Nay
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Die Nay oder Ney (je nach Umschrift, auf Türkisch Ney) ist eine Flöte, die in der persischen, arabischen und türkischen Musik verwendet wird und im wesentlichen nur aus einem offenen Rohr des Pfahlrohr (lat. arundo donax) besteht. Der Name bedeutet auf persisch Rohr.
Die Bauform und die gespielte Skala unterscheiden sich etwas je nach Herkunft.
- Die arabische Nay besteht nur aus einem offenen Rohr ohne Mundstück.
- Die türkische Ney wird seit dem 11. Jahrhundert hauptsächlich mit einem Mundstück aus Horn, jedoch auch aus Knochen, Elfenbein oder Holz heute auch Kunststoff ausgestattet. Dabei sollen die Mundstücke aus Horn den authentischsten Ton erzeugen.
- Die persisch-iranische Nay hat ein Mundstück aus Metall.
Da die Nay im Wesentlichen ein diatonisches Instrument ist, wird sie in unterschiedlicher Länge und damit in unterschiedlichen Tonhöhen gebaut. Viele Nayspieler haben deshalb einen ganzen Satz verschiedener Flöten.
Sie wird, ähnlich einer Panflöte, direkt am Ende des offenen Rohrs angeblasen. Die Tonhöhe wird durch das Abdecken und Öffnen von Löchern mit den Fingern erzeugt. Als charakteristische Besonderheit dieser Anblas- und Flötenart kann die Tonhöhe zusätzlich durch Veränderung der Mundhöhle und der Lippen beeinflusst werden bei unveränderter Fingerhaltung und zwar bis zu etwa einem Ganztonschritt nach oben oder unten. Dies ermöglicht eine Vielzahl von Zwischentönen. Die Nay wird schräg (nach links oder rechts) vor den Mund gehalten und so geblasen, dass der Luftstrom auf die gegenüberliegende Kante der Rohröffnung trifft (anders als beim Panflötenspiel hier auf eine seitliche Kante). Verschiedene Oktaven werden in einer Überblastechnik durch unterschiedlich scharfes Anblasen erzeugt.
Die Nay spielt heute sowohl in der klassischen Musik der genannten Kulturkreise, als auch in der modernen "pan-arabischen" Popmusik eine wichtige Rolle. Ihre Existenz ist bis in das 3. Jahrhundert vor Christus im ägyptischen Kulturraum nachgewiesen. Die dort gefundenen Nays weisen eine erstaunliche Übereinstimmung mit einer klassischen arabischen Tonskala auf.
Ihr Klang wird meist als klagend oder sehnsuchtsvoll beschrieben. So wie das Rohr aus seiner "Heimat", dem Röhricht geschnitten wurde, symbolisiert sein Klang die Sehnsucht der von der Alleinheit getrennten Seele des spirituell suchenden Menschen nach ihrer unsprünglichen Heimat. In der Musik, hauptsächlich der türkischen Sufiorden (Tariqas) (beispielsweise der Mevlevis und Dscherrahis) nimmt sie eine zentrale Rolle ein.
Das Instrument sollte nicht mit der Nai verwechselt werden, die eine in Rumänien gespielte Panflöte ist.