Konstituentengrammatik
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Konstituenten(struktur)grammatik ist eine im amerikanischen Strukturalismus von Rulon S. Wells und Charles Hockett entwickelte Syntaxtheorie.
Die Kombinatorik eines Satzes oder einer Wortgruppe wird mit Teil-Ganzes-Beziehungen charakterisiert. Ein Satz wird zunächst in seine unmittelbaren Konstituenten zerlegt. Die wiederum werden weiter geteilt in mittelbare Konstituenten, bis schließlich die Ebene der Wortformen erreicht ist. Die Teilung erfolgt schrittweise und binär, die Korrektheit der Teilung kann jeweils mit Hilfe einer Ersatzprobe überprüft werden. Es wird in solche Einheiten zerlegt, die insgesamt durch eine Wortform ersetzt werden können oder selbst als Erweiterungen einer Wortform erscheinen.
[Bearbeiten] Beispiel
- Paula sucht ihre Katzen.
- Dieser Satz wird im ersten Zerlegungsschritt in seine unmittelbare Konstituenten Paula und sucht ihre Katzen zerlegt, da Paula z.B. durch Paul und sucht ihre Katzen durch schläft ersetzbar ist. Konstituenten werden mit eckigen Klammern markiert.
- [Paula] [sucht ihre Katzen].
- Die Konstituente sucht ihre Katzen kann nun weiter zerlegt werden in mittelbare Konstituenten. Man kann sucht durch liebt ersetzen, ihre Katzen durch Tiere oder Katzen.
- [Paula] [[sucht] [ihre Katzen]].
- Schließlich kann ihre Katzen geteilt werden in ihre, Ersetzung durch Peters oder die, und Katzen, ersetzbar durch Lieblinge.
- [Paula] [[sucht] [[ihre] [Katzen]]].
Statt der bei zunehmender Satzlänge schwerer überschaubaren Klammerstruktur kann graphisch auch eine Baumdarstellung oder ein Kastendigramm gewählt werden.
Alternativen bilden unter anderem die Dependenzgrammatik, die Head-driven Phrase Structure Grammar, die Funktionale Syntax, die Kategoriale Syntax und die Generative Transformationsgrammatik.
[Bearbeiten] Literatur
- Ch. Hockett (1958): A Course in Modern Linguistics. New York, London: Holt, Rinehart & Winston, 147-156
- deutsch in: Ludger Hoffmann (Hg.): Sprachwissenschaft. Ein Reader., 2., verb. Aufl., Berlin, New York 2000: de Gruyter, 508-516, ISBN 3110168960
- R.S. Wells (1947): Immediate Constituents, in: Language 23, 81-117