Notgeld
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Notgeld ist eine Form des Geldes.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Bedeutung des Notgeldes
In Notzeiten, während oder nach Kriegen bzw. in Zeiten galoppierender Inflation, geben Länder, Städte, Gemeinden, Firmen oder Private genehmigt oder nichtgenehmigt Geld aus. Dieses ausgegebene Notgeld ist als Ersatzgeld zu betrachten. Es wird trotzdem zeitweise zum allgemein akzeptierten, ja sogar beliebten Zahlungsmittel, da es an Kleingeld mangelt oder während der Hyperinflation nicht schnell genug Geldscheine gedruckt werden konnten. Das Vertrauen besonders in wertbeständiges Notgeld war zum Teil größer als in das offizielle Geld.
Notgeld wurde nicht nur in Mark und Pfennig ausgegeben. Es gab auch den Anspruch auf Waren und andere Währungen z. B.: Roggen, Weizen, Zucker, Kohlen, Holz, Goldmark, Dollar etc.
Neben den üblichen Geldformen Münze (Notmünze) und Geldschein kommen auch verschiedene Ersatzmaterialien wie Porzellan, Pappe, Leder, Presskohle, Seide oder Leinen zum Einsatz. Auch Briefmarken (etwa als Briefmarkenkapselgeld), Spielkarten, Schecks und ähnliche Vorlagen wurden zu Notgeld umfunktioniert.
Geeignete Gegenstände können auch unbeabsichtigt und unwillkürlich als Notgeld und Vergleichsmaßstab in Gebrauch kommen. Sie tragen keine Wertangabe, sondern stellen in sich selbst die Wertangabe dar. Ihr Tauschwert ergibt sich aus Angebot und Nachfrage gegen gehandelte Güter.
Notgeld wird nur als Zahlungsmittel gebraucht, nicht zu Kreditzwecken.
[Bearbeiten] Notgeld zur Zeit des Ersten Weltkrieges
Eine besonders große Menge von Notgeld wurde in den Jahren während und nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland ausgegeben. Das Horten von Silbermünzen (durch die Inflation war ihr Metallwert höher als ihr Nominalwert geworden) und der Metallbedarf der Kriegsindustrie führten zu einem akuten Kleingeldmangel, da viele Münzen eingeschmolzen wurden. Städte, Gemeinden, Kreise und Privatfirmen sprangen in die Lücke und deckten den Bedarf mit eigenen Ausgaben, für den Geldumlauf bestimmten „Verkehrsausgaben“. Die große Anzahl von variantenreich gestalteten Geldscheinen mit viel Lokalkolorit erweckte bald auch das Interesse von Sammlern, was dazu führte, das viele Notgeldscheine gar nicht mehr für den Umlauf, sondern eigens für die Sammler gedruckt und ausgegeben wurden. Solche Scheine werden „Serienscheine“ genannt. Das Notgeld wurde teilweise mit aus heutiger Sicht äußerst fragwürdigen regionalen Besonderheiten bedruckt. Die Kleinstadt Sternberg im heutigen Mecklenburg-Vorpommern z. B. druckte nach dem Ersten Weltkrieg Geldscheine, auf denen eine Hostienschändung durch Juden zu sehen war, die sich dort im Jahre 1492 ereignet haben soll. Das deutsche Notgeld des Ersten Weltkrieges lässt sich in zwei Perioden unterteilen: 1. Periode der kleinen Nominale bis etwa 20 Mark um 1916 bis 1919 und in die 2. Periode ab etwa 1921 mit hohen Nominalen, die sogar bis in den Billion-Mark-Bereich gingen sowie solche mit Dollar- und Goldmarkbezeichnungen.
[Bearbeiten] Notgeld nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren in Deutschland bis zur Währungsreform von 1948 Zigaretten als Notgeld benützt worden – offiziell unbeabsichtigt. Die Währungseinheiten waren 1 Päckchen oder 1 Stange Zigaretten.
[Bearbeiten] Notgeld in Italien
Von 1975 bis 1979 herrschte in Italien eine Münzknappheit; als Notgeld gaben regionale Banken und Handelsfirmen sogenannte Miniassegni aus. Die Akzeptanz war dabei regional begrenzt.
[Bearbeiten] Notgeld in Argentinien
Auf dem Höhepunkt der argentinischen Wirtschaftskrise 2001/02 entlohnten zahlungsunfähige Provinzregierungen ihre Beamten, Angestellten und Dienstleister mit sogenannten Patacones, d.h. Schuldverschreibungen, die zu einem späteren Zeitpunkt gegen reguläre argentinische Pesos eintauschbar sein sollten.
[Bearbeiten] Literatur
- Hans L. Grabowski: Das Papiergeld der deutschen Länder von 1871 bis 1948 - Die Banknoten und Notgeldscheine der deutschen Länder, Provinzen und Bezirke, 1. Auflage 1999, 606 Seiten, Regenstauf: Gietl, ISBN 3-924861-33-1.
- Hans L. Grabowski/Manfred Mehl: Deutsches Notgeld, Bd. 1/2: Deutsche Serienscheine 1918-1922. 2 Bde., 2. Auflage 2003, 894 Seiten, Regenstauf: Gietl, ISBN 3-924861-70-6.
- Anton Geiger: Deutsches Notgeld, Bd. 3: Das deutsche Großnotgeld 1918-1921 (Katalog aller Notgeldscheine im Nennwert von 1 bis 100 Mark). 2. Auflage 2003, 528 Seiten, Regenstauf: Gietl, ISBN 3-924861-79-X.
- Manfred Müller: Deutsches Notgeld, Bd. 4: Die Notgeldscheine der deutschen Inflation 1922 (vom August 1922 bis Juni 1923). 2. Auflage. 2003, 608 Seiten, Regenstauf: Gietl, ISBN 3-924861-80-3.
- Hans L. Grabowski: Deutsches Notgeld, Bd. 5/6: Deutsche Kleingeldscheine: Amtliche Verkehrsausgaben 1916-1922. 2 Bde., 1. Auflage 2004, 976 Seiten, Regenstauf: Gietl, ISBN 3-924861-85-4.
- Arnold Keller: Deutsches Notgeld, Bd. 7/8: Das Notgeld der deutschen Inflation 1923. 2 Bde., Reprint 2004, 1248 Seiten, Regenstauf: Gietl, ISBN 3-924861-86-2.
- Hans L. Grabowski: Deutsches Notgeld, Bd. 9: Notgeld der besonderen Art - Geldscheine aus Stoff, Leder und sonstigen ungewöhnlichen Materialien, 1. Auflage 2005, 208 Seiten, Regenstauf: Gietl, ISBN 3-924861-93-5.
- Hans L. Grabowski / Wolfgang J. Mehlhausen: Handbuch Geldscheinsammeln - Ein Leitfaden für Geldscheinsammler und solche, die es werden wollen, 1. Auflage 2004, 208 Seiten, Regenstauf: Gietl, ISBN 3-924861-90-0.
(zur Münzknappheit in Italien 1975-79:)
- Hans Magnus Enzensberger: Ach, Europa!, 6. Auflage 1998, 501 Seiten, ISBN 351804432X.
[Bearbeiten] Weblinks
- Kurioses Notgeld
- Franziska Jungmann-Stadler, Notgeld, in: Historisches Lexikon Bayerns
- German Inflationary Notgeld 1922-1923 (englisch)]
- High resolution images of Notgeld (englisch)
- Kategorie Notgeld im Open Directory (englisch)