Graphit
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Graphit | |
Chemismus | C |
Mineralklasse | Elemente - Halbmetalle, Nichtmetalle I/B.02-10 (nach Strunz) 1.3.6.2 (nach Dana) |
Kristallsystem | hexagonal |
Kristallklasse | dihexagonal-dipyramidal ![]() |
Farbe | grau bis schwarz |
Strichfarbe | grauschwarz |
Mohshärte | 1 bis 2 |
Dichte (g/cm³) | 2,1 bis 2,3 |
Glanz | Metallglanz, matt |
Transparenz | undurchsichtig |
Bruch | uneben, biegsam |
Spaltbarkeit | vollkommen |
Habitus | hexagonale, tafelige, schuppige, stegelige, Kristalle; massige, körnige Aggregate |
Häufige Kristallflächen | {001} |
Zwillingsbildung | |
Kristalloptik | |
Brechzahl | n=1,93-2,07 (rot) |
Doppelbrechung (optische Orientierung) |
; einachsig negativ |
Pleochroismus | stark, rot |
Winkel/Dispersion der optischen Achsen |
2vz ~ |
Weitere Eigenschaften | |
Phasenumwandlungen | |
Schmelzpunkt | 3700°C |
Chemisches Verhalten | nicht löslich in Säuren |
Ähnliche Minerale | Molybdänit (Molybdänglanz) |
Radioaktivität | nicht radioaktiv |
Magnetismus | pyrolytischer Graphit ist diamagnetisch |
Besondere Kennzeichen | hohe Anisotropie (z.B. Härte, Leitfähigkeit) |
Graphit ist ein sehr häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Elemente und gehört zur Ordnung der Halbmetalle und Nichtmetalle. Er ist neben Diamant und Fulleren die dritte unter irdischen Normalbedingungen stabile Form (Modifikation) des Kohlenstoffs und kristallisiert meist im hexagonalen, sehr selten auch im rhomboedrischen Kristallsystem.
Graphit entwickelt undurchsichtige, graue bis schwarze Kristalle in sechseckiger, tafeliger, schuppiger oder stegeliger Form, die auf den Kristallflächen Metallglanz aufweisen. Massige oder körnige Aggregate sind dagegen matt. Seine Mohshärte beträgt zwischen 1 und 2, seine Dichte etwa 2,1 bis 2,3 und er hat eine grauschwarze Strichfarbe.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Besondere Eigenschaften
Graphit sublimiert bei einer Temperatur von 3825 Grad Celsius. Er löst sich durch Säuren nicht auf und ist unter Normalbedingungen unmagnetisch. Durch Pyrolytische Behandlung wird Graphit jedoch diamagnetisch. Auffällig ist das starke anisotropische Verhalten von Graphit insbesondere der Härte und der elektrischen Leitfähigkeit.
[Bearbeiten] Etymologie und Geschichte
Der Name leitet sich aus dem Griechischen γραφειν (graphein) ab, was schreiben bedeutet. Er spielt damit auf die Tatsache an, dass Graphit auf Papier oder anderen rauhen Oberflächen durch Abreibung der einzelnen Blättchen leicht eine graue Ablagerung hinterlässt, die im Bleistift zum Schreiben genutzt werden kann.
In der späten Eisenzeit in Mitteleuropa (La-Tène-Zeit) wurde Graphit gerne verwendet, um die Oberfläche keramischer Gefäße zu schwärzen. Hier waren besonders die Vorkommen bei Passau bedeutsam.
[Bearbeiten] Bildung und Fundorte
Graphit kommt in der Natur in Form vereinzelter Flocken und Körner in kohlenstoffreichem metamorphem Gestein und als Adern in Pegmatit vor.
Abgebaut wird Graphit vor allem in der Volksrepublik China, Korea, Madagaskar, Simbabwe, Brasilien und Indien sowohl im Tagebau als auch unter Tage. Pro Jahr handelt es sich dabei um ca. 600.000 Tonnen.
In Europa gibt es zur Zeit nur noch wenige aktive Graphitbergwerke. In der Ukraine und in Tschechien wird makrokristalliner Naturgraphit in unterschiedlicher Qualität unter Tage abgebaut. Bei dem makrokristallinen Naturgraphit sind die einzelnen Graphitkristallitpakete (Flocken) gut erhalten und sichtbar. In Norwegen und in Österreich wurden dagegen mikrokristalline Naturgraphite gewonnen, deren Kristalle nicht so deutlich ausgeprägt sind.
Österreich nahm in den 1960er-Jahren den nach Südkorea zweiten Platz unter den graphiterzeugenden Ländern der Erde ein (Höchststand 1964 mit etwa 100.000 Tonnen Förderung). Der größte und 1997 eingestellte Bergbau befand sich in Kaisersberg bei St. Michael in der Steiermark; an der Wiedereröffnung dieses Bergbaus wird 2006 gearbeitet. Bis 1991 bestand in Sunk bei Trieben im Paltental (Steiermark) ein Bergbau, in dem Graphit mit einem sehr hohen Kohlenstoffanteil von zum Teil über 80% gewonnen wurde. Weitere kleine Graphitbergbaue bestanden bis in die 1970er-Jahre am Semmering, im Liesingtal (Steiermark), im Dunkelsteiner Wald (Niederösterreich) so wie im Waldviertel, wobei hier das seit 1831 in Abbau stehende Vorkommen in Mühlbach am bedeutendsten war. In Deutschland war der Graphit-Bergbau von Kropfmühl/ Bayerischer Wald bedeutsam.
[Bearbeiten] Künstliche Herstellung
Durch Verkoken kohlenstoffhaltiger Materialien entstehen graphitierbare Kohlenstoffe. Ausgangssubstanzen sind zum Beispiel Braunkohle, Steinkohle, Erdöl und Peche, aber auch Kunststoffe. Bei der Graphitation wird durch Erhitzen unter Luftabschluss auf ca. 3000 °C noch eine Umwandlung vom amorphen Kohlenstoff zum polykristallinen Graphit erfolgen.
Künstlich hergestellter Graphit ist auch als Acheson-Graphit bekannt.
[Bearbeiten] Struktur
Im kristallinen Graphit liegen parallel verlaufende ebene Schichten, die "Basalebenen" oder "Graphen-Schichten", vor. Eine Schicht besteht aus kovalent verknüpften Sechsecken, deren Kohlenstoff-Atome sp2-hybridisiert sind. Innerhalb dieser Ebenen beträgt die Bindungsenergie zwischen den Kohlenstoff-Atomen 4,3 Elektronenvolt, zwischen ihnen dagegen lediglich 0,07 Elektronenvolt. Aus dieser extremen Richtungsabhängigkeit der Bindungskräfte resultiert eine deutliche Anisotropie der mechanischen, elektrischen und thermischen Eigenschaften des Graphits:
- leichte Spaltbarkeit des reinen Graphits entlang der Basalebenen, deutlich höhere Festigkeit entlang der Kristallschichten;
- thermische und elektrische Isolation orthogonal zu den Basalebenen, gegenüber einer fast metallischen Leitfähigkeit entlang der Ebenen.
Die Leitfähigkeit innerhalb einer Ebene wird durch die Delokalisation der π-Elektronen ermöglicht.
Weisen die Ebenen keine feste Korrelation zueinander auf, spricht man von turbostratischem Kohlenstoff.
Die durchstrahlungs-elektronenmikroskopische (TEM-)Aufnahme zeigt Basalebenenstapel in Graphit. Die Überlagerung verkippter Stapel erzeugt Moiré-Streifen; die Basalebenenabstände von 0,34 Nanometer werden hier nicht aufgelöst.
Im so genannten Glaskohlenstoff liegen die Ebenen dagegen nicht planparallel wie die Seiten eines Buches, sondern wie geknülltes Papier. Dieser Kohlenstoff ist hart und isotrop wie Glas, daher sein Name. Durch besondere Behandlung (Streckung von Kunststofffasern und anschließendes Graphitieren) gelingt es, die Ebenen in Faserrichtung zu orientieren. Das Ergebnis sind hochfeste Kohlenstofffasern.
Fulleren und Nanoröhren besitzen nur eine Basalebene, die im ersten Fall zu einer Kugel, im zweiten Fall zu Röhren gekrümmt sind. Auch hier sind die Übergänge zum Graphit fließend. Weitere Schichten können sich zwiebelartig anlagern und rußartiges Pulver bilden.
[Bearbeiten] Verwendung
Graphit wird vielfältig genutzt als
- Bleistiftmine
- Schmierstoff
- Werkstoff für selbstschmierende Lager und Dichtungen
- Füller zur Verbesserung der elektrischen Leitfähigkeit und zum Herabsetzen des Reibbeiwertes von Kunststoffen
- Kohlebürste in elektrischen Motoren
- Elektrode in Lichtbogenlampen und -öfen
- negative Elektrode von Lithium-Ionen-Zellen
- positive Elektrode von Zink-Kohle-Primärbatterien
- Schmelztiegel
- Gießform
- thermisch hochbelastbare Ofenauskleidung
- Moderator und Reflektor in Atomreaktoren
- Monochromator im Röntgendiffraktometer
- Waffe in Form von Graphitfäden zum Kurzschließen der feindlichen Stromversorgung (Streubombe)
- korrosionsbeständiger Werkstoff in der chemischen Industrie
- Wanne und Elektroden bei der Aluminiumherstellung (Schmelzflusselektrolyse)
- Elektrode in der Elektro-Stahlgewinnung, Schrottverwertung
- Halbleiter
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Edition Dörfler: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag, ISBN 3-89555-076-0
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 4. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2002, ISBN 3-921656-17-6
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Graphit – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Mineralienatlas:Graphit (Wiki)
- Webmineral - Graphite (engl.)
- MinDat - Graphite (engl.)