Lamellenkupplung
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Eine Lamellenkupplung oder Reiblamellenkupplung ist ein Maschinenelement. Ihr charakteristisches Merkmal im Vergleich mit anderen Kupplungen ist die Anordnung mehrerer Reibbeläge in Reihe. Dabei wirkt die gleiche Anpresskraft auf alle Reibpaare.
Lamellenkupplungen sind unter Last schaltbar. Sie werden häufig verwendet, weil sie kompakt und preisgünstig sind. Meistens sind diese in Öl laufend und überwiegend in Automatikgetrieben, in hochbelasteten Haupt- oder Anfahrkupplungen oder in Sperrdifferenzialen im Einsatz. Die Vorteile liegen in der höheren Leistungs- und Energieaufnahme im Gegensatz zu Trockenkupplungen, da hier mit Öl gekühlt wird. Nachteile sind niedrigere Reibwerte (etwa µ= 0,08..0,12) gegenüber Trockenkupplungen und ein höheres Schleppmoment im Leerlauf.
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[Bearbeiten] Technik
Eine Reiblamellenkupplung besteht aus wenigstens einer Innen- und einer Außenlamelle. Die Innenlamellen sind mit einer drehenden Welle verzahnt und die Außenlamellen werden von einem innenverzahnten, rohrförmigen Träger aufgenommen. Um das zu übertragende Drehmoment zu erhöhen, werden oft mehrere Innen- und Außenlamellen abwechselnd angeordnet, so dass bei gleicher Betätigungskraft höhere Momente übertragen werden können.
In der Praxis wird die Anzahl dieser Reiblamellen auf 10-20 Scheiben begrenzt, da beim dynamischen Einkuppeln die Reiblamellen zusammengeschoben werden und sich jede Reiblamelle gegenüber ihrer Führung verschieben muss. Dadurch wird ein Teil der Betätigungskraft nicht an die benachbarte Reiblamelle weitergegeben, sondern am Lamellenträger abgestützt. Das Reibmoment, das jede einzelne Lamelle überträgt, fällt dadurch beginnend von der Krafteinleitungsrichtung von der (in Einrückrichtung gesehen) ersten zur letzten Reiblamelle degressiv ab.
[Bearbeiten] Reibbelag
In ölgeschmierten (nasslaufenden) Lamellenkupplungen können bei ausreichender Schmierung Stahllamellen (Legierungen mit Zusatz von Molybdän) gegeneinander laufen. In der Praxis werden aber entweder die Lamellen beschichtet oder es werden Lamellen aus anderen Werkstoffen eingesetzt. Dadurch lassen sich die Reibwerte erhöhen, die Temperaturfestigkeit verbessern, ein sanfteres Ansprechverhalten erreichen oder eine Verminderung der Geräusche erreichen.
Gängige Reibmaterialien sind:
- Papierbeläge haben ihren Namen daher, da sie im selben Verfahren gefertigt werden wie Papier. Diese Art der in Öl laufenden Reibbeläge wird am häufigsten verwendet. Wenn man sie axial zusammenpresst, erlauben sie Flächenpressungen bis ca. 2 N/mm².
- Bei Kohlenstofffaserbelägen (Carbonbeläge) wird überwiegend gewobene Kohlefaser verwendet. Die zumeist verwebten Fasern erhöhen die Festigkeit des Belags. Des Weiteren werden ebenso Kohlenstofffasern als Komplettbelag (ähnlich dem Papierbelag) verwendet. Grundsätzlich lassen sich auch Kohlenstofffaserbelägen im Papierverfahren herstellen, wegen des hohen Verschnitts und der Kosten des Materials werden derzeit aber gewebte Kohlefasermatten ausgestanzt und auf den Träger (meist eine Stahllamelle) geklebt. Gewobene Carbonbeläge erlauben Flächenpressungen bis ca. 6 N/mm², sind aber teurer als Papierbeläge.
- Vorteile der Sinterbronze sind die hohe thermische- und mechanische Festigkeit. Jedoch zeigen Sinterbronzebeläge im Kupplungspaket geringere Leistungsaufnahme als z.B. hochtemperaturfeste Papierreibbeläge. Nachteile sind niedrigere Reibwerte als bei Papierbelägen.
- Gepresstes Graphit bietet ähnliche Vorteile wie die Sinterbronze, ist jedoch leichter.
[Bearbeiten] Verschleiß und Schadensbilder
Alterung und Überlastung führen bei Lamellenkupplungen zu verschiedenen Effekten:
- Normaler Verschleiß vergrößert den Betätigungsweg. Das kann durch eine automatische Nachstellung kompensiert werden.
- Überhitzung an der Oberfläche des Belages lässt diesen verglasen. Die Reibwerte sinken und damit auch das übertragbare Moment. Üblicherweise wird dieser Schaden nicht mehr durch normalen Verschleiß rückgängig gemacht.
- Wenn die Reibmaterialien mit einer Stahllamelle verbunden sind, kann der Klebstoff bei Überhitzung erweichen und der Reibbelag verschiebt sich bzw. stört die Funktion der Kupplung.
- Bei nasslaufenden Kupplungen kann durch hohe Dauertemperaturen das Kühlmittel chemisch verändert werden. Bei Öl kann dies z.B. zu verstärkter Oxidation oder zum Cracken von Ölmolekülen führen.
[Bearbeiten] Entwicklung und Forschung
Ein Feld intensiver Entwicklung und Anpassung ist die Geräuschvermeidung bei Reiblamellenkupplungen, die von selbsterregten Reibschwingungen verursacht wird. Als Gesamtsystem muss hierbei der tribologische Zusammenhang zwischen Reibpaarung und -bei nasslaufenden Kupplungen- dem Schmierstoff betrachtet werden.
Daneben ist die Temperatur- und Verschleißfestigkeit ein weiteres Gebiet der Forschung. Speziell bei kohlenstofffaserverstärkten Belägen muss die Alterungsbeständigkeit und die Erweichungstemperatur des Matrixwerkstoffes möglichst hoch sein.
[Bearbeiten] Anwendungen
- Kupplungsgesteuerte Allradantriebe und Sperrdifferentiale im Automobilbau
- Drehmomentbegrenzung bei Akkuschraubern
- Schaltelemente in Automatikgetrieben
- Anfahrkupplung in Fahrzeugen mit stufenlosem Getriebe