Knochenleitung
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Knochenleitung, auch Knochenschall genannt, bezeichnet die Weiterleitung von Schall bzw. Vibrationen durch die das Gehörorgan umgebende Knochensubstanz. Die bewusste Wahrnehmung des "Knochenschalls" wird wegen des hohen Schallwellenwiderstands des Schädelknochens in der Regel von den als Luftschall übertragenen Signalen überdeckt. Setzt man einen Schallgeber direkt auf den Schädel auf, so muss man den Schallpegel um etwa 40 bis 50 dB dB erhöhen, um die gleiche Lautstärkeempfindung zu erzielen.
Im Alltag ist das Phänomen durch die Gewohnheit von Dirigenten und Chorleitern bekannt, die Stimmgabel auf den Schädel aufzusetzen und so den Kammerton direkt durch den Knochen zu hören. bei Verwendung von Gehörschutz oder In-Ear-Monitoring führt die Knochenleitung bei bestimmten Musikinstrumenten (Gesang, Blechblasinstrumente) zu einer Klangverfälschung.
Von medizinischer Relevanz ist die Knochenleitung, weil sie, im Gegensatz zur Luftleitung, das Mittelohr umgeht. Patienten mit Schädigungen des Mittelohres oder des Außenohres können daher über die Knochenleitung Schall wahrnehmen, während sie bei Luftleitung deutliche Defizite zeigen.
Die audiometrische Prüfung der Knochenleitung (im Weber- und Rinne-Versuch) nutzt dies zur Differentialdiagnose einer Hörstörung. Neben der Diagnose wird die Knochenleitung in diesen Fällen auch zur Behebung der Hörstörung genutzt mit Knochenleitungshörgeräten, die den Luftschall auf den Schädelknochen übertragen, wobei das Innenohr dann die Schallvibrationen empfangen kann.
Beim Hören der eigenen Stimme wird der subjektive Höreindruck von den durch die Knochen geleiteten Schallanteile erheblich mitgeprägt. Nach Ausschaltung dieses Knochenschallanteils, zum Beispiel bei der akustischen Wiedergabe der eigenen Stimme von einem Magnetband oder einem anderem Tonträger, bemerkt man deutlich die gehörte Veränderung.
Siehe auch: Körperschall