Köpenickiade
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Als Köpenickiade bezeichnet man eine Form der Hochstapelei, bei der durch Amtsanmaßung Gehorsam erschlichen wird. Der Ausdruck geht auf ein Ereignis von 1906 in der Stadt Köpenick bei Berlin zurück, als sich der arbeitslose Schuster Wilhelm Voigt als Hauptmann ausgab, vom Bürgermeister die Herausgabe der Stadtkasse forderte und ihn verhaften ließ. Dies diente Carl Zuckmayers Komödie Der Hauptmann von Köpenick. Ein deutsches Märchen und späteren gleichnamigen Filmen als Vorlage.
Eine mörderische Köpenickiade spielte sich im April 1945 im Emsland ab: Der 19jährige Gefreite Willi Herold gab sich als Hauptmann aus und ließ im Lager Aschendorfermoor über einhundert Häftlinge erschießen. Nach einem Kriegsverbrecherprozess gegen Herold und sechs Mitangeklagte im August 1946 wurde Herold im November 1946 hingerichtet.
Teilweise wird stattdessen auch eine in Zuckmayers Stück beschriebene bürokratische Eigenheit als Köpenickiade bezeichnet: Voigt kann keine Arbeit bekommen, solange er keinen Pass hat, und keine Aufenthaltsgenehmigung im jeweiligen Bezirk (und damit auch keinen Pass), solange er keine Arbeit hat - das Wort bezeichnet also selbstbezügliche Anforderungen in bürokratischen Vorgängen.
Siehe auch: Hauptmann von Köpenick, Otto Witte (König Otto I. von Albanien)