Kerenski-Offensive
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Die Kerenski-Offensive war eine Offensive der russischen Truppen gegen die Mittelmächte an der deutschen Ostfront im Ersten Weltkrieg. Sie hatte das Ziel die von Revolution und Kriegsniederlagen gebeutelte russische Nation zu stabilisieren und die Mittelmächte an ihrem weiteren Vormarsch in russisches Gebiet zu hindern. Damit wollte Kerenski einen Annexionsfrieden verhindern und fairere Bedingungen für die Friedensverhandlungen schaffen.
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[Bearbeiten] Hintergrund
Im Jahre 1917 war es zu großen politischen und sozialen Umbrüchen im Russischen Reich gekommen. Nach der Februarrevolution, in der der Zar gestürzt worden war, suchten mehrere politische Gruppierungen die Macht an sich zu greifen. Im wesentlichen gab es drei dieser Gruppierungen: die Bolschewiken unter der Führung Lenins, die Menschewiki unter der Führung Kerenskis und die Konservativen unter der Führung Kornilows. Die Menschewiki schafften es als erste, eine Provisorische Regierung zu bilden. Kerenski ordnete als frisch ernannter Kriegsminister eine neue Offensive an, um die Position des jungen Staates gegenüber den Mittelmächten zu bessern und um die innere Lage zu stabilisieren. Außerdem drängten die verbündeten Staaten der Entente auf ein rasches Vorgehen, denn sie fürchteten um den russischen Zusammenbruch.
[Bearbeiten] Offensive
Ende Juni hatte Kerenski die meisten russischen Soldaten von der Notwendigkeit einer neuen Offensive überzeugt. Die Offensive, die er plante, sollte gegen die deutschen Verbände im Südwesten der Ostfront gehen. Hier, so dachte Kerenski, lasse sich am ehesten ein Vorstoß ermöglichen, zumal die Deutschen erste Offensiven planten, um Riga einzunehmen und somit den südlichen Flügel schwächten, indem sie Truppen abzogen. Am 1. Juli startete die Offensive, und in den ersten drei Tagen sah es ganz nach einem Erfolg aus: Die größtenteils österreichisch-ungarischen Truppen wurden schnell zurückgeworfen, und die russischen Truppen drangen bei mildem Wetter schnell vorwärts. Doch schon am 8. Juli konnte Ludendorff mit eilig zusammengewürfelten Reserven die Offensive stoppen. Die Verluste der Russen stiegen immer mehr, viele Soldaten weigerten sich weiterzukämpfen. Während der Offensive verschärfte sich auch die innenpolitische Lage. Die Bolschewiken wurden entwaffnet, Lenin musste nach Finnland fliehen, was den Unmut vieler russischer Bürger hervorrief. Am 14. Juli musste Kerenski die Offensive abbrechen, ohne den erhofften großen Wurf zu landen. Er wurde dennoch Ende des Monats Ministerpräsident.
[Bearbeiten] Folgen
Die Offensive beschleunigte den Kriegsaustritt Russlands. Die russischen Truppen waren nun endgültig moralisch und physisch ermüdet und zeigten erste Anzeichen der Meuterei. Mit dem Scheitern der Offensive ging auch die zunehmende Ablehnung der Regierung Kerenskis einher, was insbesondere zur Stärkung des linken Flügels führte. Dies konnte Lenin wenige Monate später nach seiner Rückkehr ausnutzen. Somit führte die Offensive auch unmittelbar zur Oktoberrevolution und zu den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk.
[Bearbeiten] Literatur
- Alexander Fjodorowitsch Kerenski: Die Kerenski-Memoiren. Russland und der Wendepunkt der Geschichte, 1967
1914: Schlacht bei Gumbinnen | Schlacht bei Tannenberg | Schlacht an den Masurischen Seen | Lemberg | Schlacht an der Weichsel | Łódź
1915 bis 1918: Schlacht in den Karpaten | Winterschlacht in Masuren | Gorlice-Tarnów | Großer Rückzug | Schlacht am Naratsch-See | Brussilow-Offensive