Mischa Meier
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Mischa Meier (* 1971 in Dortmund) ist ein deutscher Althistoriker.
Meier studierte an der Ruhr-Universität Bochum klassische Philologie, Geschichte und Pädagogik; einer seiner Lehrer war Karl-Wilhelm Welwei. 1998 wurde er dort mit einer Arbeit über Aristokraten und Damoden. Untersuchungen zur inneren Entwicklung Spartas im 7. Jh. v. Chr. und zur politischen Funktion der Dichtung des Tyrtaios promoviert. Ende 2002 folgte die Habilitation; Thema war nun die Spätantike; genauer: die Zeit Justinians. Die Habilitationsschrift Das andere Zeitalter Justinians lehnte sich vom Namen her an die klassische Arbeit von Berthold Rubin (Das Zeitalter Justinians, 1960) an, interpretierte die Herrschaft dieses „letzten römischen Imperators“, der an einer Zeitenwende stand, jedoch wesentlich negativer: Die Zäsur, die die Jahre 540–42 für Justinians Herrschaft darstellten, war zwar grundsätzlich bereits bekannt, wurde aber von Meier besonders herausgearbeitet.
Kerngedanken der Arbeit sind Katastrophenängste und gar Endzeiterwartungen der Bevölkerung, ausgelöst unter anderem durch die so genannte Justinianische Pest, Naturkatastrophen und Kriegsgreuel. Infolgedessen habe sich die Bevölkerung verstärkt der Religion zugewandt. Die Arbeit wurde in der Fachwelt mit großem Interesse aufgenommen, wobei manche Thesen Meiers jedoch noch weiterer Diskussion bedürfen; 2004 folgte eine knappe Synthese der höchst umfangreichen Arbeit in der Reihe Beck Wissen; im selben Jahr wurde Meier auf dem Historikertag in Kiel für seine Neuinterpretation Justinians ausgezeichnet.
Von 1999 bis 2004 war Meier an der Universität Bielefeld tätig, seit 2004 war er zunächst C3-, dann W3-Professor an der Universität Tübingen. Im Oktober 2006 begann er seine Tätigkeit als Dekan der Fakultät für Philosophie und Geschichte. Meier hat mehrere Aufsätze zu weiteren spätantiken Themen verfasst. Eine große Rolle spielte dabei die spätantike Historiographie (unter anderem der Historiker Prokopios); zudem ist Meier Herausgeber eines Sammelbands zum Thema Pest. Seine weiteren Hauptforschungsgebiete sind das antike Griechenland (vor allem die Geschichte Spartas) sowie die Rezeptionsgeschichte.
Außerdem betreut Meier Rezensionen für das Online-Rezensionsjournal sehepunkte.
[Bearbeiten] Randnotiz
Ebenfalls von Meier stammt der im ersten Band des Neuen Pauly veröffentlichte Artikel „apopudobalia“, der die Ursprünge des gerade im damaligen Standort des Verfassers (Bochum) beliebten Spiels Fußball in der römischen Antike herausarbeitet. Als Referenz wird dabei auf eine „Festschrift M. Sammer“ verwiesen. Aufgrund erheblichen Termindrucks seitens der Redaktion ging der Scherz-Artikel in den Druck und gilt heute als eines der bekanntesten „U-Boote“ der modernen Lexikografie (Text des Artikels).
[Bearbeiten] Publikationen in Auswahl
- Das andere Zeitalter Justinians. Kontingenzerfahrung und Kontingenzbewältigung im 6. Jh. n. Chr., Göttingen 2003 (Hypomnemata, Bd. 147). Besprechung bei H-Soz-u-Kult; Besprechung (Plekos); Besprechung (sehepunkte)
- Die Inszenierung einer Katastrophe: Justinian und der Nika-Aufstand, in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 142 (2003), S. 273–300.
- Justinian. Herrschaft, Reich und Religion, München 2004.Besprechung (sehepunkte); Besprechung (H-Soz-u-Kult)
- Sind wir nicht alle heilig? Zum Konzept des 'Heiligen' (sacrum) in spätjustinianischer Zeit, in: Millennium 1 (2004), S. 133–164.
- Prokop, Agathias, die Pest und das 'Ende' der antiken Historiographie. Naturkatastrophen und Geschichtsschreibung in der ausgehenden Spätantike, in: Historische Zeitschrift 278 (2004), S. 281–310.
- Pest – Die Geschichte eines Menschheitstraumas, Stuttgart 2005 (als Hrsg.). Besprechung (sehepunkte)
- Sie schufen Europa, München 2007 (als Hrsg.)
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Mischa Meier im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage an der Universität Tübingen
- Online-Rezensionsjournal sehepunkte
Personendaten | |
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NAME | Meier, Mischa |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Althistoriker |
GEBURTSDATUM | 1971 |
GEBURTSORT | Bochum |