Knebel (Mund)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Knebel ist ein Gegenstand (ursprünglich ein Tuch), der jemandem in den Mund gesteckt wird, um ihn am Reden und Schreien zu hindern. Es gibt viele verschiedene Typen von Knebeln, unter anderem Ball-, Ring-, Penis- und Pumpknebel. Daneben finden auch Stoff (Tücher), Klebeband und andere Materialien Anwendung als Knebel.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Etymologie
Offensichtlich scheint die Verwandtschaft des Begriffs "Knebel" zum Wort "Knabe". Beide besitzen den Ursprung in der germanischen Grundform knab, was soviel wie Stock, Knüppel, Klotz bedeutete und womit man in einem Bedeutungsübergang auch den ungestümen, ungelenken Halbwüchsigen beschrieb (siehe dazu auch Bengel) und später dann den Jüngling oder den Knappen.
[Bearbeiten] Geschichte
Während der Sklavenzeit wurde Sklaven ein Knopf auf die Unterlippe genäht, der es in Verbindung mit einem Schnitt in der Oberlippe erlaubte, den Mund zu verschließen. Dies diente dazu, dem Sklaven das Nichtvorhandensein eines Mitspracherechtes aufzuzeigen, falls dieser seinen Besitzer beleidigte. Als britische Lords diese Methode als zu barbarisch bezeichneten, wurde ein Vorläufer des Ballknebels erfunden: Man steckte dem Sklaven eine Kugel in den Mund und verschloss diesen mit einem Tuch, um ein Herausdrücken der Kugel zu verhindern.
Auch die Kirche benutzte Knebel für ähnliche Zwecke: Sie knebelte Opfer vor der Verbrennung auf dem Scheiterhaufen, um das Autodafé nicht durch Schreie stören zu lassen. Allerdings gab es auch Varianten des Knebels, die nicht ausschließlich zum Schweigen der Person, sondern manchmal zur Tötung des Trägers dienten. Die im Mittelalter beheimatete Maske des Hungers wurde dem Träger angezogen, bevor er (manchmal tagelang) an einen Pfahl gebunden wurde. Die Öffnung für den Mund konnte bei vielen Modellen verschlossen werden, was ein Ersticken des Trägers bewirkte.
Noch im 19. Jahrhundert wurden Knebel in der Psychiatrie verwendet; bekanntestes Beispiel hierfür ist die "Autenrieth'sche Maske", benannt nach Ihrem Erfinder, dem Psychiater Dr. Johann Heinrich Ferdinand Autenrieth.
[Bearbeiten] Gegenwart
Aktuell werden Knebel vor allem in den Bereichen Sicherheitdienste und Erotik verwendet.
[Bearbeiten] Verwendung durch die Polizei
Laut amnesty international sollen weiterhin auch Polizeibeamte sowohl in Deutschland [1] als auch in Österreich [2] besonders bei Abschiebungen Knebel aus Klebeband benutzen, um die Abgeschobenen im Flugzeug ruhig zu halten, was in mehreren Fällen bereits zu Todesfällen geführt haben soll. Auch in Vietnam sollen noch im Jahr 2000 bei Erschießungen Zitronen als Knebel verwendet worden sein [3].
[Bearbeiten] Erotische Verwendung
Auch bei Sexualpraktiken im Bereich des BDSM werden Knebel verwendet, um den Bottom auf der Basis von SSC am Reden und Schreien zu hindern.
Ein weiterer Anreiz für die Verwendung von Knebeln liegt in der durch sie symbolisierte Hilflosigkeit des Bottom. Die Augen geknebelter Menschen erscheinen größer, das Tragen führt in der Regel zu einem angespannten Gesichtsausdruck des Betroffenen, zusammen mit den stark eingeschränkten Möglichkeiten zur verbalen Kommunikation verstärkt dies zumeist die Intensität des Spiels zwischen Top und Bottom. Diese subtile erotisch geprägte Metaebene kommt auch regelmäßig in vielen Spielfilmen zum tragen in denen Darstellerinnen geknebelt sind, ohne dass dies wesentlich zur Handlung beitrüge.
Spiele mit Knebeln sind nicht ungefährlich und erfordern aufgrund der eingeschränkten Kommunkationsmöglichkeiten und der teilweisen Blockade der Atemwege ein besonderes Maß an Aufmerksamkeit zwischen den Beteiligten.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ amnesty international Länderbericht 1997: Bundesrepublik Deutschland
- ↑ international-Journal April 2000 : Österreich
- ↑ amnesty international Jahresbericht 2000: Vietnam
Commons: Knebel – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
![]() |
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen! |