Martin-Gallus-Kirche (Magdeburg)
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Die Martin-Gallus-Kirche ist ein evangelisches Gotteshaus im Magdeburger Stadtteil Fermersleben.
Entgegen üblicher Gepflogenheit trägt die Martin-Gallus-Kirche nicht den Namen eines Apostels oder Heiligen. Im Jahre 1928 stellte der Gemeindekirchenrat von Fermersleben beim Evangelischen Konsistorium den Antrag, die Kirche nach dem Rektor der Kloster-Berge-Schule und ersten evangelischen Prediger in Fermersleben, Martin Hahn, latinisiert Gallus, benennen zu dürfen.
Auch in ihrem Erscheinungsbild hebt sich die Kirche von den Magdeburger Kirchenbauten ab, denn ihr Kirchenschiff wurde in Fachwerkbauweise errichtet. Der Saalbau stammt aus dem Jahre 1657, nachdem der mittelalterliche Vorgängerbau aus dem 12. Jahrhundert (lt. Dehio, andere Quellen um 1390) im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Der im Osten angefügte Altarraum ist dreiseitig ausgeführt. Das Dach des Kirchenschiffs, bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts noch mit Holzschindeln gedeckt, ist heute ein spitzgiebliges Ziegeldach. Der querrechteckige aus Bruchsteinen gemauerte Westturm stammt noch von der Vorgängerkirche, trägt ein Satteldach und ist an allen Seiten mit gotisch geformten Schallöffnungen versehen.
1716 wurde die Kirche einer umfangreichen Erneuerung unterzogen. 1828 wurde der um die Kirche liegende Friedhof entwidmet und geschlossen. Mehrere kulturhistorisch wertvolle Grabsteine aus dem 18. Jahrhundert sind heute in die Grundstücksmauer eingelassen. Als im 2. Weltkrieg auf dem nahen Rangierbahnhof Munitionswagons explodierten, wurde die Kirche durch die Druckwellen erheblich beschädigt. Vom Dach wurden Ziegel heruntergerissen, Fenster eingedrückt, und im Inneren trugen die Decke und die Orgel Schäden davon. Die Instandsetzungsarbeiten wurden in den Jahren 1949 und 1950 durchgeführt. Eine weitere Sanierung fand 1990 statt.
Die erste Orgel erwarb die Kirchengemeinde 1783 für 112 Taler, 18 Groschen und 3 Pfennige, sie wurde während der französischen Besetzung 1813 zerstört. Am 14. Juli 1833 wurde eine neue vom Halberstädter Orgelbauer Voigt hergestellte Orgel eingeweiht. Das im 2. Weltkrieg beschädigte Instrument wurde 1965 durch einen Neubau der Firma Heinze, Stadtilm, ersetzt.
Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieg besaß die Fermerslebener Kirche drei 1830 bzw. 1875 gegossene Bronzeglocken. Sie wurden für Kriegszwecke eingeschmolzen und erst 1927 durch zwei Stahlgussglocken ersetzt. Mit einer 1958 in Apolda gegossenen Glocke wurde das Geläut wieder komplettiert.
[Bearbeiten] Literatur
- Hans Gottschalk: Magdeburg - Architektur und Städtebau. Verlag Janos Stekovics, 2001, ISBN 3-929330-33-4
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt I. Deutscher Kunstverlag, 2002, ISBN 3-422-03069-7
[Bearbeiten] Weblink
Koordinaten: 52° 5' 26" N, 11° 39' 44" O