MZ ETS
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Die ETS-Baureihe (Kurzbezeichnung für "Einzylinder-Telegabel-Schwinge") ist eine Motorradserie der VEB Motorradwerke Zschopau (MZ), die von 1969 bis 1973 produziert wurde. Neben "ETS" als Werksbezeichnung existierte für den Verkauf und die Werbung der Name "Trophy-Sport" Wie auch von der MZ ES gab es im Wesentlichen zwei Versionen der ETS: die große (250 cm³) und die kleine (125 und 150 cm³) Baureihe.
Ende der Sechziger Jahre hatte MZ mit den ES-Modellen nur noch Motorräder mit Vollschwingen-Fahrwerk im Programm. Um den Wunsch nach einem Modell mit sportlicherem Fahrwerk zu erfüllen entwickelte man aus der Basis der ES weitgehend unverändert die ETS.
Rahmen, Motor sowie diverse Anbauteile sind mit den parallel produzierten ES-Typen nahezu völlig identisch, am Rahmen wurde lediglich die Position des Lenkerschlosses geändert; dies gilt für die große, als auch die kleine Baureihe. Die große und kleine Baureihe wiederum verwendeten, wie alle MZ-Modelle, viele identische Anbauteile wie etwa Telegabel und Armaturen.
[Bearbeiten] Die große Baureihe (250 cm³)
Die große ETS wurde Ende der 60er auf drängen westeuropäischer Importeure entworfen und gefertigt. Grund dafür war die Trendwende im Ausland zu sportlichen Motorädern mit Telegabel, weg vom Gebrauchsmotorrad mit Vorderradschwinge. Um aber nicht allzu große Produktionskapazitäten für das neue Modell einbüßen zu müssen, entschied man sich die ETS in Grundsätzen an die ES 250/2 anzulehnen. 1966 begannen parallel zur Entwicklung der ES 250/2, die Entwicklung der ETS durch die Konstrukteure um den Motorenspezialisten Roland Schuster und den Hauptkonstrukteur Manfred Thierfelder. Den Designern Giese und Kelm, des Zentralinstituts für Formgestaltung Berlin, übergab man lediglich die Aufgabe zur Neugestaltung von Tank, Sitzbank und der Frontpartie. Im Juli 1969 begann die um ein 1 Jahr verspätete Serieneinführung, da Presswerkzeuge für die Blechteile erst 1968 geliefert worden waren. Probleme gab es daneben auch bei der Materialbeschaffung. So musste z.B. extra für die Telegabel Spezialstahl im nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet eingekauft werden. Um aber bei der gewohnten Konstruktion zu bleiben entschied man sich aber für eben jene Telegabel, die schon in den Geländesportmodellen verbaut worden war. Für die Strassenmaschine ETS 250 wurde allerdings diese entsprechend geändert. Frontscheinwerfer und Reflektor stammen dagegen noch bis 1971 aus der BK350 und wurden erst mit dem Faceliftmodell geändert. Der Motor hingegen wurde weitestgehend aus der ES 250/2 mit 17,5 PS entnommen. Detailverbessert und mit höherer Verdichtung versehen leistete dieser nun 19 PS und kam, mit dem Erscheinen der ETS, auch in der ES 250/2 Trophy zum Einsatz. Anders als ihre Schwester, die ES 250/2, war die ETS als Gespannmaschine nicht vorgesehen. Sie besitzt zwar den gespanntauglichen Rahmen der ES, die Telegabel allerdings ist für Gespannbetrieb aber eher ungeeignet. Eine Serienfertigung als Gespann fand daher offiziell nicht statt. Offenbar wurden aber inoffiziell 6 ETS-Gespanne an den bundesdeutschen Importeur Neckermann ausgeliefert um Lieferschwierigkeiten beim ES-Gespann auszugleichen. Ab 1971 hielt dann das Faceliftmodell Einzug. Dabei erhielt die ETS statt der schwarzen Schutzbleche silberne und optional zur roten eine gelbe Lackierung. Ein neuer Scheinwerfer mit größerer Lichtleistung und ein optionaler Hochlenker erhöhten zudem den Gebrauchswert. Durch die kurze Bauzeit und den hohen Devisenaufwand sind auch MZ-untypisch wenige Exemplare der ETS gebaut worden. Insgesamt verließen, von Juli 1969 bis März 1973, 16.275 Maschinen das Werk, wobei eigentlich nur weniger als 50% der Maschine für den Ostblock bestimmt waren. Um den heimischen Motorradbedarf aber abdecken zu können, entstand folgende Lieferzuteilung:
13.000 Maschinen blieben in der DDR, 1500 gingen in die BRD, 650 nach Frankreich, 634 in das Vereinigte Königreich, 182 nach Dänemark, 102 in den Irak, 65 nach Australien, 62 nach Jugoslawien, 50 in den Iran, 25 in die UdSSR, 4 in die USA und 1 Maschine nach Finnland.
Heute (Stand 1. Januar 2004) sind in der Bundesrepublik noch 201 MZ ETS 250 zugelassen.
Durch die geringe Stückzahlzahl gebauter ETS, ist sie heute ein begehrtes Sammlerobjekt.Dies gilt umso mehr für die Sondermodelle die es von der ETS gab. Am bekanntesten ist die ETS250 Eskort. Sie wurde Anfang der 70er vom MfS in Auftrag gegeben und in einer Stücktzahl von 60 Maschinen hergestellt worden. Diese Sonderanfertigung war als Eskortiermaschine für Staatskarossen vorgesehen. Anders als die Serienmaschine war die Eskort mit dem aus dem Geländesportmaschinen stammenden, stärkeren Motor mit 5-Gang-Getriebe und 2 wahlweise schaltbaren Zündkerzen ausgerüstet. Viel Chrom, eine Vollverkleidung und der vierreckige Wartburgscheinwerfer sind die charakteristischen Merkmale einer Eskort. Der derzeitige Sammlerwert einer ETS-Eskort dürfte etwa 2500- 4000 Euro betragen. Neben der Eskort gibt es auch die ETS-Geländesportmaschinen, von denen auch das Kürzel "ETS" stammt. Sie waren bereits Anfang der 60er parallel zur ES250/1 erschienen und maßgeblich für den Erfolg von MZ bei der Six Days verantwortlich. Die ETS-Geländesportmaschinen gab es in folgenden Hubraumklassen: 175ccm ETS 175G; 250ccm ETS 250G und 300ccm ETS 300G.
[Bearbeiten] Die kleine Baureihe (125 und 150 cm³)
Die beiden kleineren Modelle sind bis auf den Hubraum untereinander identisch. Auch sie verwendeten den nahezu unveränderten Rahmen der kleinen ES-Baureihe weiter sowie den Motor und diverse Fahrwerksteile. Einzig der Tank wurde vom Simson Sperber übernommen. Bei der Telegabel gab es allerdings Probleme. War doch die ETS-250-Gabel zunächst für die kleinen Modelle zu straff. Um dies zu umgehen, entschied man im IFA-Kombinat, dass die kleinen ETS mit der Gabel aus der veralteten RT 125/3 verbaut werden sollten. Dies vereitelten aber die MZ-Konstrukteure um Hauptkonstrukteur Manfred Thierfelder, indem sie Gabelfeder und Ölstand der ETS-250-Gabel für die kleine ETS änderten. Wie bei der großen ETS gab es auch hier den Facelift. Von den rund 15.000 produzierten ETS 125 und ETS 150 sind heute noch weniger als 50 zugelassen. Die ETS 125 ist zudem mit 4000 produzierten Einheiten das seltenste Serien-MZ-Modell und wird zur Zeit hoch gehandelt. Serienmäßig wurden die kleinen ETS von Juli 1970 bis Mai 1973 gebaut.
Modellübersicht
ETS 125 | ETS 150 | ETS 250 | ETS 250 Eskort | |
Hubraum | 123cm³ | 143cm³ | 243cm³ | 243cm³ |
Leistung | 10 PS | 11,5 PS | 19 PS | 24 PS |
Leergewicht | 114kg | 114kg | 151kg | 160kg |
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Homepage von MZ
- Private Seite zur ETS250 der viele Informationen dieses Artikels entstammen
- MZ ETS Seite von ostmotorrad.de
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