Kaiserchronik
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Die Kaiserchronik ist eine vor 1150 entstandene, umfängliche deutschsprachige Reimchronik und das umfangreichste Werk der frühmittelhochdeutschen Literatur.
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[Bearbeiten] Entstehungszeit und -ort, Verfasser und Auftraggeber
„Kaiserchronik“ ist nicht der Originaltitel, der Verfasser nannte das Werk ursprünglich Cronica.
Das wohl zwischen 1140 bis 1150 von einem am Regensburger Hof tätigen Geistlichen verfasste Werk erzählt in 17283 gereimten Versen episodenhaft in 54 Lebenschroniken römischer und deutscher Kaiser eine Weltchronik von der Gründung Roms bis zur Vorbereitung des zweiten Kreuzzuges 1147. Ein Auftraggeber ist wegen des abrupten Endes der Kaiserchronik schwer zu bestimmen. Als wahrscheinlich gilt eine Abfassung an einem Herzogs- oder Bischofshof, da nur ein reicher Auftraggeber auch für den Unterhalt des Schreibers aufkommen konnte. Die Bindung an den Auftraggeber war wohl freier als sonst üblich, als Gönner ist auch Pfalzgraf Otto von Wittelsbach denkbar. Die Kaiserchronik ist in verschiedenen Fassungen überliefert. Die Urfassung wurde mehrfach überarbeitet, zusätzlich existiert eine Prosafassung.
[Bearbeiten] Quellen
Eine einheitliche Quelle der Kaiserchronik gibt es nicht. Der Verfasser hat die unterschiedlichsten Quellen benutzt, selbstständig verarbeitet, teilweise eigenwillig und frei behandelt.
- Legendenliteratur und Heiligenviten
- Sagenüberlieferungen
- Chronik Frutolfs von Michelsberg und Ekkehards von Aura
- Ovids Fasten
- Pseudo-Clementinische Rekognitionen
- Annolied
[Bearbeiten] Bedeutung
Die Kaiserchronik ist die erste bedeutende deutschsprachige Geschichtsquelle, wobei in der Darstellung allerdings hauptsächlich die römischen Kaiser behandelt werden, bei deren Behandlung der Schwerpunkt jedoch oft auf die mit ihnen verbundenen Heiligenlegenden gelegt wird. Die Absicht, lehrhaft zu erzählen, überwiegt bei weitem die Absicht, einen historisch präzisen Bericht zu erstatten. Vor allem die römischen Kaiser bieten dem Autor Gelegenheit, novellenartige Einzelepisoden (z. B. Faustinian und Silvester, je ca. 2800 Verse; Crescentia, 1500 Verse) einzuschalten, die sich weitgehend verselbständigen. Die Kaiserchronik stellt eine wichtige Quelle für spätere Geschichtswerke dar, etwa für die mehr als 150 Jahre danach entstandene Weltchronik Jans Enikels.
[Bearbeiten] Überlieferung
Die Kaiserchronik ist unter anderem auch Teil der Vorauer Handschrift, einer mittelalterlichen Sammelhandschrift, die bis heute im Augustiner-Chorherrenstift Vorau in der Steiermark aufbewahrt wird.
[Bearbeiten] Literatur
- Edward Schröder (Hrsg.): Kaiserchronik eines Regensburger Geistlichen. Monumenta Germaniae Historica Deutsche Chroniken I, Hannover 1895 (Neudr. 1964) online
- Eberhard Nellmann: Kaiserchronik. in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, Sp. 856 f. (Quellen und Literatur).
- Eberhard Nellmann: Artikel Kaiserchronik, in: Verfasserlexikon, Bd. 4 (1983), Sp. 949-964 (noch nicht ausgewertet)