. Generell gehört der Donnerstag den Frauen, darum auch der Name Weiberfastnacht.
Karnevalsfreitag
Karnevalssamstag
zieht seit 1991 der Geisterzug über wechselnde Routen durch die Stadt.
Karnevalssonntag
finden die berühmten Kölner Schull- un Veedelszöch statt.
Rosenmontag
Der eigentliche Höhepunkt des Karnevals ist aber am Montag (Rosenmontag), an dem der Hauptzug stattfindet. An diesem Tag haben fast alle Geschäfte geschlossen und die wenigsten der Kölner müssen arbeiten.
Veilchendienstag
kommt es dann zu der berühmten Nubbelverbrennung. Auf eine Strohpuppe (den Nubbel) werden all die zahlreichen Sünden geladen, die man während der Karnevalstage begangen hat und meist um Mitternacht findet dann unter großer Zelebrierung vor vielen kölschen Kneipen eine Nubbelverbrennung statt.
Aschermittwoch
"Am Aschermittwoch ist alles vorbei", wie schon altkölsches Liedgut zu verkünden weiss.

[Bearbeiten] Die kommerzielle Seite

Seit Anfang der 1990er Jahre ist der Kölner Karneval immer mehr zur touristischen Attraktion geworden. Analog zum Münchner Oktoberfest werden jetzt auch vermehrt Reisen zum Karneval in Köln angeboten, und Karnevalshits wie "Viva Colonia" der Höhner sind fester Bestandteil von kommerziellen Après Ski- oder Ballermann-Musik-CDs.

Der Kölner Karneval ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Seine Bekanntheit ist nicht zuletzt auf die finanzielle Unterstützung durch Firmen zurückzuführen, die dafür bezahlen, dass der Kölner Karneval auch in den Medien präsent ist. Während in anderen Karnevalshochburgen im Rheinland das größte Problem das Fehlen finanzieller Mittel ist, hat der Kölner Karneval kaum unter Geldproblemen zu leiden. Allerdings werden die bestbezahlten Musikgruppen durch hohe Gagen zu Mega-Events gezogen und gehen so dem traditionellen Sitzungskarneval immer mehr verloren.

[Bearbeiten] Ausfälle

Nicht nur lustige Karnevalisten fallen manchmal aus (oder um), sondern auch der ganze Rosenmontagszug. In der Geschichte Kölns fiel der Zug seit 1823 mehrfach aus, zuletzt während des zweiten Golfkriegs 1991. Überhaupt waren Kriege der Hauptgrund für Ausfälle. Der Deutsch-Französische Krieg sorgte 1871 für leere Straßen. Auch 1915 bis 1926 kam durch Krieg und die Besetzung des Rheinlandes kein Umzug zustande. 1940 bis 1949 waren der Zweite Weltkrieg und das anschließende Verbot durch die Militärregierung verantwortlich für die Ausfälle.

Im zweiten Golfkrieg 1991, als andernorts aus Anteilnahme der Rosenmontagszug abgesagt wurde, und beispielsweise die Mainzer und Düsseldorfer auf den Zug verzichteten, und auch das Festkomitee Kölner Karneval keinen Zug veranstalten wollte, machten sich einige Kölner unter dem Motto "Kamelle statt Bomben" spontan auf den Weg. Bei dieser Gelegenheit wurde der Geisterzug wieder eingeführt.

Grabenkämpfe innerhalb des Festkomitees sorgten 1833, 1844, 1851, 1856 und 1857 für Absagen. Die Weltwirtschaftskrise stoppte 1931 und 1932 den Zug. Die Jecken in Köln gelten zwar als wetterfest, 1868 musste der Zug wegen schlechten Wetters trotzdem entfallen. Ein Trauertag für den Tod von König Friedrich Wilhelm IV. sorgte 1861 für tote Straßen in Köln. Und gar verboten wurde der Zug 1830 von den Preußen. Der einzige Rosenmontagszug an einem Sonntag kam wegen der Reichstagswahlen 1887 zustande.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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