Maritime Brandbekämpfung
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Unter Maritimer Brandbekämpfung versteht man alle Brandbekämpfungsmaßnahmen auf hoher See, in der Regel bei Bränden auf Schiffen oder Bohrinseln. Sie ist dabei nicht mit der Brandbekämpfung an Land zu vergleichen, da sie sich ganz anderen Problemen gegenüber sieht.
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[Bearbeiten] Eigenschaften und Besonderheiten
Ein Brand auf See ist etwa ein Feuer auf einem Schiff oder einer Bohrinsel. Dieser verhält sich völlig anders als Brände an Land. So heizt er die Stahlwände der Wasserfahrzeuge so stark auf, dass sich das Feuer durch Wärmeleitung ausdehnt, es kann also sprichwörtlich durch Wände gehen. Außerdem entsteht durch die langen Korridore, vielen Treppenhäuser und Lüftungsschächte ein starker Kamineffekt, der das Feuer und den Rauch sich rasch ausbreiten lässt. Zudem verfügen Wasserfahrzeuge oft über sehr viele brennbare Materialien, wie Holz oder Kunststoffe, die rasch Feuer fangen und sehr viele Atemgifte erzeugen, was eine schnelle Menschenrettung unbedingt nötig macht. Außerdem ist ein Wasserfahrzeug ein sehr komplexes Gebilde, welches Maschinenräume, Wohnräume, Gaststätten, Werkstätten, Küchen und vieles mehr in sich vereinigt. Jeder dieser Teilbereiche hat spezifische Brandeigenschaften, die auf See gemeinsam und nicht wie an Land getrennt beachtet werden müssen.
[Bearbeiten] Menschenrettung
Die Menschenrettung hat besonders auch auf See oberste Priorität, da sich die Menschen hier im Normalfall nicht selbst in Sicherheit bringen können. Sie ist auf dem Meer jedoch weitaus schwieriger, da Rettungskräfte meist einen sehr langen Anfahrts- / Anflugsweg haben. Hinzu kommt, dass besonders Schiffskorridore sehr lang und stark verzweigt sind. Sie rauchen sehr schnell zu, wobei die Sicht oft unter 30cm sinkt, bevor der Rauch in Kabinen eindringt. Somit werden die Korridore zu einem gefährlichen Labyrinth, in welchen man sich sehr schnell verlaufen kann.
Deshalb sollten zumindest in Passagierschiffen überall Notausgänge gekennzeichnet sein. Zudem ist ein System, das durch akustische Signale, die das gesamte hörbare Spektrum abdecken, den Weg zu den Notausgängen anzeigt, in Entwicklung. Da besonders der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle spielt, werden im Ernstfall speziell ausgebildete Rettungsteams per Hubschrauber eingeflogen, die sich allein um die Menschenrettung kümmern.
[Bearbeiten] Löscharbeiten
Die eigentliche Brandbekämpfung findet auf See immer mit einem enormen Wassereinsatz statt. Meist werden Löschboote und Seenotrettungskreuzer mit großen Monitoren eingesetzt um die Flammen zu löschen oder das Schiff herabzukühlen. Bei kleineren Bränden wird zugleich wird oft auch ein massiver Innenangriff mit Hochdrucklöscheinrichtungen durchgeführt.
Dabei muss jedoch darauf geachtet werden, dass nicht zu viel Wasser in das Schiffsinnere gepumpt wird, so dass dieses keine Schlagseite bekommt und nicht kentern kann. Eine weitere Gefahr besteht wie an Land in den Rückzündungen, welche auf See besonders häufig vorkommen, da viele Teile der Schiffe nur schlecht mit Frischluft versorgt werden, sich bei einem Brand jedoch stark erhitzen können.
[Bearbeiten] Brandschutz
Aufgrund der besonderen Schwierigkeit der Brandbekämpfung auf See und der enormen Opferzahlen solcher Katastrophen, wird dem Brandschutz auf See besondere Aufmerksamkeit geschenkt. So sind Brandschutzwände mit Schotten die geschlossen werden, um das Feuer zu begrenzen, inzwischen Vorschrift. Diese Schotten können jedoch auch nur das Primärfeuer örtlich begrenzen, die Entstehung von Sekundärfeuern infolge der Wärmeleitung wird nicht verhindert. Auch verfügen zumindest größere Passagierschiffe immer über eine Schiffsfeuerwehr, die sich der vorhandenen Löscheinrichtungen (Feuerlöscher, Wandhydranten, Wasserwerfer) bedient und einen Erstangriff vornehmen kann. Hochdrucksprinkleranlagen, Dampfsperren und ähnliche Maßnahmen wie an Land sind immer mehr im Kommen.
[Bearbeiten] Berühmte Brände auf See
- Pallas (Schiff)
- Scandinavian Star
- Achille Lauro
- Piper Alpha (Bohrinsel)
- Nisshin Maru (Walfang-Fabrikschiff in der Antarktis)