Marietta Blau
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Marietta Blau (* 29. April 1894 in Wien, † 27. Januar 1970 in Wien) war eine österreichische Physikerin.
Nach ihrer Matura am Mädchengymnasium des Vereins für Erweiterte Frauenbildung im Jahr 1914 studierte Marietta Blau von 1914 bis 1918 an der Universität Wien Physik und Mathematik.
In den Jahren 1919-1923 hatte Blau mehrere Stellungen an Forschungsinstituten und in der Industrie in Österreich und Deutschland inne. Ab 1923 arbeitete sie als freie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Radiumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien. Forschungsaufenthalte in Göttingen und Paris (1932/1933) wurden ihr durch ein Stipendium des Verbandes Österreichischer Akademikerinnen ermöglicht.
In ihren Wiener Jahren beschäftigte sich Blau hauptsächlich mit der photographischen Methode zum Nachweis einzelner Teilchen. Als Höhepunkt ihrer gemeinsamen Arbeit mit ihrer Schülerin Herta Wambacher entdeckte sie in Photoplatten, die in einer Seehöhe von 2300 m der kosmischen Strahlung ausgesetzt worden waren, "Zertrümmerungssterne" (d.h. Spallationsereignisse). Dafür erhielt Blau 1937 den Lieben-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
1938 musste Blau aus Österreich emigrieren, was einen schweren Einbruch ihrer wissenschaftlichen Karriere bedeutete. Sie wandte sich zunächst nach Oslo, ging dann aber über Vermittlung von Albert Einstein an die Technische Hochschule in Mexiko-Stadt. Nachdem die Bedingungen in Mexiko die Forschung sehr erschwerten, nahm sie 1944 die Gelegenheit wahr, in die USA zu übersiedeln.
In den USA war Blau bis 1960 in der Industrie, aber auch an wissenschaftlichen Einrichtungen (Columbia University, University of Miami) tätig.
1960 kehrte Blau nach Österreich zurück, wo sie wieder am Radiuminstitut unbezahlt ihren Forschungen nachging und am CERN Dissertationen betreute. 1962 verlieh die Österreichische Akademie der Wissenschaften Blau den Schrödinger-Preis, eine Aufnahme in die Akademie blieb jedoch aus.
1970 starb Blau in Wien an Krebs, der Folge jahrelangen ungeschützten Arbeitens mit radioaktiven Substanzen. In keiner wissenschaftlichen Zeitschrift erschien ein Nachruf. Im Jahr 2005 benannte die Universität Wien einen Saal in ihrem Hauptgebäude nach Marietta Blau.
Cecil Powell erhielt 1947 den Nobelpreis für die Entdeckung des Pions mit Hilfe der photographischen Methode. Er wählte diese Methode für seine kernphysikalischen Arbeiten, nachdem ihn Walter Heitler auf die Methode und auf die Pionierarbeit von Blau und Wambacher aufmerksam gemacht hatte.
[Bearbeiten] Literatur
- Robert Rosner, Brigitte Strohmaier (Hrsg.): Marietta Blau, Sterne der Zertrümmerung. Biographie einer Wegbereiterin der modernen Teilchenphysik. Böhlau-Verlag, Wien 2003, ISBN 3205-77088-9 (Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftsforschung; 3)
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Marietta Blau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
---|---|
NAME | Blau, Marietta |
KURZBESCHREIBUNG | österreichische Physikerin |
GEBURTSDATUM | 29. April 1894 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 27. Januar 1970 |
STERBEORT | Wien |