Neuende
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Neuende ist ein Stadtteil von Wilhelmshaven.
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[Bearbeiten] Entstehung
Informationen aus der Frühzeit von Neuende sind nicht einfach zu erlangen, da der Ort im Mittelalter in den Chroniken und Dokumenten unter voneinander abweichenden Namen auftaucht. Die Entstehung des mittelalterlichen Kirchspiels Neuende steht jedoch in engem Zusammenhang mit frühen Eindeichungen an der Maade. Ab 1420 wird Neuende in verschiedenen Quellen unter den Bezeichnungen Innede, Enede, Ni-Ennede, Nien-Ennende oder Ni-Ende erwähnt. Manchmal wird in den Quellen der Ort aber auch als Insmerhave, Ensmerhave, Ensmenhave, Ynsmahave, Insemerhave, Insumerhave, Insmerhove o.ä. überliefert.
[Bearbeiten] Gemeinde
Die politische Gemeinde Neuende entstand aus dem älteren gleichnamigen Kirchspiel. Ursprünglich gab es auf dem Gebiet der heutigen Kernstadt Wilhelmshaven nur die zur Herrschaft Jever gehörenden Kirchspiele Neuende und Heppens. Beide Kirchspiele wurden in der Zeit der französischen Verwaltung des Jeverlands (1810–1813) zur Mairie Neuende vereinigt. Nach der Franzosenzeit wurde am 24. Januar 1814 durch eine Oldenburgische Regierungskommisionsbekanntmachung verordnet, dass die bisher nach französischem Vorbild geführten Mairen in Gemeinden umgewandelt werden sollten. Nachdem am 28. Dezember 1831 die erste Oldenburgische Gemeindeordnung erlassen wurde, bestimmte diese, dass der bisher gebräuchliche Begriff Kirchspiel nicht nur mehr ausschließlich der kirchlichen, sondern auch der politischen Entwicklung des Landes zugrunde liegen sollte. Am 1. Juli 1855 wurde die Bezeichnung Landgemeinde Neuende als politischer Verwaltungsbezirk im Gegensatz zu dem räumlich gleichen kirchlichen Verwaltungsbezirk eingeführt. Nachdem durch die Gründung der Preußischen Stadt Wilhelmshaven die Einwohnerschaft im südlichen Teil von Neuende stark anstieg, wurde am 13. März 1879 ein Teil von Neuende aus der Gemeinde ausgeschieden und daraus die neue Gemeinde Bant gebildet. Am 1. Mai 1911 wurde durch die Vereinigung der bis dahin selbstständigen Gemeinden Neuende, Bant und Heppens (Stadt seit 1907) die Stadt Rüstringen gebildet. Im Rahmen des Groß-Hamburg-Gesetzes wurde am 1. April 1937 durch die Eingemeindung der Stadt Rüstringen und der Gemeinde Rüstersiel zur Stadt Wilhelmshaven Neuende ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Wilhelmshaven.
Aus der Frühzeit von Neuende gab es bis ca. 1970 mehrere große historische Bauernhöfe von ehemals wohlhabenden Bauernfamilien. Bis auf eine Hofstelle (up`n Hof) wurden seitdem alle Höfe abgebrochen. An der Genossenschaftsstraße befand sich eine Molkerei. Heute erinnert in Neuende kaum noch etwas an Landwirtschaft.
[Bearbeiten] St.-Jakobi-Kirche
Die im romanischen Stil auf einer Wurt erbaute heutige St.-Jakobi-Kirche ist nicht die erste Kirche in Neuende. Untersuchungen von Sommer 1973 bis Frühjahr 1974 ergaben, dass es wahrscheinlich eine in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaute Vorgängerkirche im Grundriss eines Apsissaals gegeben hat, die aber wahrscheinlich durch Krieg oder eine der großen Sturmfluten um 1362 (vgl. Zweite Marcellusflut) zerstört wurde. Etwa zur Zeit der Erbauung der Sibetsburg in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, etwa ab 1383 unter dem jeverschen Häuptling Edo Wiemken d.Ä., wurde die Kirche als Burgkapelle in einem Baugang als Apsis, Chor und Schiff errichtet. In päpstlichen Urkunden wird sie als „capella sancti Jacobi zu Insmerhave“, später „zu Nieyennede“ erwähnt. Der Turm wurde erst zum Ende des 15. Jahrhunderts zugefügt.
Wahrscheinlich noch aus der Vorgängerkirche stammt der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts aus grauem Sandstein gefertigte 105 cm hohe, mit Ornamenten verzierte Taufstein.
Im Jahre 1647, neun Jahre nach dem Tod des Bildhauers Ludwig Münstermann, fertigte 1647 einer seiner Schüler die mit reichem Schnitzwerk verzierte Kanzel aus Eichenholz.
1664 wurden der Altar und die rechts und links davon stehenden Kniebänke angefertigt und in der Kirche aufgestellt.
Vom Turm der Neuender Kirche läuten heute zwei im Jahre 1969 gegossene Glocken. Der Platz für eine dritte ist noch frei. Frühere Glocken gingen verloren, zersprangen, oder mussten in Kriegszeiten abgegeben werden.
Rund um die Kirche befindet sich der alte Kirchhof mit einigen gut erhaltenen historischen Grabstelen und Grabkellern. Südlich der Kirche, vor dem Bereich der ehemaligen Banter Tür befindet sich das Familiengrab des Neuender Pastoren Carl Gustav Mitscherlich (1762–1826), das als Ehrengrab der Stadt Wilhelmshaven einen besonderen Schutz genießt. Die Kirche, der Kirchhof und die alten Grabsteine unterliegen seit dem 7. Dezember 1949 dem Denkmalschutz.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
Eilhard Mitscherlich, bedeutender deutscher Chemiker und Mineraloge. An ihn erinnern in Jever sowie in Berlin zwei zwei fast identische Standbilder. In Neuende (Wilhelmshaven) ist er heute weitgehend in Vergessenheit geraten, lediglich die Mitscherlichstrasse in Wilhelmshaven wurde nach ihm benannt. Am sogenannten Totenweg, der von Neuende in das nördlich gelegene benachbarte Altengroden führt, steht heute noch sein Geburtshaus, die frühere 2. Neuender Pastorei. Auf dem Friedhof an der Neuender St.-Jakobi-Kirche befindet sich das von der Stadt Wilhelmshaven unterhaltene Ehrengrab der Familie Mitscherlich.
[Bearbeiten] Literatur / Quellen
- Brune, Werner [Hrsg.]: Wilhelmshavener Heimatlexikon, 3 Bde., Brune, Wilhelmshaven 1986–1987.
- Grundig, Edgar: Chronik der Stadt Wilhelmshaven, 2 Bände, Stadt Wilhelmshaven, Wilhelmshaven 1957.
- Grunewald, Arthur [Hrsg.]: Wilhelmshaven, Tidekurven einer Seestadt, Lohse-Eissing, Wilhelmshaven 1969
- Haiduck, Hermann: Kirchengrabung Neuende, in: Niedersächsische Denkmalpflege, Band 8: 1972-75, herausgegeben von Hans-Herbert Möller, August Lax Verlag, Hildesheim 1976, ISBN 3-7848-4048-5 [der Artikel über die Grabung in Neuende ist ebenfalls als separater fünfseitiger Sonderdruck aus dem achten Band erschienen].
- Haiduck, Hermann: Zur Baugeschichte der mittelalterlichen Kirchen von Bant, Neuende und Heppens im heutigen Stadtgebiet von Wilhelmshaven, in: Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland, Isensee, Oldenburg 2001, ISSN 0170-5776
- Schlupper, Karl: Die Kirche zu Neuende als Bauwerk, Schmietenknop, Oldenburg 1957.
Koordinaten: 53° 32' N, 8° 5' O