Kleinschnittger
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Die Firma Kleinschnittger in Arnsberg in Westfalen wurde 1949 von Paul Kleinschnittger (geboren am 24. Februar 1909 in Hoppecke/Sauerland, gestorben am 3. Januar 1989) gegründet. Finanziert wurde das Unternehmen zu einem Gutteil von Walter Lembke aus Hamburg.
Bereits 1939 hatte Kleinschnittger in Norddeutschland mit Entwicklungsarbeiten für ein Automobil begonnen und ein Fahrgestell vor allem aus alten Flugzeugteilen hergestellt. Während des Krieges ruhte die Entwicklung, aber bereits am Ende der 40er Jahre war ein erster Prototyp fertig. Die Kotflügel stammten von einem Motorrad und die Windschutzscheibe aus Plexiglas aus alten Militärflugzeugen. Der erste Prototyp hatte einen 98-Kubikzentimeter-DKW-Motor als Heckmotor. Trotz erheblicher Sicherheitsmängel (nur ein Scheinwerfer, fehlende Winker) erhielt das Kleinstfahrzeug die Betriebserlaubnis des Straßenverkehramtes Niebüll.
Offenbar hatte das Auto eine gewisse Aufmerksamkeit erregt und der finanzstarke Kaufmann Lembke vereinbarte mit Kleinschnittger die Serienfertigung. Voraussetzung für die Produktion war ein geeignetes Betriebsgelände in der Nähe wichtiger Zulieferer. Das Sauerland mit seinen zahlreichen metall- und eisenindustriellen Betrieben und die Nähe zum Ruhrgebiet (auch als Absatzmarkt) schien geeignet. Kleinschnittger verhandelte mit den Nachbarstädten Neheim und Arnsberg. Während es in Neheim Fachkräfte aus dem Umfeld des Motorradherstellers RMW (Ruhrmotorwerke) gab, konnte die Stadt Arnsberg mit einem 10.000 m² großen Industriegelände aufwarten. Das Unternehmen entschied sich für das letzte Angebot und beschäftigte bald 50 Mitarbeiter. Bereits Ende des Jahres 1949 wurde in der Presse ein "Volkswagen aus dem Sauerland" angekündigt.
Allerdings war der Typ 98 für die Serienreife nicht geeignet und Kleinschnittger entwarf innerhalb weniger Monate ein fast gänzlich neues Fahrzeug. Die ursprüngliche Stahlblechkarosserie wurde durch Aluminium ersetzt und auf einen leichten Zentralrohrrahmen gesetzt. Der Kleinwagen erhielt einen Einzylinder-Zweitaktmotor mit 125 Kubikzentimeter Hubraum von den ILO-Motorenwerken in Pinneberg. Mit (zuletzt) 6 PS Höchstleistung erreichte der Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h. Der Motor war vorne eingebaut, und der Verbrauch lag bei knapp 3 Litern pro 100 km. Es verfügte über eine Lenkradschaltung aber über keinen Rückwärtsgang. Dies war aber auch nicht notwendig, da es so leicht war, dass man es zum Wenden anheben konnte. Der Kleinschnittger F 125 sieht fast wie ein Spielzeugauto aus, bot aber Platz für 2 Erwachsene. Der Wagen hatte keine Türen, stattdessen waren die Seitenwände wie bei einem Sportwagen weit ausgeschnitten.
Im April 1950 wurden die ersten Fahrzeuge ausgeliefert. Durchschnittlich wurden pro Monat etwa 50 Exemplare gefertigt. Angehängt an eine Fiat-Limousine wurden mehr als 15 dieser Wagen von der Fabrik zum Bahnhof geschleppt. Der Preis lag bei etwa 2300 Mark. Selbst aus dem Ausland kamen Anfragen. Insgesamt wurden 1998 Exemplare des Typs 125 gefertigt.
Es gab auch Versuche, neue Fahrzeuge zu entwickeln. So entstanden auch Prototypen mit Monoposto-Karosserie. Sogar bei einigen Rennen konnten die Fahrzeuge sich auf den vorderen Plätzen platzieren. Kleinschnittger stellte auch 27 Exemplare eines Motorrollers "R 50 Conny" mit 50-Kubikzentimeter-2-PS-Zweitaktmotor her
Genügten die Kleinstwagen den Ansprüchen der Nachkriegsgesellschaft, stiegen bereits in den 1950er Jahren im Zuge des Wirtschaftswunders die Ansprüche des Publikums an und Kleinschnittger bemühte sich um den Bau eines größeren Fahrzeugs mit mehr Komfort und höherer Leistung. Im Jahr 1957 wurde die Produktion des Typs 125 eingestellt und der Typ "F250" produziert. Dabei handelte es sich um ein in Schalenbauweise gefertigtes dreisitziges Coupe. Es hatte einen 250-Kubikzentimeter Parallel-2-Zylinder-Zweitakt-Motor von ILO (14,8 PS Höchstleistung bei einer Drehzahl von 6000 U/min und verfügte auch über einen Rückwärtsgang. Aber der erhoffte Erfolg blieb aus und es wurden nur 26 Exemplare produziert. Das Unternehmen geriet rasch in die Krise und führten bereits im August 1957 zum Konkurs. Das letzte Exemplar vom Typ 125 stellte Kleinschnittger 1961 aus Ersatzteilen her.
[Bearbeiten] Literatur
- Künnecke, Otto ; Schwietzer, Andy: Kleinschnittger - Wirtschaftswunder im Kleinformat. Wallmoden: Bodensteiner Verlag 1999. ISBN 3-9806631-0-8
- Brigitte Podzun: "Volkswagen aus dem Sauerland." Vor vierzig Jahren gründete Paul Kleinschnittger die Arnsberger Automobil GmbH. In: Jahrbuch Hochsauerlandkreis Jg.1989. S.94-97. ISBN 3-923448-53-8