Ludwig Darmstaedter
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Ludwig Darmstaedter (* 9. August 1846 in Mannheim; † 18. Oktober 1927 in Berlin) war ein deutscher Chemiker und Wissenschaftshistoriker.
Er entstammte einer Mannheimer Kaufmannsfamilie und hatte schon in der Kindheit vielfache Neigungen zum Sammeln und Wandern in der Natur, mit der er sich eng verbunden fühlte. Ab 1864 ging er nach Heidelberg und studierte bei dem Mineralogen Robert Blum.
Doch dann wechselte er zum Fach Chemie und studierte bei Robert Wilhelm Bunsen und Emil Erlenmeyer. Im Jahre 1868 errang er die Promotion, ging anschließend nach Leipzig, um bei Adolph Wilhelm Hermann Kolbe seine Studien fortzusetzen. Danach wechselte er zu Carl Hermann Wichelhaus (1842-1927), um in dessen Privatlaboratorium an Arbeiten und Studien zu beteiligen, die sich mit der Alkalischmelze von Sulfosäuren befassen.
In dieser Zeit verfaßt er einige Veröffentlichungen auf dem Gebiet der organischen Chemie. Einige Jahre verweilte er anschließend als "Wanderjahre" im Ausland. In Berlin arbeitete er gemeinsam mit dem Chemiker Benno Jaffé (1848-1923) an Problemen der industriellen Glyceringewinnung und wird dessen Teilhaber in dem Unternehmen Dr. Benno Jaffe & Darmstaedter. Ab dem Jahre 1884 wird die Fabrikation um die Reinherstellung von Lanolin erweitert, was sich ab 1890 gänzend bewährte.
Sein besonderes Interesse galt der Geschichte der Naturwissenschaften. Als Wissenschaftshistoriker verfasste Darmstaedter u. a. ein Standardwerk der Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik.
Er legte bis zum Jahre 1906 eine umfangreiche Sammlung von Autographen, Manuskripten, Nachlässen, Tagebüchern, Kollegheften und Sammlerstücke aus Porzellan an, überwiegend von Gelehrten aus Naturwissenschaft und Technik. Seine Neigungen zu Reisen in andere Länder in Europa waren bis 1894 auch dem Bergsteigen in den Alpen gewidmet.
Im Jahre 1904 veröffentlichte er mit René du Bois-Reymond eine Sammlung von Tabellen der Geschichte der exakten Wissenschaften unter 4000 Jahre Pionierearbeit in den exkaten Naturwissenschaften. Diese Arbeit erschien [1908]] im einer 2. Auflage unter dem Titel Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik, in dem die Chronologie der Entwicklung der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse gezeigt wurde.
Als Im Jahre 1907 seine Sammlung den Bestand von 23 000 Schriftstücken und 9 000 Namen vom ausgehenden 15. Jahrhundert bis zum Jahre 1900 erreichte, übergab er diese Sammlung der Preußischen Staatsbibliothek. Die Sammlung Darmstaedter bildet dort einen wichtigen Bestandteil der Autographensammlung. Wilhelm Doegen hatte ab 1917 mit der Hilfe und finanziellen Unterstützung von Darmstaedter eine Sammlung von Portraits bekannter Persönlichkeiten aufgebaut, welche als Ergänzung der Autographensammlung diente. Diese schenkte er am 22. März 1914 der Königlichen Bibliothek.
Mit den den Bestandteilen der Königlich Preußischen Phonographischen Kommission wurde diese Sammlung im Jahre 1920 zur neuen Lautabteilung der Preußischen Staatsbibliothek zusammengefaßt. Die Arbeiten hierzu wurden bis zum Jahre 1944 fortgeführt.
Am 26. Februar 1914 gründet er den Verein der Freunde der Königlichen Bibliothek (später: Preußischen Staatsbibliothek), dessen Wirken bis zum Jahre 1940 dauerte und im Jahre 1945 aufgelöst wurde.
Von 1907 bis zum Jahre 1926 wirkte er jeden Tag in der Königlichen Bibliothek, um seine Sammlung zu katalogisieren, aufzubereiten und zu vergrößern. Weiterhin vefaßte er zahlreiche biograhische Essays, die in der Tagespresse veröffentlicht wurden. Im Jahre 1926 veröffentlichte er die Schrift Biographische Miniaturen, die sich mit den Portrits von fünfzig Naturwissenschaftlern und Erfindern vom 16. bis 19. Jahrhundert befaßten. Seine letzte Veröffentlichung war dem Chemiehistoriker Marcellin Berthelot, die in der Vossischen Zeitung im Oktober 1927 abgedruckt wurde.
In den zwanziger Jahren wirkten sich die Turbulenzen auch auf die finanziellen Zuwendungen von Darmstaedter an die Universität Frankfurt und die anderen Sammlungen aus. Seit 1920 erhielt er in seiner Tätigkeit des weiteren Aufbaus der Sammlungen die Hilfe des Botanikers und Bibliotheksrats Dr. Julius Schuster. Die Inflation zwang Darmstaedter im Jahre 1924 darum zu ersuchen, dass das preußische Kultusministerium ihn von seinen eingegangenen Verpflichtungen zu entlasten. Seine Pozellansammlung ließ er zu diesen Zwecken 1925 versteigern. Trotzdem fand der jüdische Sammler weiterhin viele Unterstützter, die ihm Geldmittel zur Verfügung stellten, darunter auch der Minister für Wissenschaft, Kultur und Volksbildung Carl Heinrich Becker.
Am Ende seiner Tätigkeit, die in der Staatsbiblothek mit einem ständig steigenden Interesse zur Benutzung der gesammelten Schriftstücke und Forschungsarbeiten verbunden war, hatte die Sammlung einen Umfang von 190 000 Schriftstücken und 45 000 Namen erreicht. Als Anerkennung wurde er deshalb zum Direktor ehrenhalber in der Staatsbibliothek ernannt. Mit dem Mediziner Paul Ehrlich war er durch seine Schwägerin Franska Speyer verbuden, die auf Bitte von Darmstädter die Forschungen Ehrlichs wesentlich durch finanzielle Mittel unterstützte.
Der Name Ludwig Darmstaedters lebt darüber hinaus in dem Titel einer der renommiertesten und hoch dotierten Auszeichnungen für Medizin und Naturwissenschaften, dem Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis, weiter, der von der Paul-Ehrlich-Stiftung im Zusammenhang mit der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und privaten Stiftern für internationale Spitzenleistungen im Grenzbereich von Chemie und Medizin verliehen wird.
Ludwig Darmstaedters letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Alten Friedhof der Zwölf-Apostel-Gemeinde zu Berlin (Ehrengrab des Landes Berlin).
[Bearbeiten] Schriften
- Ludwig Darmstaedter: Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik. Berlin 1908 (2. Aufl.)
- Ludwig Darmstaedter: Königliche Bibliothek zu Berlin. Verzeichnis der Autographensammlung. Berlin 1909
- Ludwig Darmstaedter: Naturforscher und Erfinder. Biographische Miniaturen. Bielefeld 1926
[Bearbeiten] Literatur und Referenzen
- Hermann Degering, Karls Chist, Julius Schuter: Aus der Handschriften-Abteilung der Preußischen Staatsbibliothek, Berlin 1922
- Julius Ruska, Ludwig Darmstaedter, in: Zeitschrift für angewandte Chemie, Nr. 47 vom 24. November 1927, S. 1387
- Der Sammler Ludwig Darmstaedter, in: Alexandra Habermann, Die Rolle von Bibliothekaren und Sammlern im wissenschaftlichen Leben der Weimarer Republik, Hannover 1994
- Heinrich Wefing, Die Nofretete, verschenkt - Märchenhafte Freigebigkeit: Was Deutschland seinen jüdischen Sammlern verdankt, Artikel der FAZ vom 13. Dezember 2006
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Ludwig Darmstaedter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Chemiker und Wissenschaftshistoriker |
GEBURTSDATUM | 9. August 1846 |
GEBURTSORT | Mannheim |
STERBEDATUM | 18. Oktober 1927 |
STERBEORT | Berlin |
Kategorien: Mann | Deutscher | Chemiker | Historiker | Mäzen | Geboren 1846 | Gestorben 1927