Ohnsorg-Theater
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Das Ohnsorg-Theater in Hamburg, Große Bleichen, fördert Anerkennung und Wissen der niederdeutschen Sprache (die auch Plattdeutsch genannt wird) durch Aufführungen von Theaterstücken auf Niederdeutsch.
Neben Stücken, die ursprünglich in niederdeutsch verfasst sind, werden auch niederdeutsche Übersetzungen aus dem Hochdeutschen und anderen Sprachen gespielt. Die dem Niederdeutschen eng verwandten Sprachen (etwa norwegisch, holländisch oder englisch) können in diesen Übersetzungen ihren originalen Charakter (Sprachtempo, Tonfall, sprachliche Wendungen usw.) oftmals stärker bewahren als bei Übersetzungen ins Hochdeutsche.
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[Bearbeiten] Geschichte
Das Ohnsorg-Theater wurde 1902 durch Dr. Richard Ohnsorg (* 3. Mai 1876 in Hamburg; † 11. Mai 1947 in Hamburg) als niederdeutsche Bühne unter dem Namen „Dramatische Gesellschaft Hamburg“ gegründet. Es wurde 1906 in „Gesellschaft für dramatische Kunst“ und 1920 in „Niederdeutsche Bühne Hamburg e. V.“ umbenannt. Nachdem man zuvor auf wechselnden Bühnen und in beengten Verhältnissen spielen musste, stieg im Nationalsozialismus das Verständnis für das Anliegen der Förderung niederdeutscher Kultur und 1936 konnte das Theater das ehemalige Kleine Lustspielhaus in den Großen Bleichen beziehen. 1946 erhielt die Bühne den Namen Richard-Ohnsorg-Theater. Heute ist das Ohnsorg-Theater eine GmbH, Eigentümerin ist die Freie und Hansestadt Hamburg. Das Theater wird zur Zeit mit rund 1,6 Millionen € pro Spielzeit subventioniert.
Seit 1954 werden Aufführungen des Ohnsorg-Theaters im deutschen Fernsehen gesendet. Um auch außerhalb des niederdeutschen Sprachraums verstanden zu werden, wird bei den Fernsehaufzeichnungen jedoch kein reines Niederdeutsch gesprochen, sondern eine stark norddeutsch eingefärbte Form des Hochdeutschen, genannt Missingsch. Die erste Fernsehsendung erfolgte live am 13. März 1954 mit dem Stück „Seine Majestät Gustav Krause“ aus dem Bunker des NWDR am Heiligengeistfeld. Später fanden die Aufzeichnungen direkt im Theater statt. Viele davon sind mittlerweile auch auf Video und DVD erschienen.
Insbesondere durch die Fernsehaustrahlungen in den 1960er- und 1970er-Jahren wurde das damalige Ensemble, u.a. mit Heidi Kabel, Henry Vahl, Ernst Grabbe, Karl-Heinz Kreienbaum, Heidi Mahler, Erna Raupach-Petersen, Edgar Bessen, Jochen Schenck, Otto Lüthje oder Jürgen Pooch, bundesweit bekannt und die Akteure fanden auch Rollen in Kinofilmen und Fernsehspielen. Erst nach dem Erfolg der „plattdeutschen“ Theaterstücke, begannen dann die Sender der ARD auch bayerische Theaterstücke (Komödienstadel) und Stücke aus dem Theater von Willy Millowitsch (Köln) zu senden, die allerdings ebenfalls „verhochdeutscht“ wurden. In einer Sondersendung zur ARD-Fernsehlotterie traten 1968 Heidi Kabel und Willy Millowitsch zusammen in dem Theaterstück „Die Kartenlegerin“ auf, mit einer kurzen Gastrolle des Sängers und Schauspielers Freddy Quinn.
Nach Richard Ohnsorgs Tod waren u. a. Hans Mahler, Günther Siegmund und Konrad Hansen lange Zeit Intendanten des Theaters. Heute ist es Christian Seeler.
1996 drehte der NDR eine Familien-Fernsehserie unter dem Titel „Die Ohnsorgs“, an der die damaligen Schauspieler des Theaters teilnahmen.
[Bearbeiten] Ehrungen
2005 erhielt das Ohnsorg-Theater den Pegasus-Preis, mit dem seit 1999 in jedem Jahr ein Hamburger Privattheater ausgezeichnet wird.
[Bearbeiten] Plattdeutsche Autoren im Repertoire
Hinrich Wriede, Walter A. Kreye, Konrad Hansen, Gorch Fock, Karl Bunje
[Bearbeiten] Bekannte Aufführungen (Auszug)
- Meister Anecker
- Strandräuber
- Verteufelte Zeiten
- Tratsch im Treppenhaus
- Das Hörrohr
- Kein Auskommen mit dem Einkommen
- Der möblierte Herr
- Opa wird verkauft
- Schneider Nörig
- Zwei Engel
- Der Bürgermeisterstuhl
- Männer sind auch nur Menschen
- Das Kuckucksei
- Das Piratenstück
- Eine Frau für den Klabautermann
- Doktor Puust
- Der Lorbeerkranz
[Bearbeiten] Bekannte Schauspieler des Ensembles
- Edgar Bessen
- Manfred Bettinger
- Ingrid von Bothmer
- Uwe Dallmeier
- Robert Eder
- Helga Feddersen
- Ernst Grabbe
- Ursula Hinrichs
- Fritz Hollenbeck
- Erkki Hopf
- Heidi Kabel
- Heini Kaufeld
- Sandra Keck
- Oskar Ketelhut
- Herma Koehn
- Karl-Heinz Kreienbaum
- Heinz Lanker
- Otto Lüthje
- Heidi Mahler
- Ulla Mahrt
- Meike Meiners
- Karl-Ulrich Meves
- Eri Neumann
- Jürgen Pooch
- Erna Raupach-Petersen
- Werner Riepel
- Jens Scheiblich
- Jochen Schenck
- Wolfgang Schenck
- Walter Scherau
- Hilde Sicks
- Christa Siems
- Uta Stammer
- Hanno Thurau
- Hans Timmermann
- Henry Vahl
- Bruno Vahl-Berg
- Carl Voscherau
- Jasper Vogt
- Christa Wehling
- Gisela Wessel
[Bearbeiten] Literatur
- Gerd Spiekermann: 100 Jahre Ohnsorg-Theater. Hamburg: Verlag Die Hanse. ISBN 3-434-52600-5 (Buch mit CD).
- Walter Ruppel: Almanach 1986 bis 1994. Ohnsorg-Theater. Hamburg: Peschke Verlag 1994. ISBN 3-930414-01-5.
- Jürgen Köhlert, Jutta, Duhn-Heitzmann: Das Ohnsorg-Theater. Chronik eines fröhlichen Hauses. Hamburg: Rasch und Röhring, 1990. ISBN 3-89136-373-7.
- Walter Deppisch: 75 Jahre Ohnsorg-Theater. Hamburg: Ohnsorg-Theater, 1977.
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 53°33'8.89"N 9°59'20.60"E