Kalsmunt
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Koordinaten: 50° 32′ 58″ N, 8° 29′ 47″ O
Die Reichsburg Kalsmunt war eine im 12. Jahrhundert ausgebaute Burg, deren Ruine noch heute auf einem 256 m hohen Basaltkegel über der Stadt Wetzlar liegt.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Reichsburg wurde vermutlich um 1170-1180 von Friedrich Barbarossa über Wetzlar ausgebaut, um sie die Stadt und die Stellung der Reichsvogtei zu schützen und um die umliegende Wetterau als Reichsland zu sichern.
Der Kalsmunt war Reichsmünzstätte, doch ist kein Prägejahr bekannt. Ein unter Friedrich Barbarossa geschlagener Denar zeigt einen auf einem Faltstuhl thronenden Gekrönten mit einem Lilienszepter und Palmzweig und der Umschrift: Calsmund. Die Münzstätte lag wohl kaum auf dem Kalsmunt, sondern in der Handelsstadt Wetzlar, und ihr Entstehen kann auf etwa 1160 angesetzt werden; ein Arnoldus monetarius ist in Wetzlar seit 1241 nachweisbar.
1226 wird erstmals mit einem Winterus von Kalsmunt auch eine Person erwähnt, die den Namen trägt.
1252 wird die Burg zur Befestigung ausgebaut. Eine Reihe von Burgmannen wird urkundlich genannt. Im Jahr 1257 wird die Stadtbefestigung Wetzlars urkundlich bestätigt.
Im Jahr 1284 tritt Tile Kolup als Kaiser Friedrich II. auf. Die Bevölkerung glaubt ihm zunächst, aber bald siegt das Misstrauen und er wird auf dem Kalsmunt zunächst inhaftiert und verhört. Am 7. Juli 1285 wird er schließlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Am 28. Juni 1285 wird eine Vereinbarung zwischen den Burgleuten und der Stadt Wetzlar getroffen, keine Feinde der Stadt in der Burg aufzunehmen. Hintergrund der Vereinbarung ist der Streit der Stadt mit dem römischen König, in welchem sich die Burg unparteiisch hält. Die Burg wird nie angegriffen.
1328 fällt die Burg mit der Reichsvogtei von Wetzlar an Johann von Nassau.
Um 1500 hat die Burg keine militärische Bedeutung mehr, als Reichslehen ist die Befestigung völlig im Besitz der Herren von Nassau. Durch einen Tauschvertrag geht das Recht an der Burg 1536 an die Hessen über.
1609 lässt der Landgraf von Hessen den Bestand der Ruine aufnehmen und Vermessen. Der älteste Grundriss des Kalsmunt wird gezeichnet.
Im Jahr 1740 erlebt die Burg noch einmal eine Renaissance, da ein Ausbau zur Festung geplant wird. Dieser scheitert dann aber aus Kostengründen.
Seit 1803 ist die Burg im Besitz der Stadt Wetzlar.
1836 ließ der "Wetzlarische Verein für Geschichte und Altertumskunde" unter seinem Vorsitzenden Paul Wigand den ebenerdigen Eingang in die drei Meter dicke Mauer des Bergfrieds brechen. Der Zugang erfolgte zuvor im ersten Stock über ein Turmaufgangsgebäude.
Das Stadtbauamt Wetzlar veranlasst 1928 Grabungen, über die Carl Metz in Lieb Heimatland, 1928, Nr. 27 und 28 berichtet.
[Bearbeiten] Namensherkunft
Die Herkunft des Namens Kalsmunt ist nicht eindeutig geklärt. Nicht ausgeschlossen werden kann die folgende Deutung: Kals- = Karls und -munt = Vasall, d. h. ein Lehensmann des Fränkischen Hofes. Demnach handelte es sich bei Vorläufern der Burg vielleicht um eine Anlage aus der Zeit Karls des Großen.
[Bearbeiten] Literatur
- Herbert Flender: Die Reichsburg Kalsmunt, in: Leitz objektiv. Werkzeitung für die Mitarbeiter der Ernst-Leitz Wetzlar GmbH, Jahrgang 1980, Heft 3/4, wiederabgedruckt in: Flender, Herbert, Vom historischen Erbe der Stadt Wetzlar, Wetzlar, 2¸1993, S. 137-146. (= Schriften zur Stadtgeschichte, Sonderheft).
- Friederun Friedrichs: Burgen und Städte als politisch-wirtschaftliche Kristallisationspunkte der staufischen Wetterau, in: Wetterauer Geschichtsblätter 16, 1967, S. 19-49.
- Wolfgang Hess: Städtegründungen und Anfänge der Münzprägung in der staufischen Wetterau, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 117, 1981, S. 97-111 (= Der Reichstag von Gelnhausen. Ein Markstein in der deutschen Geschichte 1180-1980, hg. von Hans Patze, Marburg/Köln, 1981, S. 97-111).
- Guy Simonow: Die Reichsburg Kalsmunt, Hausarbeit im Rahmen des Hauptseminars Hessische Städte im späten Mittelalter, Prof.Peter Moraw, LJU Gießen, WS 96/97.
- August Schoenwerk: Die Reichsburg Kalsmunt bei Wetzlar und ihre Burgmannen (Hrsg. von Heinz F. Friederichs), Frankfurt am Main, 1962 (= Forschungen z. hessischen Familien- u. Heimatkunde, 35).