Metonymie
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Die Metonymie (griechisch μετωνυμία, metonymía - die Namensvertauschung, Umbenennung, lateinisch metonymia, denominatio, transnominatio) gehört als rhetorische Stilfigur zu den Tropen, den Formen uneigentlichen Ausdrucks, die auf einem Unterschied zwischen dem wörtlich Gesagten und dem übertragen Gemeinten beruhen.
Die Funktionsweise der Metonymie lässt sich am einfachsten beschreiben, indem man sie mit Metapher und Synekdoche als zwei weiteren wichtigen Unterarten der Tropen vergleicht.
Während die Beziehung zwischen dem wörtlich Gesagten und dem übertragen Gemeinten bei der Metapher auf einer Beziehung der sachlichen Ähnlichkeit beruht (Heulen des Windes), und während sie bei der Synekdoche eine Beziehung zwischen dem Besonderen und dem Allgemeinen ist (sein Brot verdienen), besteht sie bei der Metonymie in einer Beziehung der Kontiguität, das heißt der Nachbarschaft oder realen sachlichen Zusammengehörigkeit ('proximitas'). Häufige Arten der Metonymie sind:
- Ursache steht für Wirkung, oder Erzeuger für Erzeugtes, z.B. der Name des Autors für sein Werk (Schiller lesen), oder umgekehrt die Wirkung für die Ursache (Viel Lärm um nichts für 'Streit')
- Rohstoff steht für das daraus Erzeugte (das Eisen für das Schwert)
- Gefäß steht für Inhalt (ein Glas trinken), oder das Land für dessen Einwohner bzw. Regierende (Frankreich verhandelt mit England), oder der Raum für die darin befindlichen Personen (der Saal applaudiert), oder die Epoche für die darin lebenden Personen (das Mittelalter glaubte)
- Besitzer für das Besitztum, Befehlshaber für die Ausführenden (Hannibal erobert Rom)
Sofern die Beziehung unter einem erweiterten Gesichtspunkt auch als eine von Teil und Ganzem verstanden werden kann, sind Überschneidungen zur Synekdoche gegeben. Ebenso kann eine Kombination aus metonymischer und metaphorischer Ersetzung stattfinden, wenn z. B. das Attribut einer Person oder eines Amtes für den Träger steht (Toga für den Richter).
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Metonymie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- M. Fabius Quintilianus: Institutio Oratoria, lib. VIII
- Isidorus Hispalensis: Etymologiae (624), lib. I
- Alcuinus (8. Jh.): Disputatio de rhetorica et de virtutibus
- Audomarus Talaeus (Omer Talon, 16. Jh.): Rhetorica, I, 3-6
- Gabriel Harveius (Harvey): Rhetor (1577), p.92-93
- Johann Georg Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste (1771), Art. Metonymie
- Beiträge von Ulrich Detges, Markus Egg u.a. in Metaphorik 6 (2004)
- Peter Koch: Metonymy between pragmatics, reference and diachrony, in: Metaphorik 7 (2004)