Kulturschaffender
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Die wohl erst in den späten 20er Jahren des 20. Jahrhunderts entstandene Wortschöpfung Kulturschaffender dient als Sammelbegriff für alle künstlerisch und kulturell, produzierend oder reproduzierend, schöpferisch tätigen Personen.
[Bearbeiten] Zur Begriffsgeschichte
Der Begriff "Kulturschaffender" wurde zuerst in den 20er Jahren in der Weimarer Republik verwendet, später im Nationalsozialismus, und unmittelbar nach dessen Ende auch in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und in der DDR und wird auch heutzutage verwendet. In allen totalitären Systemen war die Verwendung des Begriffs verbunden mit der Festlegung politisch gesellschaftlicher Aufgaben der "Kulturschaffenden" (zugunsten des jeweiligen Systems). So hieß es in der Begründung des Gesetzes über die Einrichtung der Reichskulturkammer im September 1937: "Die Aufgabe des Staates ist es, innerhalb der Kultur schädliche Kräfte zu bekämpfen und wertvolle zu fördern, und zwar nach dem Maßstab des Verantwortungsbewußtseins für die nationale Gemeinschaft. In diesem Sinne bleibt das Kulturschaffen frei. Wohl aber ist es [...] notwendig, die Schaffenden auf allen ihren Gebieten unter der Führung des Reiches zu einer einheitlichen Willensgestaltung zusammenzufassen." Ín der SBZ sah die im April 1949 verkündete "Verordnung über die Erhaltung und die Entwicklung der deutschen [!] Wissenschaft und Kultur..." u.a. die Bereitstellung von zwei Erholungsheimen "für Wissenschaftler, Künstler und Kulturschaffende" vor und legte zugleich deren Gegenleistung für solche "Obhut" fest: "Der Vorschlag [...] für die Erhöhung der Aktivität der Kulturschaffenden, Schriftsteller und Künstler [...] wird gebilligt." Zwar versah der Leipziger Duden von 1951 das Stichwort "Kulturschaffende" mit einer Fußnote: "sprachlich richtiger: der kulturell Schaffende". Aber das war womöglich nur eine Reaktion darauf, dass Wilhelm Emanuel Süskind 1946 in der "Wandlung" den "Kulturschaffenden" dem "Wörterbuch des Unmenschen" zugeordnet hatte. Die Fußnote erschien in den folgenden Duden-Auflagen nicht mehr. Nach 1990 rechnete die Gesellschaft für deutsche Sprache den "Kulturschaffenden" zu den überlebensfähigen DDR-spezifischen Wörtern.
[Bearbeiten] Literaturangaben
- Dolf Sternberger, Gerhard Storz, W. E. Süskind: Aus dem Wörterbuch des Unmenschen. dtv , München 1970, (ISBN 3-548-34335-X, neuere Auflage)
- Wilhelm Mensing: Kulturschaffende - oder: Der Verderb der Sprache ist der Verderb des Menschen, in: Rockmusiker - Das Kulturmagazin des Deutschen Rockmusikerverbandes e.V., Juni 1991, S. 21ff