Maltakraftwerke
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Die Maltakraftwerke sind eine Reihe von Wasserkraftwerken im österreichischen Bundesland Kärnten, bestehend aus der Oberstufe mit dem Speicher Kölnbrein (größter Speicher Österreichs) und der Haupt- und Unterstufe.
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[Bearbeiten] Geschichte
Das Maltaprojekt hatte eine jahrzehntelange, von verschiedenen Varianten geprägte Vorbereitungszeit. Schon in den 1930er Jahren beschäftigten sich die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft und in weiterer Folge die Alpen-Elektrowerke AG mit den Nutzungsmöglichkeiten der Abflüsse des Maltatales.
Anfang der 1950er Jahre setzte die Österreichische Draukraftwerke AG im Zuge der Neuorientierung der Elektrizitätswirtschaft die Studien fort. Die wasser- und energiewirtschaftlichen Untersuchungen ließen erkennen, dass das Innere Maltatal zu den niederschlagreichsten Gebieten Kärntens zählt. Das Einzugsgebiet weist starke Vergletscherungen auf, die eine wertvolle Abflussreserve in trockenen Sommern darstellen. Außerdem wird es vom Wettergeschehen sowohl nördlich als auch südlich des Alpenhauptkammes beeinflusst.
Auf Grund vergleichender Untersuchungen sollte das nahegelegene und damals im Bau befindliche Winterspeicherwerk Reißeck-Kreuzeck durch Beileitung einiger Malta-Nebenbäche erweitert werden. Das Ergebnis lag schließlich in der Form eines baureifen Projektes zur Nutzung der Malta und der Großbäche in einer eigenen, drei Stufen umfassenden Kraftwerksgruppe vor.
Ab 1957 untersuchten Geologen Untergrund und Talflanken am vorgesehenen Standort der Kölnbreinsperre. Bis zu 80 m tiefe Bohrungen wiesen das Gestein als stabile Basis und Widerlager für die größte Talsperre Österreichs aus, die in den Jahren 1971 bis 1978 aus 1,6 Mio m³ Beton gegossen wurde: Eine horizontal und vertikal gekrümmte Gewölbemauer, die wie eine um 90 Grad gekippte, flache Kuppel gegen den festen Fels verspreizt ist.
Dieses Gestaltungsprinzip kommt mit erheblich weniger Baumasse (Beton) aus als jedes andere Stauwerk von gleicher Stabilität (die annähernd dem sechsfachen Druck des Wassers bei Vollstau standhält) und spart damit auch Baukosten. 1979 erreichte der Kölnbreinspeicher erstmals den Vollstau, der die Talsperre einem Druck von 5,4 Mill. Tonnen aussetzte und an der Sperrenkrone projektgemäß um 12 cm talauswärts bog.
1978 signalisierten rund 400 eingebaute Messstellen Probleme: Wasser drückte durch Risse an der Basis der höchsten Sperrenblöcke. Ursache nach Urteil der Experten: Überbeanspruchung des Sperrenbetons entlang der Aufstandsfläche infolge der in diesem Bereich wirkenden Horizontalkomponente des Wasserdrucks, verstärkt durch einen unerwartet hohen Unterschied im Verformungsverhalten von Talsperre und Gebirge.
In einem aufwendigen Verfahren wurde die Mauer von 1989 bis 1992 nach einem Projekt des Schweizer Sperrenexperten Giovanni Lombardi und nach Genehmigung durch die Staubeckenkommission saniert: Auf der Talseite durch ein 65 m hohes und 70 m breites Stützgewölbe aus 500.000 m³ Beton und 150.000 m³ Schüttgut. Die wasserseitig gelegenen Risse wurden mit Zement-und Kunstharzinjektionen gedichtet. Der luftseitig angeordnete Vorbau entlastet die Sperre um etwa 22 Prozent des bei Vollstau wirkenden Wasserdruckes. Mit dieser Sanierung stiegen die Baukosten für die Kraftwerksgruppe Malta um 2 Mrd. Schilling (~ 145 Mio. Euro). Am 4.Oktober 1993 wurde endlich wieder der Vollstau auf Höhe 1902 m erreicht - und alle bis dahin auf 2.500 erweiterten Messstellen der Talsperre zeigten Stabilität an.
[Bearbeiten] Energiewirtschaftliche Bedeutung
Die große Anpassungsfähigkeit des Kraftwerkseinsatzes an die kurz-, mittel- und langfristigen Bedarfsschwankungen ist das wesentlichste Qualitätsmerkmal der Kraftwerksgruppe Malta.
Während 91 Prozent des Wasserdargebotes im bedarfsschwächeren Sommerhalbjahr und nur neun Prozent im Winterhalbjahr anfallen, kann durch die Jahresspeicherung der Erzeugungsanteil im Winterhalbjahr von neun Prozent (aus natürlichem Zufluss) auf 78,3 Prozent erhöht werden. Durch einen Wälzbetrieb wird kurz- und mittelfristig zu einem weiteren Ausgleich von Bedarf und Dargebot beigetragen. Bei Wälzbetrieb kann während der Nacht Wasser aus der Möll in die Speicher der Hauptstufe und vom Speicher Galgenbichl in den Speicher Kölnbrein hochgepumpt werden, um dann zu Spitzenlastzeiten abgearbeitet zu werden. Die Leistungsspanne zwischen 406 Megawatt Pumpleistung und 891 Megawatt Turbinenleistung beträgt damit insgesamt 1.297 Megawatt bzw. rund zwölf Prozent der Lastspitze in Österreich. Damit kann durch das KW Malta die elektrische Leistung im Verbundnetz rasch dem jeweiligen Bedarf angepasst werden. Aufgrund der hohen Leistung und der raschen Verfügbarkeit ist Malta in der Lage, bei Ausfällen von Kraftwerken, nicht nur in Österreich, sondern auch über die Grenzen hinaus, wertvolle Hilfestellung zu geben.
[Bearbeiten] Oberstufe
[Bearbeiten] Speicher Kölnbrein
Der Speicher Kölnbrein ist das Kernstück der Maltakraftwerke. Das direkt in den Speicher entwässernde Gebiet reicht allein nicht aus, den Jahresspeicher zur Gänze zu füllen. Aus diesem Grunde werden die Zuflüsse der Oberen Lieser und einige Bäche im Bereich des Malta- und Gößtales auf rund 1.700 m Seehöhe gefasst und im Vorspeicher Galgenbichl gespeichert. Von dort werden sie in den rund 200 m höher gelegenen Speicher Kölnbrein gepumpt. Zusätzlich wird auch Wasser aus der Möll rund 1.300 m hoch gefördert und zur Füllung des Speichers verwendet.
- Speicher
- Typ: Jahresspeicher
- Wasserinhalt: 200 Mio. m³
- Länge: 4,5 km
- Fläche: 2,55km²
- Einzugsgebiet: 51,3 km²
- Energieinhalt: 588,3 GWh
- Stauziel: 1.902 m ü.d.M.
- Absenkziel: 1.750 m ü.d.M
- Bauzeit: 1971-77,1989-92
- Sperre (größte Staumauer Österreichs)
- Typ: doppelt gekrümmte Bogenmauer mit luftseitigem Stützgewölbe
- Mauerhöhe: 200m
- Kronenlänge: 626 m
- Kronenbreite: 7,6 m
- max. Basisbreite: 41 m
- Betonkubatur: 1,58 Mio. m³
- 2.500 Messstellen, davon 800 mit direkter Verbindung zu einem Prozessrechner, überwachen die Staumauer
[Bearbeiten] Kraftwerk Galgenbichl
Die beiden Pumpenturbinen der Kraftstation Galgenbichl erzeugen im Turbinenbetrieb mit dem Wasser des Kölnbreinspeichers elektrischen Strom, im Pumpbetrieb wird mit Überschussenergie Wasser aus dem Vorspeicher Galgenbichl zur Energiespeicherung in den Speicher Kölnbrein zurückgepumpt.
- Kraftwerkstype: Jahrespumpspeicherkraftwerk
- Durchschnittl. Jahreserzeugung: 76,0 Mio kWh
- Turbinen/Pumpen: Anzahl 2, Bauart ISOGYRE-Pumpturbine (Francis-Turbine), Anordnung horizontal
- Nennleistung: Turbinenbetrieb 120.000 kW
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- Pumpbetrieb 116.000 kW
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- Mittlere Rohfallhöhe: 198 m
- Ausbaudurchfluss: 70 m³/s
- Motorgeneratoren: Anzahl 2, Nennleistung 70 MVA
- Inbetriebnahme 1977/1978
[Bearbeiten] Hauptstufe
[Bearbeiten] Vorspeicher
Das bereits genutzte Wasser des Speichers Kölnbrein und Zuleitungen hochalpiner Bäche werden im Speicher Galgenbichl gesammelt.
- Speicher Galgenbichl
- Einzugsgebiet 77,3 km²
- Nutzinhalt: 4,4 Mio m³
- Sperre
- Schüttdamm: 50 m Höhe
- Betongewichtsmauer: 10 m Höhe
- Speicher Gößkar
- Ausgleichsspeicher, Nutzinhalt: 1,8 Mio m³
- Gößkarsperre: 55 m Höhe
- Bauzeit: 1971-79
[Bearbeiten] Kraftwerk Rottau
Die Maschinen der Malta-Hauptstufe Rottau in Kolbnitz im Mölltal werden von Wasser mit außerordentlich hohem Druck angetrieben, das aus dem 1.100 Meter höher gelegenen Speicher Galgenbichl stammt. Von dort führt der Weg des Wassers durch den 9,4 km langen Maltastollen zum Speicher Gößkar, weiter durch die insgesamt 9,7 km langen Göß- und Hattenbergstollen und in einer 1.850 m langen, zweisträngigen Druckrohrleitung zum Kraftwerk
- Kraftwerkstype: Speicherkraftwerk
- Durchschnittl. Jahreserzeugung: 715,0 Mio kWh
- Turbinen: Anzahl 4, Bauart sechsdüsige Pelton-Turbine, Anordnung vertikal
- Nennleistung: Turbinenbetrieb 730.000 kW
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- Pumpbetrieb 290.000 kW
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- Mittlere Rohfallhöhe: 1.106 m
- Ausbaudurchfluss: 80 m³/s
- Speicherpumpen:Anzahl 2, Bauart Radialpumpe, 4-stufig, 1-flutig
- Generatoren: Anzahl 4 (davon 2 Motorgeneratoren), Nennleistung 220 MVA
- Inbetriebnahme: 1976 bis 1978
[Bearbeiten] Unterstufe
[Bearbeiten] Kraftwerk Mölltal
Im Kraftwerk Malta-Unterstufe wird das Wasser zum dritten Mal innerhalb der Maltakraftwerke zur Erzeugung von elektrischer Energie genutzt.
Durch den offenen Oberwasserkanal und dem Sachsenwegstollen gelangt das Triebwasser aus den Speichern und der Möll, bei einer Fallhöhe von 45 m, zur Kraftstation Möllbrücke, wo es über zwei Kaplan-Turbinen abgearbeitet wird. Über einen kurzen Unterwasserkanal gelangt das Wasser in die Drau, wo es in Kärntens zehn Laufkraftwerken noch einmal energiewirtschaftlich genutzt wird.
- Kraftwerkstype: Speicherkraftwerk
- Durchschnittl. Jahreserzeugung: 120,0 Mio kWh
- Max. Leistung: 41.000 kW
- Turbine: 2 Kaplan-Turbinen
- Maschinensätze: 2 mit vertikaler Welle
- Mittlere Rohfallhöhe: 45 m
- Ausbaudurchfluss: 110 m³/s
- Bauzeit: 1971-79
[Bearbeiten] Touristische Bedeutung
Zusätzlich zur energiewirtschaftlichen hat vor allem der Speichersee Kölnbrein auch touristische Bedeutung.
Die 14,3 km lange Malta-Hochalm-Straße führt vorbei an Wasserfällen und durch Tunnels zum Bergrestaurant und Hotel Malta, direkt neben der Kölnbreinsperre. Das turmartige Gebäude beherbergt neben Restaurant und 60 Betten auch eine Informationsschau über die Kraftwerksgruppe, eine Mineralienschau und eine Informationsschau über den Nationalpark Hohe Tauern.
Es dient als Ausgangspunkt für Wanderungen und Bergtouren. Von der Mauerkrone aus werden auch Bungee-Jumping Sprünge veranstaltet. Der bis zu 3 km lange Speichersee wird in den Sommermonaten außerdem von den Ruderern aus dem Deutschlandachter zum Höhentraining als Vorbereitung auf Weltmeisterschaften und Olympische Spiele genutzt.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Kraftwerk Kaprun
- Liste der höchsten Bauwerke in Österreich
- Liste der Stauseen in Österreich
- Liste der Kraftwerke
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Maltakraftwerke – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Informationen auf der Verbund Homepage
Koordinaten: 47° 04' 48" N, 13° 19' 38" O