Lastminute
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Begriff Lastminute kommt ursprünglich aus der Tourismusbranche und bezeichnet alle Reiseangebote, deren Abreisetag innerhalb der nächsten 14 Tage liegt. Die Definition stammt vom Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verband e.V. (kurz DRV) und wird hauptsächlich im Deutschen Reisemarkt verwendet. Im englischen Sprachraum versteht man den Begriff nicht.
Seinen Ursprung nahm der Begriff in den 1980er Jahren, als die ersten Fluggesellschaften begannen, kurzfristige Stornierungen und Überkapazitäten zu vergünstigten Konditionen direkt an den Flughäfen anzubieten. Durch den großen Erfolg der Lastminute-Flüge wurde der Begriff bald auch auf andere Bereiche des Reisemarktes ausgeweitet (Pauschalreisen, Hotelzimmer, Ferienwohnungen). Lastminute-Reisen wurden fortan zu einem wichtigen Bestandteil in den Angeboten der Reiseveranstalter.
Laut der aktuellen Untersuchung des Marktforschungsinstitutes Web-Tourismus wurden im Jahr 2005 in Deutschland 4,9 Mio. Lastminute-Reisen durchgeführt (Stand: Januar 2006). Dabei lag die Lastminute-Reiseintensität in Deutschland bei 6,4% und die Lastminute-Reisehäufigkeit bei 1,17 Reisen. Zwar sank die Anzahl der durchgeführten Lastminute-Reisen gegenüber dem Jahr 2004, doch stieg gleichzeitig die Zahl der Personen, die Lastminute verreisten. Aufgrund ihrer Kurzfristigkeit unterliegen Lastminute-Reisen stets stärkeren Nachfrageschwankungen als die klassische Urlaubsreise. Diese Schwankungen sind jedoch weniger auf ein indifferentes Konsumverhalten zurückzuführen, als auf externe Faktoren, an denen sich die Nachfrager zwangsweise orientieren müssen (Lage der Feiertage, kurzfristig verfügbare Angebote, etc.).
Mittlerweile können Lastminute-Flüge und Reisen nicht nur an Flughäfen, sondern auch in Reisebüros und im Internet gebucht werden. Gerade das Internet hat den Lastminute-Reisemarkt weiter deutlich angekurbelt.
Lastminute-Angebote wurden von den Reisekunden sogar so gut angenommen, dass sie direkte Auswirkungen auf das Buchungsverhalten der Kunden hatten. Der Trend ging weg von frühzeitigen Buchungen und hin zu Lastminute-Buchungen. Dies entwickelte sich zu einem Problem für die Reiseanbieter, da eine langfristige Kapazitätsplanung nicht mehr möglich war. Durch die Preissenkungen für Lastminute-Reisen sanken die Erträge der Reiseveranstalter so stark, dass diese inzwischen versuchen mit Frühbucher-Rabatten bzw. Firstminute-Angeboten diesen Trend wieder umzukehren.
Einige Reiseveranstalter verwenden den Begriff "Lastminute" auch, um Reisen mit Abflugdatum innerhalb der nächsten 6 oder 12 Wochen zu verkaufen; dies verschärft den Konkurrenzkampf zwischen den Veranstaltern (in der Folge auch juristische) noch weiter. So verwenden ebenfalls viele Veranstalter den weniger wettbewerbsverzerrenden Begriff "Lastminute & more", was im Grunde nichts anderes bedeutet als Reiseangebote aller Art.
Lastminute bedeutet übrigens nicht automatisch günstig. Nicht immer sind Lastminute-Reisen billiger als das (vorherige) Katalogangebot. Oft werden sogar - teure - Zusatzreisen aufgelegt und als "Lastminute" verkauft.
Auf dem Markt ist derzeit zu beobachten, dass sich vor allem die großen Reiseveranstalter zunehmend aus dem Lastminute Geschäft zurückziehen. An deren Stelle treten stattdessen kleinere Anbieter, die sich ausschließlich mit günstigen Angeboten auf den ertragreichen "Schlussverkauf" spezialisiert haben.
Der Begriff "Lastminute" nimmt inzwischen auch Einzug in andere Wirtschaftsbranchen.