Scandinavian Star
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Die Scandinavian Star ist eine große Fähre, die von der französischen Werft Dubegion-Normandie S.A. 1971 erbaut wurde.
Ab 1990 bediente sie für DA-NO Linjen den Linienverkehr Oslo (Norwegen) − Frederikshavn (Dänemark) retour. Am 7. April 1990 führte ein Brand auf dem Schiff zu einer Katastrophe.
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[Bearbeiten] Unglück
Das Schiff war, von Oslo kommend, mit fast 500 Passagieren im Skagerrak nach Frederikshavn unterwegs. Die Scandinavian Star fuhr zu dieser Zeit für die Reederei DaNo-Line als preiswerte Alternative zu den großen und oft teureren Konkurrenten. Viele Urlauber nutzten deshalb während der Überfahrt auch ihre Wohnwagen und Wohnmobile auf dem Autodeck als Kabinenersatz. Gegen zwei Uhr nachts gab es plötzlich Feueralarm. Die aus verschiedenen Nationalitäten bestehende Besatzung der unter Bahamas-Flagge fahrenden Fähre war in der Brandabwehr ungeübt und überfordert. Kaum einer von der Besatzung beherrschte eine skandinavische Sprache, viele des weiteren auch nur begrenzt Englisch.
Das Autodeck brannte nahezu vollständig aus. 158 Passagiere kamen ums Leben. Später stießen die Ermittler auf haarsträubende Fehler im Krisenmanagement - so gab es an Bord der Fähre weder automatische Feuermeldesysteme noch Sprinkleranlagen. Dass sich der Brand derart schnell ausbreiten und über mehrere Decks wüten konnte, hatte mehrere Ursachen. Zunächst bestand die Lackierung der zur Brandhemmung installierten Asbestplatten aus hochentzündlichen Materialien. Zudem führte die Belüftung des Autodecks zu einer Kaminwirkung im Treppenhaus,da die Brandschutztür des Autodecks nicht komplett geschlossen war, durch das sich das Feuer rasant ausbreitete und so vom dritten Unterdeck bis zum Deck vordrang. Die meisten Todesopfer fielen zudem nicht dem Feuer, sondern den extrem giftigen Rauchgasen zum Opfer, die eine hohe Konzentration von Blausäuregas enthielten, welches auch in den Gaskammern im Dritten Reich zum Einsatz kam.
[Bearbeiten] Mögliche Ursache
Als Ursache wird Brandstiftung angenommen, da sich unter den Toten ein mehrfach wegen Brandstiftung vorbestrafter dänischer Passagier befand. Bereits 15 Minuten vor dem Brand hatte ein Passagier einen Haufen brennender Bettwäsche mit Hilfe einer Decke löschen können. Dieser erste Fall wurde zwar der Brücke gemeldet, doch niemand reagierte daraufhin.
Maßgeblich für die Katastrophe auf der Scandinavian Star war auch die nur unzureichend ausgebildete Crew, die nur für ca. zwei Wochen in Evakuierungs- und Brandschutzmaßnahmen ausgebildet worden war. Des Weiteren gab es Verständigungsschwierigkeiten, weil die neue Crew kaum skandinavisch oder englisch sprechen konnte. Ursprünglich war die Scandinavian Star ein Casino-Schiff, welches mit einer anderen und länger ausgebildeten Crew bei Miami vor Anker lag und von dort aus kurze Kreuzfahrten unternahm.
[Bearbeiten] Lehren
Im Dezember 1992 änderte die Weltschifffahrtsorganisation IMO angesichts der Scandinavian Star-Katastrophe die SOLAS-Vorschriften für den Brandschutz auf Schiffen. SOLAS steht für Safety of Life at Sea - einen von der UN-Schifffahrtsorganisation ständig auf dem Laufenden gehaltenen Regelkatalog, der seinen Ursprung in der Titanic-Katastrophe hat. So wurde nach dem Desaster der Scandinavian Star weltweit die Einführung von automatischen Brandmeldeanlagen, Feuerlöschsystemen sowie automatisch schließbaren Feuerschutztüren und Lüftungsschächten für Passagierschiffe mit mehr als 36 Fahrgästen vorgeschrieben. Seitdem hat es zwar auch in Europa immer wieder Brände auf Fähren oder Kreuzfahrtschiffen gegeben - die Auswirkungen waren jedoch nie mehr so dramatisch wie im April 1990.
Die unmittelbare Kontrolle darüber, ob IMO-Vorschriften umgesetzt werden, sind aber jeweils nationale Aufgabe.
[Bearbeiten] Weblinks
- Bericht und Dokumentation über das Unglück (überwiegend auf Dänisch, teilweise Schwedisch, Norwegisch und Englisch)
- Reaktion der IMO (auf Englisch)