Kaspar von Stieler
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Kaspar von Stieler (* 2. August 1632 in Erfurt; † 24. Juni 1707 in Erfurt) war ein deutscher Gelehrter und Sprachwissenschaftler, der vor allem für das von ihm verfasste Wörterbuch bekannt wurde, das den zeitgenössischen deutschen Wortschatz repräsentierte.
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[Bearbeiten] Leben
Stieler stammte aus einer Erfurter Bürgerfamilie. Er besuchte das dortige Gymnasium und studierte anschließend von 1648 bis 1650 in Leipzig, Erfurt und Gießen Medizin und von 1651 bis 1654 Medizin, Jura, Theologie und "Beredsamkeit" (Rhetorik) in Königsberg. Dort erhielt er auch eine Hauslehrerstelle. 1655 nahm er am Krieg zwischen Polen und Schweden teil. Es folgten zwischen 1658 und 1661 Reisen durch Westeuropa und 1660 ein kurzes Studium der Rechte in Jena, bevor er sein eigentliches Berufsleben als Sekretär an verschiedenen mitteldeutschen Fürstenhöfen begann. Ab 1689 versuchte er zuerst in Hamburg, später erfolgreicher in Erfurt, als Privatgelehrter Fuß zu fassen.
Im Jahr 1660 veröffentlichte Stieler Die Geharnschte Venus, das schönste Liebesliederbuch des siebzehnten Jahrhunderts. Seine späteren Werke umfassen sechs Theaterstücke, das Sachbuch Die teutsche Sekretariatskunst (1673/1674), einen Briefsteller mit ausgesprochen puristischem Charakter, sowie Der Teutsche Advocat, eine Enzyklopädie des damaligen deutschen Rechts.
1688 wurde er durch Herzog August von Sachsen-Weißenfels in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Als Gesellschaftsname wurde ihm "der Spate" und als Motto übertrifft den Frühzeitigern verliehen. Als Emblem wurde ihm der Blumenkohl zugedacht. Im Köthener Gesellschaftsbuch findet sich Stielers Eintrag unter der Nr. 813.
1695 erschien sein Buch Zeitungs Lust und Nutz, das ihn aus heutiger Perspektive betrachtet als Medienwissenschaftler avant la lettre erscheinen lassen kann und in jüngerer Zeit nicht nur von der Barockforschung, sondern auch von der historischen Zeitungswissenschaft und der Mediengeschichte entsprechend gewürdigt wird.[[
1705 wurde Stieler in den erblichen Adelsstand erhoben. Zwei Jahre darauf verstarb er im heimatlichen Erfurt.
[Bearbeiten] Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs
Das von Stieler verfasste Werk Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs (1691), ein Wörterbuch der deutschen Sprache von bis dahin unerreichtem Umfang verdient auch heute noch Beachtung. Dieses Wörterbuch entstand in enger Abstimmung mit anderen Mitgliedern der Fruchtbringenden Gesellschaft. Die Entwicklung zur deutschen Hochsprache war damals noch nicht abgeschlossen und die Grammatiker dieser Gesellschaft sahen ihre Hauptaufgabe darin, ein widerspruchsfreies Regelsystem für sie zu fixieren.
Ähnliches schwebte Stieler auch für den Wortschatz vor, weshalb jedes Stichwort grammatisch fixiert wurde: Bei Substantiven gab er das Geschlecht und den Plural an (in Zweifelsfällen auch den Genitiv Singular) und bei starken Verben die Stammform an.
Stielers Purismus ging so weit, dass er bei Fremdwörtern möglichst oft nach einer deutschen Wurzel suchte. So behauptete er das Wort "Natur" würde von dem deutschen "Ur" zusammenhängen, also etwa "nach dem Urbild" bedeuten. Die offensichtliche Herkunft vom Lateinischen "natura" interessierte ihn nicht.
Außerdem interessierte sich Stieler nicht für Wortbedeutungen. Ihm ging es darum, das Prinzip der deutschen Wortbildung vorzuführen, weshalb er spaltenweise Verben und Substantive mit Präpositionen kombiniert, ohne zu überlegen, ob diese Wörter auch sinnvoll sind.
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- Die Dichtkunst des Spaten, hrsg. Herbert Zeman. Wien 1975
- Die Geharnschte Venus, hrsg. Herbert Zeman. München 1968
- Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs, hrsg. Erika Ising. 3 Bde. Hildesheim 1968 (Ndr. d. Ausg. Altdorf 1691)
- Zeitungs-Lust und Nutz, hrsg. Gert Hagelweide. Bremen 1969
[Bearbeiten] Literatur (Auswahl)
- Judith P. Aikin: Scaramutza in Germany. The Dramatic Works of Caspar Stieler. University Park PA 1989
- Stjepan Barbaric: Zur grammatikalischen Terminologie von Justus Georg Schottelius und Kaspar Stieler. 2 Bde. Bern 1981
- Therese Maria Krenn: Die rhetorischen Stilprinzipien in Kaspar Stielers Brief- und Dichtlehre. Diss. Graz 1976
[Bearbeiten] Werk- und Literaturverzeichnis
- Gerhard Dünnhaupt: "Kaspar Stieler", in: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock, Bd. 6. Stuttgart: Hiersemann 1993, S. 3951-72. ISBN 3-7772-9305-9
[Bearbeiten] Weblinks
- Aktuelles Verzeichnis der Werke Stielers im VD17
- Literatur von und über Kaspar von Stieler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographie und Links zu einigen Werken
Personendaten | |
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NAME | Kaspar von Stieler |
ALTERNATIVNAMEN | Caspar von Stieler; Kaspar Stieler; Caspar Stieler |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Gelehrter und Sprachwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 2. August 1632 |
GEBURTSORT | Erfurt |
STERBEDATUM | 24. Juni 1707 |
STERBEORT | Jena oder Erfurt |