Kostenloskultur
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Unter dem Begriff Kostenloskultur versteht man das in unserer Gesellschaft weit verbreitete Phänomen, kostenlos angebotene Dinge als selbstverständlich hinzunehmen. Oft wird der Begriff auch mit dem Begriff Gratismentalität gleichgesetzt.
Besonders häufig tritt der Begriff im Zusammenhang mit dem Internet auf. Viele Internetbenutzer gehen davon aus, dass alle möglichen Informationen und Dienste (Routenplanung, E-Mail, Wörterbücher usw.) im Internet kostenlos abrufbar sein müssen. Die Kostenloskultur kann mehrere Gründe haben. Zum einen die Überzeugung, Werbung könnte alle gebotenen Inhalte finanzieren. Nun erwarteten die Kunden auch von anderen Anbietern kostenfreie Dienste. Eine große Hemmschwelle ist das Bezahlen im Internet: Der Aufwand, für eine Information im Micropayment Bereich zu bezahlen, ist vielen Nutzern zu hoch oder zu umständlich, im Vergleich zum Nutzen des Produktes. Ein anderer Grund ist die Ablehnung künstlicher Verknappung von Daten bzw. Wissen, da diese in elektronischer Form ohne Mehraufwand unbegrenzt vervielfältigt werden könnten. Theoretische Grundlage für derartige Einstellungen liefern beispielsweise die Wertkritik, die auf Marx' Theorie des Fetischcharakters der Ware basiert, oder diverse anarchistische Theorien.
Ein Beispiel: Aufgrund von geringeren Werbeeinnahmen in den letzten Jahren und dem Streben nach Profit, verlangen Online Redaktionen (z.B. Spiegel Online) für einige Artikel Geld. Dieses Angebot wird von den Nutzern zum Teil angenommen.
Aufgrund der Nutzung solcher Dienste, sehen und ersehnen einige Wirtschaftsvertreter den Trend zum Ende der Kostenloskultur. Auch im deutschsprachigen Raum wird dafür öfters der populistische Begriff the end of free verwendet. Zu den Diensten die mittlerweile nur noch kostenpflichtig angeboten werden, gehört zum Beispiel das früher kostenlose Verschicken von SMS aus dem Internet.
Weitere Erscheinungsformen der Kostenloskultur außerhalb des Internets sind Gratiszeitungen und Privatsender, die sich durch Werbung refinanzieren.
Kostenloses, so auch eine ehrenamtliche Hilfe oder Dienstleistung, kann ausgenutzt werden. Daher erheben manche eine Art Schutzgebühr. Der Begriff war am üblichsten im Bereich des Vorläufers kostenfreier Internetangebote, bei gedruckten Informationsbroschüren.