Lucio Silla
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Lucio Silla („Lucius Sulla“) ist eine Opera seria (Dramma per musica) in drei Akten. Der Stoff erzählt von dem römischen Diktator Lucius Cornelius Sulla und dessem - historisch verbürgten - Rücktritt. Die Musik der am 26. Dezember 1772 in Mailand uraufgeführten Oper stammt von Wolfgang Amadeus Mozart (KV 135), das Libretto von Giovanni di Gamerra. Die Oper hat eine Spieldauer von etwa drei Stunden.
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[Bearbeiten] Personen
- Lucio Silla (Lucius Cornelius Sulla) (Tenor)
- Cecilio, römischer Senator (Sopran)
- Giunia, Cecilios Braut (Sopran)
- Lucio Cinna, Freund Cecilios (Sopran)
- Celia, Schwester Sillas (Sopran)
- Aufidio, Vertrauter Sillas (Tenor)
- Chor
[Bearbeiten] Orchesterbesetzung
2 Flöten, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 2 Pauken, Streicher; Generalbass (für die Rezitative)
[Bearbeiten] Handlung
Die Handlung spielt in Rom im Jahr 79 v. Chr. - Cecilio, den Silla wie viele andere seiner Feinde aus Rom verbannt hatte, ist heimlich nach Rom zurückgekehrt, um seine Braut Giunia wiederzusehen. Giunia ist die Tochter des Gaius Marius, Sillas Todfeind. Silla will Giunia zwingen, ihn zu heiraten, was diese aber ablehnt. Heimlich treffen sich Cecilio und Giunia. Sillas Schwester Celia liebt derweil Cecilios Freund Cinna. Cecilio will Silla ermorden, scheitert aber und wird ins Gefängnis geworfen. Im Gefängnis nehmen Cecilio und Giunia Abschied voneinander. Doch Silla lässt schließlich Gnade walten: Er verzichtet auf Giunia und gibt sie Cecilio zur Frau. Auch Celia und Cinna dürfen heiraten. Alle Verbannten dürfen heimkehren, Silla tritt zurück und stellt die Republik wieder her.
[Bearbeiten] Musik
Lucio Silla ist - nach Mitridate, re di Ponto - Mozarts zweiter Beitrag zur Gattung der Opera seria. Im Vergleich zu dem zwei Jahre älteren Mitridate hat Mozart beträchtlich an Reife gewonnen. Die Musik erfüllt mustergültig die Anforderungen, die an eine Opera seria gestellt wurden. Zugleich erhebt sich die Musik des erst sechzehnjährigen Komponisten aber schon deutlich über das Niveau der Zeitgenossen, etwa im Hinblick auf den Reichtum der Erfindungen, die differenzierte Harmonik und die kunstvolle, ungewöhnlich stark von Bläsern geprägte, Instrumentation. Die Musik bietet eine große Vielfalt verschiedener Ausdrucksformen und Charaktere. Am Ende des ersten Akts sind mehrere Nummern zu einer großen Szene verbunden. Dies weist ebenso wie verschiedene sehr ausdrucksstarke Accompagnato-Rezitative schon voraus auf Mozarts bedeutendsten Beitrag zur Opera seria, den fast zehn Jahre später entstandenen Idomeneo. Mehrere Grabes- und Gefängnisszenen gaben Mozart Gelegenheit zu einer äußerst individuellen und expressiven Musik. An drei Stellen - in jedem Akt ein Mal - tritt auch der Chor auf.
[Bearbeiten] Entstehung
Lucio Silla schrieb Mozart für die Mailänder Karnevalsaison 1773. Den Auftrag bekam er bereits im März 1771 in Verona nach dem großen Erfolg seines Mitridate (ebenfalls in Mailand). Der Text stammt von Giovanni di Gamerra (1743–1803), dessen Vorliebe für Schauriges und Unheimliches - er ließ die Leiche seiner Frau ausgraben und verbrennen, um ihre Asche immer mit sich führen zu können - sich auch im Text des Lucio Silla niederschlägt. Giovanni di Gamerra sandte seinen Text an den Altmeister der Opera seria, Pietro Metastasio, zur Durchsicht, der an dem Text auch einige Veränderungen vornahm. Die Arien schrieb Mozart, wie üblich, im Rahmen der Proben den Sängern auf den Leib. Im Hinblick auf das beschränkte Vermögen des Sängers der Titelrolle vertonte Mozart von den vier für Silla vorgesehen Arien nur zwei. Die Oper war für Mozart ein großer Erfolg, trotzdem bekam er in Italien nie wieder einen Auftrag und konnte in Italien nicht Fuß fassen.
[Bearbeiten] Literatur
- Stefan Kunze, Mozarts Opern, Stuttgart 1984
- Arnold Werner-Jensen, Reclams Musikführer Wolfgang Amadeus Mozart, Stuttgart 1990
- Silke Leopold, in: Leopold u.a., Mozart-Handbuch, Kassel 2005
- Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth: Mozarts Opern - Alles von 'Apollo und Hyacinth' bis zur 'Zauberflöte' , Piper Verlag, München 2005