Lichtdruck (Druck)
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Lichtdruck (auch Phototypie, Collotypie) bezeichnet als Edeldruckverfahren
- ein fotomechanisches Flachdruckverfahren zur Wiedergabe von Halbtönen ohne Raster sowie
- in der Fotografie ein photolithographisches Verfahren, das 1856 von Louis-Alphonse Poitevin unter der Bezeichnung Collotypie entwickelt wurde und um 1870 von Joseph Albert so verbessert wurde, dass sich größere Auflagen herstellen ließen. Karl Klietsch entwickelte 1879 daraus die Heliogravüre.
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[Bearbeiten] Verwendung
Die große Zeit des Lichtdrucks ist ähnlich wie viele andere Druckverfahren seit der breiten Einführung des Offsetdrucks vorbei. Die Zahl der kommerziell aktiven Werkstätten in Europa, die dieses Verfahren heutzutage noch anbieten, kann an einer Hand abgezählt werden.
Die Blütezeit des Lichtdrucks ist nach seiner Vervollkommnung um das Jahr 1900 angesiedelt. Neben der (farbigen) Lithografie kannte man vor allem zur Illustration von Büchern oder kleinauflagigen Drucken wie Ansichts-, Gedenk- oder Postkarten noch keine anderen Verfahren, die Zeichnungen, Gemälde oder Fotografien in vergleichbarer Qualität wiedergaben.
Auch Künstler haben sich innerhalb der Grafik des Lichtdrucks zur eigenständigen Aussage bedient. Ein Beispiel dafür ist Willi Baumeister und seine in zwanzig Original-Lichtdrucken der 1929 in 200 Exemplaren erschienen Mappe Sport und Maschine, die von der Galerie Flechtheim herausgegeben wurde.
Nach dem allmählichen Niedergang gegen Mitte des letzten Jahrhunderts wird das Verfahren außerhalb des künstlerischen Bereichs heute gelegentlich noch zur Faksimilierung von Kunstwerken wie Gemälden oder mittelalterlicher Handschriften verwendet und ist dabei in der Wiedergabequalität unerreicht.
[Bearbeiten] Druckformherstellung
Träger der Druckform ist eine 10 mm dicke matt geätzte Spiegelglasplatte. Auf die Platte wird eine lichtempfindliche Emulsion (Chromatgelatine) in zwei Lagen (Vorschicht & Druckschicht) aufgebracht und im Halbdunkel getrocknet. Die Emulsion besteht aus Gelatine, die mit Ammoniumdichromat oder Kaliumdichromat lichtempfindlich gemacht wurde.
Anschließend wird ein fotografisches Halbton-Negativ - nicht gerastert, wie bei den meisten anderen Druckverfahren - unter Verwendung von Licht (heute meist UV-Licht) auf die Platte aufbelichtet. Beim Belichten verändern die in der Gelatine enthaltenen Chromatsalze entsprechend dem Negativ die Löslichkeit der Gelatine in Wasser, es erfolgt eine so genannte "Gerbung" der Gelatine. Es bildet sich ein Gelatinerelief aus, das sich je nach aufgetroffener Lichtmenge höhenvariabel ausgestaltet. Die Besonderheit liegt bei dieser Kopierschicht in ihrem Verhältnis von der Lichtmenge zum Grad der Aushärtung:
- wenig Licht = geringere Härtung
- viel Licht = stärkere Härtung
Nach dem Kopiervorgang wird die Platte in kaltes (5 - 10°C) Wasser getaucht, wobei die Chromatsalze ausgewaschen werden. Durch das Auswaschen der Chromatsalze wird eine weitere Belichtung verhindert. Es bildet sich dabei auch das charakteristische Runzelkorn, an dem fertige Lichtdrucke bei starker Vergrößerung auch unverkennbar zu identifizieren sind.
Ist ein mehrfarbiges Ergebnis erwünscht, so müssen auf diese Weise jeweils entsprechende Druckplatten für jede zu verwendende Farbe angefertigt werden. Für Faksimiledrucke von Kunstwerken wurden teilweise bis zu 20 Platten (für einzelne Farbtöne) übereinander gedruckt und so Drucke von unerreichter Originaltreue erzielt.
[Bearbeiten] Druck
Vor dem Druck werden die Druckplatten angefeuchtet, üblicherweise mit einem Glyzerin-Wasser-Gemisch. Dies führt zu einem Aufquellen der Gelatine, wobei der Aushärtungsgrad - und damit der Belichtungsgrad, welcher dem wiederzugebendem Tonwert entspricht - bestimmt, wie stark die entsprechende Stelle die Druckfarbe annimmt. Dabei gilt:
- geringere Härtung = starke Quellung, wenig Druckfarbe
- stärkere Härtung = schwache Quellung, viel Druckfarbe
Anschließend dienen so genannte Lichtdruck-Flachformzylinderpressen (Lichtdruckschnellpressen ähnlich den Offset-Einfarben-Andruckflachpressen) zum Bedrucken dieses höchst volatilen Druckverfahrens. Oft wurden auch umgebaute Steindruckmaschinen verwendet.
Bei einer täglichen Stückzahl zwischen 600 - 1000 Bogen wird der erfahrene Drucker immer wieder gefordert, da er das feine Quellrelief durch nachträgliches Befeuchten der Druckform auch im Kontrast steuern kann. Stärkere Befeuchtung verringert, schwächere Befeuchtung steigert den Kontrast.
Auch Chemikalien, die auf die druckende Gelantineschicht aufgebracht werden, helfen das Aussehen des Druckes zu beeinflussen. Verwendet werden Formalin, das zur Fixierung dient, Alaun zum dunkler machen einzelner Druckteile oder auch Zyankali, das hygroskopisch, also Wasser anziehend wirkt und so einzelne Druckteile heller macht.
Des Weiteren ist das permanente Konstanthalten der relativen Luftfeuchte auf einem Niveau eine Grundvoraussetzung. Insofern muss der Drucker fortwährend ein Auge auf den Fortdruck haben. Jeder Druckbogen wird von einem Helfer in die Druckmaschine eingelegt und vom Drucker wird jeder einzelne Druckbogen nach dem Druckvorgang aus der Maschine herausgenommen und beurteilt. Die Auflagenhöhe variiert zwischen 1000 und 2000 Exemplaren, danach muss eine neue Druckform erstellt werden, weil die Gelatineschicht von den Druckvorgängen stark in Anspruch genommen und dabei beschädigt wird.
Aufgrund der niedrigen Auflagen und des großen Arbeitsaufwandes sind Lichtdrucke sehr teuer. Aber die Wiedergabequalität rechtfertigt den hohen Preis.
Eine noch zu erwähnende Besonderheit beim Lichtdruck stellt die verwendete Druckfarbe dar. Diese ist nicht wie bei anderen Druckverfahren relativ dünnflüssig, sondern extrem fest und zäh. Eine Verarbeitung ist nur mit speziellen starken Farbreibemessern möglich. Erst das „durchwalken“ mit diesem Farbmesser und der Zusatz von Ölfirnissen machen diese Farbe gebrauchsfähig.
[Bearbeiten] siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Wolfgang Autenrieth Neue und alte Techniken der Radierung und der Edeldruckverfahren -Tipps, Tricks, Rezepte und Anleitungen - ein alchemistisches Online-Werkstattbuch. Druck- und Online-Version 2005 mit Rezepturen zu Abdecklacken, Weichgründen, Ätzmitteln, lichtempfindlichen Beschichtungsverfahren, umfangreichem Chemikalienverzeichnis mit Übertragung historischer Bezeichnungen in heute gebräuchliche Namen und SEHR umfangreicher Literaturliste. 220 Seiten A4, davon 100 Seiten online.
[Bearbeiten] Web Links
- Lichtdruck- und Bildverlag der Kunst
- Lichtdruck-Museum mit virtuellem Rundgang und einer Vorstellung des Verfahrens.