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Kastell Kapersburg - Wikipedia

Kastell Kapersburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

LIMESKASTELL
Name Kastell Kapersburg
ORL 12
Limesabschnitt Obergermanischer Limes,
Osttaunusstrecke
Datierung (Belegung) Ende 1. bis Mitte 3. Jh.
Typ Numeruskastell
Einheit Numerus Nidensium
+ eine Abteilung Veredarii
Größe a) 0,8 ha
b) 1,3 ha
c) 1,6 ha
Bauweise a) Holz-Erde
b) Trockenmauer
c) Mörtelmauer
Erhaltungszustand sehr gut erhalten,
teilkonserviert
Ort Wehrheim-Pfaffenwiesbach
und Rosbach vor der Höhe–Ober-Rosbach
Geographische Lage Koordinaten: 50° 18' 47" N, 8° 38' 9" O50° 18' 47" N, 8° 38' 9" O
Höhe etwa 425 m ü. NN
Vorhergehend ORL 11 Kastell Saalburg (südwestlich)
Anschließend ORL 13 Kastell Langenhain (nördlich)
Siehe auch

Das ehemalige römische Limes-Kastell Kapersburg befindet sich in einem Gebiet des Taunus, das seit römischer Zeit nur forstwirtschaftlich genutzt wurde. Es liegt im Hochtaunuskreis mit gut zweieinhalb und dreieinhalb Kilometern Entfernung relativ abseits der nächsten Ortschaften Pfaffenwiesbach, einem Ortsteil der Gemeinde Wehrheim, und Ober-Rosbach, einem Ortsteil der Stadt Rosbach vor der Höhe. Das Numerus-Kastell Kapersburg gehört zu den am besten erhaltenen römischen Militäranlagen des Obergermanisch-Rätischen Limes, der seit 2005 den Status des UNESCO-Weltkulturerbes besitzt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Kastell

Westtor des Kastells
Westtor des Kastells

Das Kastell Kapersburg wurde bereits 1482 erstmals urkundlich als Kapersburgk erwähnt, die Herkunft des Namens ist jedoch völlig ungewiss. 1879 bis 1881 fanden erste archäologische Untersuchungen statt, zur systematischen wissenschaftlichen Erforschung kam es 1896/97, 1901 und 1905 durch die Reichs-Limes-Kommission. Weitere Freilegungs- und Konservierungsarbeiten erfolgten zwischen 1906 und 1914. Zuletzt wurde das Kastell im Zusammenhang mit der Anerkennung des Obergermanisch-Rätischen Limes als Weltkulturerbe im Jahr 2005 vollständig restauriert und das gesamte Kastellareal in einen archäologischen Park umgewandelt.

Bei den Untersuchungen konnten insgesamt drei Bauphasen nachgewiesen werden:

  • Holz-Erde-Kastell von ungefähr 0,8 ha Fläche, das zum Ende des 1. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung erbaut worden war.
  • Kastell mit Trockenmauerwerks-Umwehrung von rund 1,3 ha Fläche, etwa gegen die Mitte des 2. Jahrhunderts (späthadrianisch oder antoninisch) errichtet.
  • Kastell mit Mörtelmauer von gut 1,6 ha Größe, das gegen Ende des 2. Jahrhunderts den Vorgängerbau ersetzt hat.

Bei den heute sichtbaren Mauernzügen handelt es sich um solche der letzten Ausbauphase.

Das in dieser Phase mit den Abmessungen von 134 mal 122 Metern gut 1,6 Hektar große Lager besitzt einen rechteckigen Grundriss mit abgerundeten Ecken und vier Toren.

Die Kastellecken sind abgerundet, die Nordwestecke war als einzige mit einem Turm bewehrt. Die gesamte Umwehrung ist von einem einfachen Spitzgraben umgeben. Das Kastell ist mit der Porta Praetoria (Haupttor) nicht direkt zum Limes, der die Kapersburg in etwa 60 Metern westlicher Entfernung passiert, sondern nach Norden auf das Kleinkastell Ockstädter Wald hin ausgerichtet. Bis auf die Porta Decumana (Rückwärtiges Tor) sind alle Tore mit Doppeltürmen versehen.

Die Nord-Süd-Achse des Lagers ist asymmetrisch nach Westen hin verschoben, was dadurch verursacht wurde, dass man sich bei den Kastellerweiterungen an der Via Praetoria und der Via Principalis der älteren, kleineren Vorgängerbauten orientierte, dass Lager also quasi einseitig nach Südosten hin wuchs.

Fundament der Principia mit Apsis des Fahnenheiligtums
Fundament der Principia mit Apsis des Fahnenheiligtums
Fundament des Getreidelagers, im Hintergrund vermutete Fundamente des Kommandantenbades
Fundament des Getreidelagers, im Hintergrund vermutete Fundamente des Kommandantenbades

Im so ebenfalls verschobenen Zentrum befand sich die Principia (Stabsgebäude), von der aber nur noch die Fundamente des Fahnenheiligtums (Aedes) und einiger Schreibstuben am Südrand des Gebäudes sichtbar sind. Darüber hinaus verfügte die Principia über eine Halle, die sich über die via principalis erstreckte, und einige Nebengebäude, darunter die Waffenkammer. Die Principia war ursprünglich in Fachwerkbauweise ausgeführt, die heute vorhandenen Steinfundamente stammen aus einer späteren Ausbauphase. In der Spätphase des Kastells wurde der nördliche und östliche Abschnitt abgerissen und überbaut. Vor allem das Fahnenheiligtum scheint aber bis zum Ende des Kastells verwendet worden zu sein, wie der Fund einer Geniusstatue aus dem 3. Jahrhundert zeigt. Weitere Mauern finden sich im nordöstlichen Viertel des Kastellinneren, hierbei handelt es sich um die Reste des Horreum (Getreidespeicher) und das Praetorium (Kommandantenwohnhaus). Das in Überresten heute sichtbare Horreum wurde 208 oder 209 über dem abgerissenen ursprünglichen Praetorium errichtet. Weitere Mauerreste in diesem Bereich gehören vermutlich zum Bad des Kommandanten. Alle anderen Innenbauten dürften aus Fachwerk bestanden haben und sind heute nicht mehr sichtbar.

Als Besatzung der Kapersburg konnte ein Numerus Nidensium nachgewiesen werden. Der Name der Auxiliartruppe lässt darauf schließen, dass die Einheit im nahe gelegenen Nida (heute: Frankfurt-Heddernheim) rekrutiert worden war, dem Hauptort der Civitas Taunensium. Verstärkt wurde der etwa 150 Mann starke Numerus durch eine kleine Reiterabteilung (Veredarii).

Steinfundament aus der letzten Bauphase des Kastells, vermutlich Kommandantenwohnung
Steinfundament aus der letzten Bauphase des Kastells, vermutlich Kommandantenwohnung

Das Kastell Kapersburg wurde vermutlich in trajanischer Zeit, also ab 98, vielleicht aber auch erst um 130, angelegt. Vorläufer war möglicherweise das Kleinkastell Ockstädter Wald (siehe weiter unten). Auch das Ende der Anlage ist nicht sicher greifbar. Um die Mitte des 3. Jahrhunderts wurde vermutlich ein Teil der Besatzung abgezogen, da für diese Zeit ein Rückbau der Kastellanlagen nachweisbar ist: Die verbliebene Besatzung zog sich auf das nordöstliche Viertel der Anlage um das Getreidelager zurück, die äußere Wallanlage verfiel. An der Stelle der einstigen Halle der Principia entstand ein kleiner, quadratischer und beheizbarer Steinbau, vermutlich die Unterkunft des Centurios. Um den noch genutzten Abschnitt des Kastells abzuschließen, wurde eine Mauer zwischen diesem Steinbau und dem Nordtor gezogen. Denkbar ist, dass das Kastell im Alamannensturm des Jahres 260 endgültig unterging. Spuren für eine gewaltsame Zerstörung lassen sich allerdings nicht nachweisen.

[Bearbeiten] Kastellbad und Vicus

Kastellbad
Kastellbad

Zwischen Kastell und Limes befinden sich die sehr gut erhaltenen Fundamente des spätestens in der Mitte des zweiten Jahrhunderts erbauten Kastellbades, das ein schönes Beispiel für die einachsige Thermenarchitektur der Römer darstellt. Das Apodyterium (Umkleideraum) hatte wohl aus Fachwerk bestanden und ist nicht mehr erhalten. Die Strukturen aller anderen Räume (ein Frigidarium (Kaltbad), zwei Tepidarien (Laubäder), ein Caldarium (Warmbad) und ein Sudatorium (Schwitzbad) sind konserviert, so dass sich dem Besucher der Aufbau eines solchen Balnienum sehr gut erschließt. Die einzelnen Abteilungen waren in der logischen Folge des Badeablaufs auf das Westtor des Kastells ausgerichtet. Die Energieversorgung der Badeanlage erfolgte über drei Praefurnien (Feuerungsstellen), bis auf das Apodyterium und das Frigidarium wurden alle Räume über Hypokausten beheizt.

Das weitläufige Gelände eines Vicus sowie ein Gräberfeld konnten rund um das Kastell lokalisiert, in ihren vollständigen Abmessungen jedoch nicht erfasst werden. Der Vicus befindet sich schwerpunktmäßig auf der östlichen, dem Berg Saukopf zugewandten Seite des Lagers.

[Bearbeiten] Umgebung

In nördlicher Richtung des in diesem Bereich gut erhaltenen Limesverlaufs befinden sich im Anschluss an das Kastell Kapersburg unter anderem noch zwei ehemalige Kleinkastelle und ein rekonstruierter steinerner Wachturm. Es handelt sich dabei um die Kleinkastelle Ockstädter Wald und Kaisergrube sowie um den Wachposten Auf dem Gaulskopf.

Das nur 700 m nördlich der Kapersburg gelegene Kleinkastell Ockstädter Wald war ein etwa 0,2 Hektar großes, eintoriges Holzkastell aus einer sehr frühen Bauphase des Limes. Das Tor des von einem einfachen Graben umgebenen Lagers war dem Limes abgewandt nach Südosten hin ausgerichtet. Das Kleinkastell Ockstädter Wald war nur über einen kurzen Zeitraum in Benutzung, möglicherweise war hier die Einheit stationiert, die später die Kapersburg errichtet hat. Nach der Aufgabe des Kastells wurde hier ein Wachturm errichtet, der als Wp. 4/11 gezählt wird. Insgesamt konnten eine Holz- und zwei Steinbauphasen dieses Wachturms nachgewiesen werden. Die Spuren dieser Anlagen sind noch als Geländeverformungen gut erkennbar.

Gut zwei Kilometer weiter befand sich das Kleinkastell Kaisergrube, ein Lager von nur rund 730 m² Größe, bei dem eine Holz- und eine Steinbauphase nachgewiesen werden konnten. Das Kastell ist durch ein benachbartes neuzeitliches Bergwerk beschädigt worden aber noch gut im Gelände wahrnehmbar.

Auf der nördlich folgenden Höhe schließlich befindet sich der 1926 rekonstruierte steinerne Wachturm auf dem Gaulskopf (Wp. 4/16). Hier wurden die Reste eines besonders hohen und beeindruckenden Limeswachturms gefunden und wiederhergestellt. Der beeindruckende Turm, von dem man eine hervorragende Aussicht genießen kann, gilt als einer der bestrekonstruierten Wachtürme des gesamten Limes. Der antike Originalturm war allerdings mit Sicherheit verputzt und dürfte zudem noch ein wenig höher gewesen sein.

[Bearbeiten] Literatur

  • Dietwulf Baatz: Kapersburg (Taunus). In: Die Römer in Hessen. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-58-9
  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0
  • Bernhard Beckmann: Das römische Kastell Kapersburg und das Kleinkastell Ockstadt im Taunus. Archäologische Denkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 1988. ISBN 3-89822-059-1
  • Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0276-1

Grabungsbericht der Reichs-Limes-Kommission:

  • Heinrich Jacobi in der Reihe Der obergermanisch-raetische Limes des Römerreiches (Hrsg. E. Fabricius, F. Hettner, O. von Sarwey): Abteilung B, Band II,2 Kastell Nr. 12 (1906)

[Bearbeiten] Weblinks

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